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Skandal! Dicker Mann am Radebergerstand will Kaimansteuer erhöhen!

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Jede Woche stellen wir an dieser Stelle einige CDs vor, die diese Woche erscheinen. Nicht unbedingt die besten, nicht unbedingt die schlechtesten - sondern einfach die, die wir erwähnenswert finden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Diefenbach machen Sommerfaxen (Foto: Wall Of Sound) Diefenbach – Set & Drift (We Love You / Wall Of Sound) Nicolette – Life Loves Us (Early Records) Max Krefeld – ABC (Echokammer / Hausmusik) The Stands – HorseFabulous (BMG) Draußen, in der echten Welt ist das Sommerloch dieses Jahr ja ausgefallen und Schröder hat uns mit seinem Neuwahl-Stunt immerhin Geschichten von entlaufenen Kaimanen und der Vibratorsteuer erspart. Nur die geilen Horrorstorys vom Handyspanner im Freibad kursieren immer noch, wenn gerade keine Ölscheichs Papsthäuser kaufen. In der kleinen Seifenblase Musikbusiness hat leider niemand das Sommerloch abgeschafft – und so müssen wir auch diese Woche auf die ganz großen Namen verzichten. Macht aber nichts. Denn mit Diefenbach liegt ein Schätzchen in der Schublade, dessen Namen einem zwar noch nicht von jeder Illustrierten vorgeplärrt wird, aber auch das macht ja nichts. Liegt vielleicht auch daran, dass „Set & Drift“ nicht so wahnsinnig zeitgemäß klingt, sich also nicht in diesem Franz Maximo Bloc verortet. Eher elektrosphärisch, ein bisschen wie damals vor hundert Jahren Bands wie Chapterhouse, Slowdive, Sonic Boom oder zuletzt vielleicht Goldfrapp. Wer also mal nicht die immer gleich gestimmten Gitarren hören will (ich persönlich halte es ja vermutlich noch so ein halbes Jahr aus, dann ist Schluss), schaut mal bei den Druggy Bears aus Kopenhagen rein. Manche CDs aus dem Reingehört-Stapel drängeln sich ja so schamlos vor wie Leitende Angestellte mit Schmerbauch am Radebergerstand beim Opern-Open-Air. So wie „HorseFabulous“ von The Stands, das in einer großen, hochformatigen DVD-artigen Hülle aus der Masse rausstechen will. Freundchen, du kommst mal gleich schön nach hinten... Nicolette könnte man von Massive Attacks Album „Protection” kennen, von ein paar Breakbeatkollaborationen – oder auch von ihrem 97er DJ-Kicks-Album. „Life Loves Us“ ist ja schon mal ein astreiner Hippiename für ein Album und auch die Dankesliste liest sich entsprechend: „immensely gracious ... wonderfully affirming ... boundless love ... open loving and grace“. Meine Fresse. Auch die Musik von Nicolette ist so kuschlig, verständnisvoll und herzensgut, dass man sich erst behaglich zurücklehnt und schnurrt wie ein räudiger Straßenkater, der endlich eine Schale Milch hingestellt bekommt. Aber dann kriegt man auch schnell zuviel von der schmeichelnd-piepsigen Stimme und den angekifften Hintergrundschleifen. Nett und geschmeidig – aber mindestens ein halbes Jahrzehnt zu spät. Irgendwo zwischen Keyboard-Demoprogramm, dem Soundtrack alter C64-Spiele, aufgebohrtem Klingeltondesign und White-Label-Elektrozauberbrause oszilliert „ABC“, das Album von Max Krefeld vor sich hin. Der Titel ist dabei insofern programmatisch, als dass es sich um 26 Tracks handelt, die einfach nach den Buchstaben des Alphabets benannt sind. Kleine, anderthalbminütige Skizzen, die einerseits von großem Wissen zeugen, das der Macher sich durch viel Musikhören, Analysieren und Flohmarktstöbern in sein Hirn geschraubt hat. Andererseits von einer großen Faulheit, die Skizzen auszuarbeiten, an ihnen zu arbeiten, zu feilen, Dinge wegzuwerfen und am Schluss einen großen Track herausgeschält zu haben – statt 26 kleiner. Kann man aber durchaus so machen. Denn ein bisschen faul sind wir ja alle. Und wenn sich Max Krefeld mal länger als eine Werbepause konzentriert und sich an die richtig großen Tracks setzt – dann gnade uns allen Gott. So, jetzt hören wir aber doch noch mal bei The Stands rein. Und als hätte man’s geahnt: Uninspiriert runtergeslackte Beatles-im-Countrystadel-mit-Kinksgesang-dafür-ohne-Ideen-Ödnis. Höchst ärgerlich. Außerdem erscheinen diese Woche: Frank Black – Honeycomb (Cooking Vinyl / Indigo) Der alte Pixies-Diktator macht einen entspannten Ausflug nach Nashville und wengelt dort mit alten Recken aus dem Stax-Umfeld ein paar Akkorde durch. Fliegt dann nach ein paar Tagen wieder nach Hause (immer noch Boston eigentlich?) und schafft an so einem langen Wochenende trotzdem mehr Klasse zu hinterlassen als wie The Stands in hundert Jahren. Starfighter – Orion (Kinky Star / Supermusic) Ein Freund liegt mir seit Jahren in Ohren, wie geil Gent sei. Ich hab’s nie geglaubt, bis mir Starfighter aus dem belgisches Städtchen bewiesen, dass er Recht hat. Energieriegel mit Garagenrockgeschmack und ein bisschen Dreck unter den Nägeln. Karl Larsson – Pale As Milk (Bad Taste) Der Sänger von den tollen Last Days Of April jetzt auch solo – die Stimme erkennt man gleich, die Gitarre klingt nach Dinosaur Jr und als ich ihn in einem Interview mal fragte, ob er Fan der vergessenen Schwedenpopper von Popsicle sei, bejahte er, vor Freude auf und ab hüpfend. Auf „Pale As Milk“ hört man’s. Main Concept – Equilirium (Buback Tonträger/Indigo) Fast hat man sie vergessen. Fünf Jahre sind aber auch eine lange Zeit. Jetzt wieder: Main Concept veröffentlichen „Equilirium“. Da klingt sofort die alte Schule in den Ohren: der Münchmob, Klasse 94 und 95, das Debüt-Album „Coole Scheiße“. Das Tollste ist, dass HipHop so immer noch funktioniert – abseits von Fotze-Kacke-Penis-Rap und New-York-Beats. „Equilirium“ ist ein souveränes, ruhiges Album. Ganz ohne Beleidigungen und Anschreien. Fast hätten wir vergessen, dass das geht. Toll. (hannes-kerber) Eric Johnson – Bloom (Favored Nations / Zomba) The Mutts – Live In Dirt (Fat Cat) V.A. – Green Tea Vol. 3 – Red Flower Mix (Blue Flame) Monolake - Polygon Cities (AL!VE) The Duke Spirits – Curts Across The Land ( Universal) Killa Hakan - Semt Semt Sokak (Groove Attack) V.A. – Statements Outta Babylon II (Popup-Records)

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