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Reingehört und aufgeschrieben
www.schiffen.de Jede Woche stellen wir an dieser Stelle einige CDs vor, die diese Woche erscheinen. Nicht unbedingt die besten, nicht unbedingt die schlechtesten - sondern einfach die, die wir erwähnenswert finden. Oma Hans – Peggy (Schiffen) Nach drei Wochen Jahresendzauber und Weihnachts-Compilations sollte es heute eigentlich ganz normal weitergehen. Business as usual: gute Alben von noch besseren Bands. Aber von wegen – das neue Jahr ist noch nicht so ganz aufgewacht, und die Plattenfirmen wissen, dass die Leute jetzt ihre Weihnachtsgeschenke unter dem zunehmend stärker nadelnden Christbaum hervorholen und sich lieber die anhören, als in den Plattenladen zu spazieren und neue Veröffentlichungen zu kaufen. Ich für meinen Teil würde das auch tun, habe nur ein Problem: Meine liebe Tante, die mir eine Robbie-Williams-CD („Escapology“ für die, die es gerne genau wissen) auf den Gabentisch schmuggelte, dachte sich: „Ach, den tätowierten jungen Geck höre ich mir doch vorher selber noch mal an“. Jetzt liegt die CD in ihrer Playerschublade, und ich kann allenfalls das Booklet ansehen. Was mir im Laufe des 2. Weihnachtsfeiertages auch fad wurde. Ich wäre also durchaus erpicht auf neuen heißen Scheiß aus den Studios und Aufnahmekabinen. Doch ich muss mich gedulden. (Gesicherte Erkenntnisse über die Wucht, mit der Robbies Werk bei meiner Tante einschlug, liegen im Übrigen nicht vor). Die einzige neue Platte, über die man diese Woche reden will, ist von Oma Hans. Nein, kein Weihnachtsgeschenk einer seltsam benannten Großmutter. Die Band heißt so. Das Album heißt „Peggy“, und das sind beides so dermaßene Supernamen, dass ich fast durchdrehen möchte – mein voller Ernst. Das Cover (siehe oben) ist dann nicht weniger der Hammer. Denn Oma Hans sind nicht das nächste Kapitel der Aggro-Ghetto-Arschfick-Schule, wie man vielleicht denken mag. Sondern sie zeigen, wie Punk 2005 klingen kann, klingen muss. Umso mehr, wenn die anderen Veröffentlichungen dieser Woche Fitness- und Fetenhits sind. Wer da nur ein bisschen Selbstachtung übrig hat, dreht Lieder wie „Apachen über Hamburg“ oder „Königin der U-Boot-Stadt“ voll auf und weiß mit einem Mal wieder, wo der Feind steht. Und das tut ja manchmal auch ganz gut. EA 80, die Boxhamsters oder auf internationaler Ebene Wipers und Leatherface geben gute musikalische Parameter ab. Und wer weiß, dass bei Oma Hans Mitglieder von Dackelblut, Blumen Am Arsch Der Hölle und Die Braut Haus Ins Auge mitspielen, bekommt auch eine ganz gute Idee, wie das nach einer Zimmerwirtin benannte zweite Oma-Hans-Album „Peggy“ klingt. Klaustrophobischer, düsterer Punkrock ohne bunte Haare, dafür mit einem Glas randvoll mit Perspektivlosigkeit, Durchbeißen und Leid. Auch wenn's wehtut: Eine ganz hervorragende, verzweifelte, zeitgemäße Platte. Zum Abschied eine Textprobe aus dem Lied „Sofa in Singapur“: Regen – ein guter Lauf Öfter schummeln Manchmal lügen Und dann schwitzen wie ein Sofa da in Singapur Oder zittern wie ein Bretterzaun im Tschad Und mit Vollgas in die nächste Scheiße rein Ja, sie kennt es, und sie hat’s so satt Außerdem erscheinen diese Woche: Diverse – Brigitte Fitness: Pilates. Classic New York Style (BMG) Diverse – Dance Max 2005.01 (Edel) Diverse – Pistenhits Apres Ski Hits 2005 (ZYX)