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Reingehört: The Legends, Naomi, Janka und Josh Ottum
The Legends – Facts and Figures (Labrador) Im Januar erst ist das zweite Album „Public Radio“ erschienen und jetzt hat sich Legends-Mastermind Johan Angergård schon wieder zehn neue poppig perlende Stücke aus dem Ärmel geschüttelt. Als 2004 das erste Album der damals acht-, manchmal auch neunköpfigen und phasenweisen Ein-Mann-Band erschien, „Up Against The Legends“, wurden die Schweden in den Topf der 60ies-Rock’n’Roll und Garagensound aufspielenden „The“-Bands geworfen. Aber schon damals hatten sie eine wesentlich größere Affinität zu Pop als die anderen. Aus dieser Affinität ist jetzt eine handfeste Liebe geworden, denn auf „Facts And Figures“ wird den Pophelden schlechthin gehuldigt: den Pet Shop Boys. Sympathischerweise listen die Legends auf der Rückseite des Booklets ihre musikalischen Einflüsse gleich mit auf: The Ramones, The Cure, The Smiths, New Order, The Jesus & Mary Chain und natürlich, neben vielen anderen, die Pet Shop Boys. Diese Liste spiegelt sich in den drei Platten der Band und bei jeder, so hat man das Gefühl, wurde der Focus etwas verschoben. Nach Gitarrenpop-Nummern à la The Jesus & Mary Chain, deren Einfluss man auch heute noch aufblitzen hört, und Wave à la Cure beim zweitem Album sind sie jetzt im neonfarbenen Disco-Himmel angelangt. Das ist vielleicht nicht innovativ, aber Johan Angergård besitzt die Gabe, so unwiderstehliche Melodien zu schreiben, dass selbst die Pet Shop Boys angesichts von Elektro-Pop-Hymnen wie „Darling“, „Lucky Star“ oder „Play It For Today“ niederknien müssen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Josh Ottum – Like The Season (Tapete) Überall sind gerade die Anzeigen zum „neuen“ Beatles-Album „Love“ zu sehen. Daran musste ich denken, als ich den Song „The Easy Way Out“ von Singer-Songwriter Josh Ottum hörte: Kinderstimmen am Anfang, dann setzt Josh Ottums zarter Gesang ein, Klaviergehämmer, Schlagzeug, eine Melodie wird eingeführt, Rhythmuswechsel, Bläser, wieder zurück zur Ausgangsmelodie, noch mal ein ganz anderes Lied in das Lied reingepackt, und dann wieder zurück. Das hat mich an die Beatles der „Revolver“-Zeit erinnert. Aber das war es dann auch mit der musikalischen Einordnung, denn jedes Stück ist anders auf dieser insgesamt wahrscheinlich doch eher als verschroben zu bezeichnenden Platte. Denn bei fast allen Melodien, so eingängig sie gerade sein mögen, findet Ottum die Möglichkeit für abrupte Harmoniewechsel. Manchmal kommen dabei wunderbare Songs wie „Freedom Is As Thick As A Heart“ heraus, das an den großartigen Sufjan Stevens erinnert (die Sufjan Stevens Band spielt bei Ottum mit). Manchmal nervt es aber auch ein bisschen und kommt einem wahnsinnig gewollt und angestrengt vor.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Naomi – Aquarium (Mole Listening Pearls) Mit Naomi hat es eine seltsame Bewandtnis. Wenig verbindet sich mit dem Namen - wie viele Leute, woher, warum eigentlich - keine Ahnung. Es gibt sie jedenfalls schon länger, das letzte Album „Pappelallee“ war gut und viel ausdauernder im CD-Player als der Name im Kopf. Elektropop der nicht nervte, sondern irgendwie verträglich in den Tag brandete. Jetzt machen Naomi, die tatsächlich zwei junge Männer aus Berlin sind, einen Riesenschritt ins Helle und legen ein erstaunlich tolles Album vor. E-Popsongs in großem Format, die keiner Schule, keinem Trend (schon gar nicht Berlin), so recht unterwürfig sein wollen, der Sound orientiert sich an klassischen Maßstäben der Harmonie- und Melodieeinigkeit. Nicht mehr Elektrogesimmer hat die Oberhand, sondern ruhiges, Song für Song Writing, sehr ausgereift, sehr wenig aufgeregt aber deswegen aufregend und irgendwie: big. Beide singen, spielen Gitarre, Keyboards, ein paar Geräusche kommen aus dem Computer, der Beat auch. Und Refrains, dass die Hose aufgeht! Wenn das aus Frankreich oder Großbritannien käme, wäre mehr Rummel, wäre der Mainstream aufgekratzt und die Szene infiziert – gut möglich, dass dieses handwerkliche Popmeisterstück hierzulande artig belächelt in den Zwischenräumen verschwindet. Dabei wäre es wichtig zu erkennen: Hier ist Pop, wie er von nicht vielen Menschen in diesem Land gemacht wird. Den aber sehr viele verstehen könnten.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Janka – In Die Arme Von (decoder records) Sie werden als Kleinod des deutschsprachigen Gitarrenpops gehandelt, aber ich werde nicht so recht warm mit ihnen. Das liegt aber weniger an den Songs, die in ihrer Gesamtheit sehr angenehm, geradezu wohlig, ins Ohr fließen, sondern vor allem an der Stimme von Sänger Thomas Liman, die für meinen Geschmack zu den teils hymnischen, teils melancholisch, aber immer liebenswert intimen Gitarren-Indiepop-Songs nicht so recht passen mag beziehungsweise da irgendwie nicht richtig mithalten kann. Nicht so jedoch bei dem zum Tanzen mitreißenden Stück „Punkt“, das sich mit rhythmischen, an Kante erinnernden Gitarren, tollen Bläsern und einem fast wütend klingenden Thomas Liman vom eher ruhigeren Rest absetzt. Und die tolle Zeile enthält: „Kein Hallo wie geht’s mehr. Kein ja, sondern nein. Das ist der Punkt.“ Moby – Go: The Very Best Of Moby (Labels) 15 Stücke aus dem reichhaltigen und langjährigen Schaffens dieses wahrscheinlich bekanntesten Dance Musikers. Von der ersten Single „Go“, in der Moby einen Techno-Beat mit der Titelmelodie von David Lynchs Serie Twin Peaks mixte über „Lift Me Up“ und „Feeling So Real“ bis zu dem neuen Song "New York, New York", bei dem Debbie „Blondie“ Harry mitsingt. Wie schon beim Best Of von Moloko, das im Sommer erschien, fühlt man sich auch beim Hören dieser Platte wie mit einer Zeitmaschine in die Neunziger zurück gebeamt. Das ist ja manchmal ganz schön. Hier kannst du das Video zur neuen Single sehen. Außerdem erscheinen diese Woche: Herbert - 100 lbs (K7!) Ein Re-Release des ersten Herbert-Albums, das 1996 aus dem EP-Tritychon „Part One“, „Part Two“ und „Part Three“ entstand. Coldcut - Sound Mirrors Videos & Remixes (Ninja Tune) Leonard Cohen – I’m Your Man (Soundtrack) (Universal) Besprechung wird nachgereicht Home Of The Lame - Habitat, EP (Grand Hotel Van Cleef) Planningtorock – Have It All Stringed Up, EP (Chicks On Speed Records) Beautiful Leopard – How Long Will It Take (Saiko) Baby Dayliner – Critics Pass Away (Stagnation Records) Team RockIt –m The Lowest Point (Firetone) The Immediate – In Towers & Clouds (fantasticplastic records)