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Von wegen München! So legte Flirtluder Sabine treuen Bayern rein.
Turner - Musik für Flughafenschläfchen (Foto: Ladomat2000) Turner – Slow Abuse (Ladmomat 2000 / Mute) Wie oft habe ich schon den lieben Gott, meine Mitmenschen, die Fachkollegen und die freundlichen Plattenfirmenmitarbeiter gefragt, wann denn bitte endlich endlich ein neues Turner-Album kommt? Gebettelt habe ich und gehadert und manchmal auch geträumt, wie es wohl sein würde. Zum Beispiel einmal mit diesem Mädchen, mit dem ich so gerne Alkohol trinken gehe. Da haben wir festgestellt, dass wir das letzte Turner-Album „A Pack Of Lies“ damals denselben Winter lang andauernd gehört haben. In verschiedenen Städten noch, einander nicht kennend, aber ähnlich angerührt von den zarten Liedern. Da waren wir beide nicht schlecht überrascht. Das neue Album „Slow Abuse“ (hier kann man es anhören) ist nicht so arg anders als die bisherigen Stücke von Herrn Turner, aber das wäre ja auch noch schöner. Nee, der soll mal ruhig weiter diese wahnsinnig guten Emotronic-Großstadt-Einsamkeits-Lieder raushauen. Einziger Unterschied vielleicht: Der Gesang ist weniger mit Effekten bearbeitet als bisher, und wirkt dadurch noch nackter und intimer, hat aber immer noch diese nette Mühelosigkeit und den deutschen Akzent. Es gibt keine bessere Musik, um morgens an verschneiten Sportplätzen vorbeizulaufen oder auf Flughäfen zu schlafen. Ein Hammeralbum, von dem man wieder Jahre wird zehren können. Das muss ich mal schleunigst dem Turner-Mädchen sagen. Bestellen bei: Amazon oder Mediathek Na Sabine, wie sieht’s aus in München?! – Eine Flasche Musik (Lolila) Ein bisschen weniger schwermütig: Na, Sabine, wie sieht’s aus in München?!, deren Bandnamen wir bereits mehrfach bestaunt, bewundert und lobend besungen haben. Die Musik ist oft etwas übungsraumig scheppernd-schleppend, aber das ist okay, denn tighte Profis gibt es ja auch schon sehr viele. Gute Songtitel wie „Darf Sabine spielen kommen?“ oder „Allgemeinplätzchen“ sind ja auch schon die halbe Miete, na ja, zumindest die Nebenkosten. Hausmeister, Müllabfuhr und so kann man damit locker bezahlen. Auch schön: dass sich die Band, die ja eben nicht aus München, sondern aus Düsseldorf kommt, alten Genres wie der Samba, dem Foxtrott und alldem anderen annimmt, das lange Zeit so hässlich unter dem Titel „Easy Listening“ subsumiert wurde. Querverweiser denken da geschwind an die Moulinettes - und haben Recht damit. Ach ja, die Bassistin von NSWSAIM(von denen ich gerade nicht weiß, ob sie so abgekürzt werden wollen, ist mir aber voll egal) spielt bei den ebenfalls guten Souls Off Fire, wo sie mit anderen jungen Düsseldorfern Slowdive-Musik macht. Bestellen bei: Amazon oder Mediathek Freak Show – The Real Gigolo History Movie (International Deejay Gigolo) Manchmal dürfen ja auch DVDs hier bei uns im CD-Karussell mitfahren. Aber nur, wenn ordentliche Musik drauf ist, logo. Bei „Freak Show“, dem 150. Release des Münchner Labels International Deejay Gigolo Records ist das definitiv der Fall. 25 Videos von DJ Hell und Tiga über Fischerspooner und Miss Kittin bis zu Mount Sims und Tuxedomoon – darunter jede Menge ungesehener und seltener Kram. Dazu diverse Liveauftritte und –schnipsel und der 69-minütige Hauptfilm „Freak Show“. Von München nach Mexiko, Berlin, Barcelona und Detroit geht die Reise und im Grunde lebt die DVD von einer Person: Helmut Josef Geier. Der Helli. DJ Hell. Die Dokumentation ist voller lustiger Topmomente, zum Beispiel, wenn Hell in seinem unnachahmlichen Dialekt sagt: „Oben ist die Flyer-Ausstellung und unten ist immer so Talking“. Oder sich auf einem US-Highway beschwert, den Bundesligaspieltag zu verpassen. Wer spielt denn? „Ja, olle“. Natürlich wirft sich der Gigolo-Jet-Set auch immer tüchtig in Pose, aber eben immer spielerisch, lustig, slick augenzwinkernd. Jetzt aber schnell noch mal das Video von Mount Sims „How We Do“ ansehen, kann man gar nicht oft genug gucken – und hören. Devendra Banhart – Cripple Crow (XL Recordings) Der Neo-Folker, den jeder zu lieben liebt. Insofern, so eine Art musikalischer Bill Murray. Aber bevor wieder alle auf die Barrikaden gehen: „Cripple Crow“ ist ein sehr schönes Album mit stattlichen 22 Liedern, die zwar manchmal nur 90-sekündige Skizzenlänge erreichen, aber das ist ja (vgl. Pavement, Badly Drawn Boy) oft eher ein Anzeichen für ideenüberfließendes Genius als für Faulheit oder Unvermögen. „Dragonflys“ zum Beispiel. Nicht mal eine Minute lang –und besser als die acht Alben, die manche Band in ihrer ganzen Karriere zusammenwurschtelt.Dazu: Schöne Schrullentexte wie „Paul McCartney and Ringo Starr are the only Beatles in the world / Do you feel