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Fünf Menschen, die dich in Bus und Bahn anquatschen
Einige Menschen treibt die räumliche Enge in öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommunikativen Höchstleistungen an. Diese fünf Anquatscher sind auch dir sicher schon mal in Bus und Bahn begegnet.
1. Die redselige Oma
So sieht sie aus
Sie trägt Karorock und Schluppenbluse, ihr gemusterter Stockschirm lehnt an der Wand. Obwohl sie aufmerksam durch ihre Apotheken Umschau blättert, hat sie das Geschehen um sich herum stets im Blick. Die Papiertüte des Feinkostladens, in dem sie gerade eingekauft hat, hält sie fest in ihrer Hand. Man hat ja bei Aktenzeichen XY schon so einiges gesehen.
So fängt’s an
„Junge Frau, Ihre Tasche ist offen. Da kann ja jeder reinlangen!“
Das will sie wirklich
Sie möchte einfach mal über den Baufortschritt des neuen Einkaufzentrums sprechen oder eine Wetterprognose für die nächsten Tage abgeben. Da ihre Freundin Anneliese heute nicht im Bus sitzt, muss sie ihren Nachmittagsplausch eben mit jemand anderem abhalten.
Es wird unangenehm...
... als sie anfängt, von ihrer Gicht und der Thrombose zu erzählen. Und dass sich ihre Enkel schon so lange nicht mehr bei ihr gemeldet haben, ist wirklich eine Sauerei. Schnell, ein neues Thema muss her, bevor sie anfängt zu weinen!
So endet’s
Du hast Mitleid und weil du nicht befürchten musst, dass sie Handynummern austauschen will, hältst du tapfer durch. So eine liebe Oma, denkst du – bis sie sagt: „Dass da jetzt immer die ganzen Ausländer am Bahnhof rumhängen...“ An diesem Punkt gibst du vor, am nächsten Halt aussteigen zu müssen. Auch, wenn das nicht stimmt.
2. Der Meckerer
So sieht er aus
Er trägt einen olivfarbenen Anorak, den Fan-Schal des lokalen Fußballvereins, Wollsocken und Fake-Crocs. In seinem Einkaufstrolley klappern Glasflaschen.
So geht’s los
„Kann doch nicht wahr sein, jetzt haben die die Preise schon wieder erhöht! Finden Sie das etwa gut?“
Das will er wirklich
Er ist der klassische Wutbürger. Die verspätete U-Bahn, die handysüchtige Jugend oder die politische Lage – er findet immer einen Grund, um sich aufzuregen.
Es wird unangenehm...
... wenn er durch sein Gemeckere die Blicke sämtlicher Mitfahrer auf sich zieht – und damit auch auf dich. Unglücklicherweise gilt beim Meckerer die Regel: Wie man’s macht, macht man’s falsch. Stimmst du ihm zu, fühlt er sich angespornt. Gibst du ihm kontra, erst recht.
So endet’s
Du ignorierst ihn. Erst einmal redet er unbeirrt weiter – bei diesem Gespräch geht es ja ohnehin nur um ihn. Aber so ganz ohne Reaktion macht ihm sogar das Meckern wenig Spaß. Irgendwann schnaubt er kurz, dreht ab und sucht sich einen neuen Gesprächspartner.
3. Das neugierige Kind
So sieht es aus
Emma trägt nur einen Schuh, den anderen hat sie sich während der stundenlangen Zugfahrt irgendwo zwischen den Sitzreihen 50 und 70 abgestreift. Mit Eiskönigin Elsa-Shirt und zerrupftem blonden Zopf schmiegt sie sich an den Sitzbezug und streckt ihre Arme zwischen den Rückenlehnen hindurch.
So geht’s los
„Wie heißt du?“
Das will es wirklich
Unterhalten werden. Emmas Eltern sind heilfroh, dass sich ihre Tochter nach vier anstrengenden Stunden Fahrt endlich mal mit Fremden beschäftigt.
