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Was Böhmermann und die AfD gemeinsam haben

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So, Ihr Lieben, heute lernen wir mal was über die Basis-Funktionen der Online-PR. Ich will, dass dieser Artikel von möglichst vielen Menschen gelesen wird, also wird hier erstmal ein Suchmaschinenporno abgefackelt: Böhmermann und AfD in einer Headline (Google Trends sagt: Volltreffer!), da kann man sich schon mal selbst auf die Schulter klopfen. „Panamapapers“ hätte noch gefehlt, ist jetzt aber allein durch die Erwähnung logischer Bestandteil dieses Artikels – oh Yeah!

Ich will stattfinden, du willst stattfinden, alle wollen stattfinden. Und das geschieht durch Erwähnung. Heißt: Wenn die Staatsanwaltschaft und sogar die Kanzlerin (!) über Böhmermann reden, dann ist das einmal mehr ein Champions-League-Sieg in Sachen stattfinden für den Mann, dem ich auf ewig dankbar sein werde, dass er mal endlich Stimmung in die Bude bringt. Der kluge PR-Manager in eigener Sache setzt dabei auf die Kraft der Attention Economy, in der Kritiker und Kritisierte sehr eng den Aufmerksamkeits-Boogie tanzen. So ist es für einen Staatsanwalt der Sex in Tüten, wenn er beim Sektchen mal kurz anklingen lassen kann: Ach, der Böhmermann, den hatte ich auch mal.

Das heißt aber auch: Wer will, dass Jan Böhmermann mit seiner Schmähkritik jetzt endlich mal auf die Fresse fällt, der sollte eigentlich nicht drüber reden.

Bei der AfD ist es das Gleiche in Braun: Beatrix „Like My Status“ von Storch knallt im Wochentakt via Facebook Aufreger raus und ist damit nichts anderes als Jan Leyk in Reiterhosen. Der kalkulierte Reflex lautet „WIR MÜSSEN DIE IGNORIEREN, SONST MACHEN WIR DIE GROSS!“, und das aus so vielen großen und kleinen Kehlen, dass man sie beim besten Willen nicht mehr ignorieren kann. PR-Biest Ryan Holiday schreibt dazu in in seiner sehr empfehlenswerten Bullshitter-Bibel „Trust Me, I'm Lying: Confessions of a Media Manipulator“:

“According to the story, 'the most powerful predictor of virality is how much anger an article evokes' . I will say it again: The most powerful predictor of what spreads online is anger.”

Gar nicht mal so überraschend, was? Markus Lanz, der TV-Moderator, der sogar mal per Petition von seinem Arbeitgeber gefeuert werden sollte, beobachtete eine bezeichnende Art der Adressierung der an ihn gerichteten Kritik. Nicht mal 20 Personen kritisierten ihn persönlich per Mail, dagegen standen Hunderttausende, die es über Twitter oder einen Facebook-Status taten. Die kluge Zusammenfassung des Moderators: Die reden nicht mit mir, sondern mit ihrer Peer Group. Die sagen nicht „Hey Moderator, Du solltest was ändern.“ sondern „Hey Freunde, hiermit verkünde ich Euch offiziell und feierlich, dass auch ich ein kritischer Geist bin. Und checkt diesen Gag zum Thema. Ich bin nämlich nicht nur kritisch, sondern auch lustig.“

So funktioniert's, und das wissen wir doch auch alle. Für einen Comedy-Autoren wie mich ist die AfD ein Geschenk des Himmels. Ebenso knallen bei vielen Kritikern die Korken, wenn Jan Böhmermann von Merkel Schimpfe kriegt – beim Neo Magazin Royale selbstredend am lautesten. Also, liebe Leser: Wenn Ihr eine Person oder eine Organisation scheiße findet, dann erzählt es keinem. Und jetzt teilt diesen fucking Artikel!

 

Der Gagschreiber und Blogger Christian Brandes schreibt auf unserem Lieblings-Linkschleuder-Blog Schlecky Silberstein über die lustigen und kuriosen Dinge im Internet. Hier erklärt er einmal im Monat, was er dabei gelernt hat oder was ihm ums Verrecken nicht in die Birne will.

 

Mehr zu Böhmermann und der AfD hier:

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