like dancing are you getting hung / Do you wanna be my girl”. Ach so: Schöne Sergeant-Pepper-Referenz auf dem Cover. Bestellen bei: Amazon oder Mediathek oder ITunes Bernadette La Hengst – La Beat (Trikont) Am Anfang klingt es ein bisschen wie das Bailefunkweltmusikbigbeatdancehall-Chaos von M.I.A., aber dann macht Bernadette relativ stringent dort weiter, wo sie mit dem letzten Album „Der beste Augenblick in deinem Leben“ aufgehört hatte. Engagierte deutsche Popmusik, elektronisch hochgebockt und mit Seele und einem ganzen Arm voller guter Melodien gesungen. Themen: Copyright, das Kollektiv, Freiheit, arbeitslos und trotzdem glücklich, Globalisierung, Utopien, Frauenbild, Virenprogrammieren, Kinderkriegen, Berlin, Neoliberalismus, öffentlicher Raum, etc. Das ganze Paket eben. Bestellen bei: Amazon oder Mediathek oder ITunes Celest – Take It In Your Stride (Little Teddy Recordings) Ein grundsätzliches Problem: Was und wie über eine Band schreiben, die man privat, sei es aus Tresenzusammenhängen oder um mehrere Liebschaftsecken herum oder am dicken Ende noch aus der Kantinenschlange kennt? Strenger sein als normal? Oder alles jubelnd durchwinken? Sich in Objektivität versuchen, die es ja – hey, Superphrase – gar nicht gibt? Celest aus München machen klassischen BritBritBritpop aus dem Lehrbuch. Die Gitarren werden sauber durchgestrummt, die Hooks mit der Schöpfkelle ausgeteilt und live wird bestimmt so aufgedreht, dass selbst schon halb taube Konzertveteranen am nächsten Tag Ohrenpfeifen haben. DJ Tomekk – Numma Eyns (EMI) Deutschlands zu Recht meistgehasster Hiphop-Playa holt sich für das neue Werk mit Fler ein bisschen Provokation und mit Snoop ein bisschen Credibility vom Fass. Wenn’s nicht zu einfach wäre, würde man gerne hollern: „Step endlich vom Mic, Nutte“. Bestellen bei: Amazon oder Mediathek oder ITunes Curumin – Achados E Perdidos (Anti / SPV) Nach Devendra Banhart der zweite Typ in diesem Reigen mit schicker Globalbiografie: Luciano Nakata Albuquerque. Bennant nach einer Stadt in New Mexico, geboren in Brasilien, die Eltern spanische rund japanischer Abstammung. Und so hört es sich auch ein: Eine abenteuerliche Reise in einem verrückten Gummiboot vom Samba-Delta über die Folkpop-Stromschnellen zu den Funk-Fällen mit Happy-End im Hiphop-See. Schon gut, aber halt auch ein bisschen ruhelos. Bestellen bei: Amazon oder Mediathek oder ITunes Smokehand – The Last Train (FF Vinyl / Broken Silence) Die vielleicht sinnloseste Funktion bei iTunes ist ja die Spalte „Musikrichtung“. Bei Smokehand steht zum Beispiel Jazz drin. Was meiner Meinung nach nicht richtig stimmt. Aber schreib ich jetzt rein: „Mittelspannender Düsterpop mit Lounge-Einschlägen, schwarzer Krawatte und David Lynch in der Videosammlung“ oder was? Vielleicht ein bisschen zu lang. Ganz okay, was die da machen, aber nicht mehr. V.A. – Café Sputnik .- Electronic Exotica From Russia (Eastblok Music) Bizarrer Sampler, der zeitgenössische Künstler vereint, die sich von russischer Instrumentalmusik der Siebziger inspirieren lassen. Da fiept das Theremin, da röhrt der Moog-Synthesizer (oder wie der Sowjetnachbau eben hieß). Einerseits faszinierend, andererseits ist man des Konzepts „verrückte Fundstücke der Musikgeschichte aus touristisch wenig erschlossenen Ländereien“ ein wenig überdrüssig. Bestellen bei: Amazon oder Mediathek Außerdem erscheinen diese Woche: Absynthe Minded – New Day (Keremos Records) Bestellen bei: Amazon oder Mediathek oder ITunes Appareil – Judas Kiss (Lobotom Records De Stijl – Details (NONS Records) Bestellen bei: Amazon oder Mediathek Gods Of Blitz – Stolen Horse (Four Music) Bestellen bei: Amazon oder Mediathek oder ITunes Ikaros – Speak Music (Kasual Records) Bestellen bei: Mediathek oder ITunes Jay-Jay Johanson - Rush (Labels) Jermaine Dupri – Young Fly And Flashy Vol. 1 (EMI) Bestellen bei: Amazon Johanns Wallmark & The Wildflowers – Akron OH (Grammofon Bolaget) Bestellen bei: Amazon oder Mediathek Lada – Invitation (Waggle-Daggle Records) Mardi Gras.bb- Introducing The Mighty Tree (Hazelwood Vinyl Plastics) Bestellen bei: Mediathek Mr. Oizo -Moustache-Half a Scisso (F Communic) Nervous Nelli – Don’t Think Feel (Go Cart Records) Oceansize - Everyone Into Position (Beggars Banquet) Bestellen bei: Amazon oder ITunes Petra Jean Phillipson – Notes of Love (EMI) Bestellen bei: ITunes Prince Paul - Hip Hop Gold Dust (Sanctuary) Bestellen bei: Amazon oder Mediathek Revolverheld - Revolverheld (Sony BMG) Bestellen bei: Amazon The Lovethugs – Babylon Fading (Rainbow Quartz / MMS) Bestellen bei: Amazon oder Mediathek V.A. – Die Weiße Massai OST (EMI) Du möchtest dir diesen Text vorlesen lassen? 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