Es wird unangenehm...
... wenn man Emma nach zwei, drei Runden „Was ist das?“ und „Was machst du?“ gerne abwimmeln möchte. Denn das gleicht einem Spießrutenlauf: Du stößt nicht nur die Vierjährige vor den Kopf, sondern die Eltern gleich mit. Und eigentlich alle, die in Hörweite sitzen. „Wie unfreundlich, das ist doch nur ein kleines Kind“, denken die Mitfahrer, wenn du um Ruhe bittest. Insgeheim sind sie aber erleichtert, dass Emma nicht ihre Sitznachbarin ist.
So endet’s
Du appellierst unauffällig an das Gewissen der Eltern: „Mensch, du bist ja wirklich so ein süßer Fratz, aber ich muss jetzt dringend für meine Prüfung lernen!“ Und die Mutter sagt: „So Emma, jetzt lassen wir die nette Frau mal in Ruhe lernen!“ und seufzt.
4. Der Socializer
So sieht er aus
Geflochtenes Lederarmband, Kapuzenpulli mit dem Logo der örtlichen Uni, blonder Surfer-Look und ein Lächeln wie aus der Zahnpasta-Werbung. Er ist ständig auf der Suche nach Blickkontakt.
So geht’s los
„Hi, heiße Paul! Und du?“
Das will er
Jeder Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag – so lautet Pauls Lebensmotto. Er ist überzeugt davon, dass man überall und jederzeit Freundschaften knüpfen kann und sammelt Handynummern, Facebook- und Instagram-Kontakte. Falls sich spontan ein Date ergeben sollte, wird Paul sicher nicht ablehnen.
Es wird unangenehm...
... als Paul erzählt, dass er neu in der Stadt ist und hier noch nicht so viele Leute kennt. Denn eigentlich heißt das, er sucht dringend Anschluss. Das Problem: Obwohl du genervt bist, kannst du nicht so richtig schroff zu Paul sein – er ist einfach zu nett.
So endet’s
Hier hilft: gut zureden. „Warte mal, bis das Semester so richtig startet . Sicher lernst du dann ganz viele Leute kennen!“ Wenn er sich dann für Samstag verabreden möchte, muss eine Notlüge her: „Am Wochenende bin ich leider gar nicht hier, ich fahre zu meinen Eltern aufs Land!“ Aber klar, wir bleiben in Kontakt!
5. Der totale Creep
So sieht er aus
Er ist Mitte 40 und trägt einen Trenchcoat, außerdem eine graue Herrenhandtasche und Krokodilleder-Slipper, also Mode-Accessoire aus längst vergangen Jahrzehnt. Dein Gefühl sagt dir: Der hat definitiv das Zeug zum Serienkiller.
So geht’s los
„Haben Sie schon den neuen Woody Allen-Film gesehen?“
Das will er wirklich
Anscheinend ins Kino. Warum er dazu aber abends Frauen anspricht, die halb so alt sind wie er, bleibt sein Geheimnis. Du wirst das Gefühl nicht los, dass du ohne Organe in einer Badewanne voller Eis endest, wenn du dich auf seine angedeutete Einladung einlässt. Du antwortest also: „Nein.“ Doch er lässt nicht locker: „Würden Sie den Film denn gerne sehen?“ „Nein.“ Er, etwas enttäuscht: „Schade, sonst hätte ich Sie jetzt ins Kino eingeladen.“
Es wird unangenehm...
Es wird nicht unangenehm. Es ist unangenehm. Ab Sekunde Null.
So endet’s
In einem Punkt unterscheidet sich der Creep ganz klar von den anderen Anquatschern: Scheitert sein Kommunikationsversuch nach kurzer Zeit, gibt er vorerst auf. Das hindert ihn aber nicht daran, den Rest der Fahrt ständig zu dir rüber zu schielen.