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Stopf die Fugen deiner Alltagsexistenz doch mit Kaugummi!
Foto: hilaryduff.com The Wrens - The Meadowlands (Lo-Max Records/BB*ISLAND) Ich weiß, was die Wrens sagen. Sie sagen: „Ey, wir haben schon lange keine richtig gute Oldschool-Indiepop-Scheibe mehr gehört. Wir machen selber eine. Yeah!“ Kluge Worte, vernunftbegabte Typen. Das, was rausgekommen ist, kann man gut gebrauchen, vorrausgesetzt man kann sich zwischen Ben Folds Five und Pavement etwas denken. Zurückgelehnt das Holz geschrubbt und schön den New-Jersey-Komplex vertont. Als wäre diese Musik schon ewig in deinem Plattenschrank gestanden und du hast sie nur seit 1999 nicht mehr gehört. Bestellen bei oder Amazon Billy Mahonie - Found (oof! Records) Der Name legt nahe, dass es sich hier um einen nietigen Iren mit dem Hobbies Singing/Drinking/Songwriting handelt. Ist aber falsch. Billy Mahonie sind eine super Rockband aus London, die noch superber ist, weil sie überhaupt nicht klingt wie alle anderen Londoner Rockbands. Sie praktiziert perfekt das, um die Jahrtausendwende recht beliebte und mittlerweile schon wieder abgedrängte, Genre der „Weilheimer Instrumentalmusik“. Also hochkomplexe lange Gitaren-Bass-Schlagzeug-Kompositionen, mal fast jazzig wie bei Enders, dann wieder solide treibend wie bei Modest Mouse. Im letzten Seminar hat auch jemand Yo La Tengo gesagt. Jedes Mahonie-Stück umspielt ein ganzes Leben, was eine Wohltat ist, angesichts von zeitgenössischen Hip-Bands, deren ganze Existenz nur aus einem Stück zu bestehen scheint. Man braucht natürlich Muße für so eine Platte, aber auch nicht zu viel, denn sie legt sich sanft in alle Fugen und Zwischenräume, die man in seiner Alltagsexistenz offen lässt. Und es ist erstaunlich, dass eine rein instrumentale Platte derart berührt, dass man sich hinterher nicht sicher ist, ob da nicht doch jemand zu einem gesprochen hat. Bestellen bei: Amazon Hilary Duff - Most Wanted (EMI) Sehr gut, im Pressetext dieser Platte wird die ersten fünf Absätze nicht über Musik geredet, sondern nur darüber, wie unfassbar erfolgreich Miss Duff in den USA bereits ist. Und dass Deutschland sich daran doch bitte mal ein Beispiel nehmen könnte, sonst wird das niedliche Blondchen borstig. Das wäre schlecht für die vielversprechende Hollywood-Karriere, die Hilary Duff auch macht, nebenbei. Neben was? Ach ja, neben der Musik, eine Schallplatte randvoll mit Liedern hat Hilary Duff eingesungen. Bei all dem schlecht gemischten Indie-Mist, den ich die ganze Zeit höre, bin ich immer ganz erstaunt, wie tight eine richtig professionelle Diamant-Studio-Produktion klingt. Als hätte ich neue Kopfhörer oder ein zusätzliches Ohr – so glatt und sauber alles! Die Lieder hier funktionieren so: Etwas, das früher vielleicht mal ein Riff von New Order war, wird durch den Disney-Filter gequetscht und dient dann als Tür in ein Lied, das mit Knatschgummi-Klingelton-Melodien sehr hübsch zusammengebaut wurde. Und daran gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Muss man allerdings nicht kaufen, kommt sicher bald im Radio und zwar kostenlos (na ja, nicht ganz wg. GEZ) Bestellen bei: oder Amazon OST - Harry Potter (Warner) Die ganzen Soundfiles mit Namen wie „Hogwart’ March“ und „Voldemor“ überspringe ich mal besser, um zu den drei Liedern am Ende der Platte zu kommen, die von Jarvis Cocker und seiner Skatrunde beigesteuert wurden. Da knospen gleich die alten Pulp-Pusteln wieder auf. Der Jarvis! Huihui. Man mag ja einfach diese Stimme unfassbar gern, oder geht das nur mir so? „Do the Hippogriff“ ist eine Art Rocky-Horror-Time-Warp in ästhetisch, mit gut viel Scheiß. „This is the Night“ rumpelt eher auf des toten Manns Kiste umher und macht küssen mit Syd Barrett. Am hübschesten ist eigentlich das feierliche „Magic Works“, das klingt wie aus bester „This Is Hardcore“-Zeit und Jonny Greenwood an der Gitarre kriegt ja immer Fleißbildchen. Pulp und Radiohead machen also hier mit drei Songs ein richtiges Musical. Das ist vielleicht komisch. Bestellen bei: oder Amazon Die Herren Polaris - Meldung machen Eine junge Nachwuchs-Deutschpopband aus Augsburg, die sich einen guten Bandnamen ausgedacht hat und ihre Instrumente sehr gut in Form bringt. Das Problem bei diesen Herren ist das gleiche, das es bei ganz vielen anderen Jungsband-Epigonen in allen mittelgroßen Städten Deutschlands ist – sie nehmen sich zu ernst. Haben Tocotronic sich so wahnsinnig ernst genommen am Anfang? Dem Vernehmen nach nicht. Und die Sportfreunde Stiller schon gar nicht. Ja, auch wenn das keine Vorbilder sind, weil man als Jungsband ja immer fernab aller Schubladen existiert: runter mit den Schwermutshosen! Keine Klavierballaden auf der ersten EP, schon gar nicht, wenn sie „Sommerregenduft“ heißen. Sommerregenduft ist dermaßen out, jeder, wirklich jeder Emomensch fand den Scheißduft seit Mitte der Neunziger schon mal gut. Dabei ist das Lied ja nett, und die Band super, wirklich, ich mag die Herren Polaris. Ich bin nur zornig, weil sie sich selbst so den Weg verbauen, in ihrer verquasten Tourtagebuch-Polaroid-Trainingsjacken-Mentalität, die eine unoriginelle Sackgasse ist. Frei und laut aufgespielt und ihr seid weiter. Außerdem sind erschienen: Tocotronic - Best Of (L’age d’Or) Bestellen bei Amazon The Kings of Nuthin - Punk Rock Rhythm & Blues (I Used to fuck…) Bestellen bei Amazon Ahead to the Sea - Urban Pirate Soundsystem (Wolverine/Soulfood) Bestellen bei Amazon Jazzanova - The Remixes 2002-2005 (Sonar Kollektiv) Bestellen bei Amazon Sulo - Just Another Guy Tryin’ (Smilodon) Bestellen bei Amazon Crème de Menthe - Impossibility Of Eroticism In The Suburbs (diskob) Bestellen bei iTunes Fort Minor - The Rising Tide (Warner) Bestellen bei iTunes We Are The Pushtwangers - And You’re Not (Kooljunk) Bestellen bei Amazon