Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Für nur knapp 3000 Dollar kannst auch du auf (Weih-)Wasser gehen

Dieser neue Schuh ist wohl das abwegigste Design von allen. Oder?
Foto: Screenshot/Jesus Shoes

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Endlich ist er da: Der Turnschuh für Menschen mit Messias-Komplex. Der Bequem-Schuh für Marathon-Pilger und Gottesdienst-Rekordhalter. Der Schuh, auf dessen Sohlen man geht wie Jesus Christus persönlich – auf Wasser. Was auf den ersten Blick nach einem der größten blasphemischen Fehlgriffe aussieht, den sich ein Modeunternehmen in den letzten Jahrzehnten geleistet hat, ist tatsächlich eine sehr schräge Aktion einer kleinen Firma für Produktdesign aus New York.

Das Label MSCHF (gelesen wie „mischief“, also Unfug oder Unheil) hat schon durch andere subversive Aktionen Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Sie erfanden die Schriftart „Times Newer Roman“, die ein klein weniger breiter ist als die bisher bekannte. Außerdem entwickelten sie eine App, mit deren Hilfe man Netflix bei der Arbeit anschauen kann und dabei so tun, als wäre man gerade in einer Telefonkonferenz.

Ihr neuestes Projekt ist nun aber eben der „Jesus Shoe“: Ein Sneaker, dessen Luftkammern-Sohle mit 66 Kubikzentimeter Wasser aus dem Jordan gefüllt ist. Damit es auch nicht Eingeweihten auffällt, ist das Wasser hellblau gefärbt. Außerdem ist ein Kruzifix in die Schnürsenkel eingearbeitet. Diese sehr speziellen Jesus-Latschen sind eigentlich Nike Air Max 97, die in der Normalo-Version für knapp 130 Euro über den Ladentisch gehen. Wer auf Weihwasser gehen möchte, muss ein wenig tiefer in die Taschen greifen.

Aber wie uns schon einige Geistliche (Markus, Lukas, Matthäus, etc. pp.) einzubimsen versuchten: „Eher geht ein Kamel durch eine luftgefüllte Schuhsohle (vulgo: Nadelöhr), als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Weshalb man die 2740 Euro plus 15,93 Euro Versand also unbedingt loswerden und einfach als Investition in ein Plätzchen neben Petrus betrachten sollte.

 Mit diesem Projekt wollten die Macher die etwas aus den Fugen geratene „Collaboration Culture“ kritisieren und gleichzeitig auf die Schippe nehmen. Der Vertriebschef von MSCHF, Daniel Greenberg, erklärte der New York Post die Idee hinter dem Schuh: „Wir wollten damit zeigen, wie absurd diese ‚collab culture‘ geworden ist, wenn die Firma Adidas Schuhe verkauft, auf denen Werbung für eine Getränkefirma gemacht wird, die Eistee verkauft.“ Bei der Überlegung, welcher Influencer für eine Zusammenarbeit in Frage käme, fiel ihnen gleich einer der einflussreichsten Menschen in der Geschichte ein: Jesus.

„Wir fragten uns, wie eine ‚Collaboration‘ mit Jesus Christus aussehen würde“

„Wir fragten uns, wie wohl eine ‚Collaboration‘ mit Jesus Christus aussehen würde. Ich als Jude wusste im Prinzip nur, dass der Typ auf Wasser gehen konnte.“ Also besorgten sie sich über Kontakte aus Israel Wasser aus dem heiligen Fluss Jordan, ließen es von einem Priester weihen und spritzten es in die Luftkammern der Sohle. MSCHF hat bisher knapp 25 Paar Schuhe auf diese Weise zu Jesus-Sneaker umgewidmet. Nike hatte mit dieser sehr speziellen „Collaboration“ nichts zu tun.  

Allerdings kann man annehmen, dass eine ernstgemeinte Version der „Jesus Shoes“ nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. Immerhin verlässt Justin Bieber nur noch in Begleitung seines persönlichen Pfaffen das Haus, Pastoren von Super-Churches predigen in 3000 Dollar-Sneakers Wasser und Brot und Kanye West lässt seine sonntäglichen Besinnungsversammlungen via Social Media in die Welt übertragen. Da dürfte auch in der Modeindustrie angekommen sein, dass viele eifrige Christen eine zwar kaum erschlossene, aber doch zahlungskräftige Zielgruppe sind.

chwae

  • teilen
  • schließen