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Die Woche vor der großen Franz-Ferdinand-Woche ist fei auch nicht schlecht!
www.juliahummer.com Xiu Xiu - La Foret (Acuarela) Als ich neulich in meinem Zimmer tanzte und dabei mit dem Kopf gegen den Türrahmen knallte, fand ich mich am Boden vor dem Schuhregal wieder. In mir hallte dieser sekundenlange Universalschock nach, der mit Schlägen auf den Kopf einhergeht. Es gibt Momente auf der seltsamen, neuen Xiu Xiu-Platte, die einen genauso niederschlagen wie mein Türrahmen. Hörmomente, in denen Schmerz, Energie und dunkler Fluchtreflex zusammenkommen, erzeugt von Jamie Stewart’s Stimme und den Geräuschen, aus denen er seine Musik macht. Im minutiösen Aufzählen seines Leids ist dieser Jamie Stewart einem gewissen Conor Oberst nicht unähnlich, wobei Oberst seine Melancholie gut bei einem Herbstspaziergang ausleben kann und Stewart erst, wenn er sich Muster in die Arme schnitzt. Die hier vertonte Trauer ist, unterstützt von synthetischen bis industriellen Postrockklängen, äußerst fragil und doch eben wuchtig. Da zingelt minutenlang ein sehnsüchtiger Piepston und wird dann unvermittelt von einer kakophonischen Welle fortgerissen. Das ist nicht immer besonders harmonisch und melodiös. Aber das sind Schläge auf den Kopf ja auch nicht. „La Foret“ ist eine monumentale und exzellente Huldigung an den Schmerz und bei aller Dissonanz ein leise, ausgewogene Platte. Sehr wichtig. Bestellen bei Amazon The Clientele - Strange Geometry(Pointy records) Eine ganz andere Interpretation von Herbst liefern die bemerkenswerten The Clientele aus Hamsphire. Zu ihrer Musik laufen verliebte Jungs und Mädchen durchs bunte Laub, Schals flattern und Drachen steigen in die frühe Dämmerung. Später wird geküsst, aber nicht zu wild. Folkpop, der zwar aus London ist, aber stark an das Beste anknüpft, was in dieser Richtung aus den USA kommt: Galaxie 500, Luna, Maritime aber auch an Simon&Garfunkel und die Fountains of Wayne. Eine friedliche Platte - wenn Xiu Xiu eine bittere Pille ist, dann ist das hier ein warmer Tee. Ausgeglichene Popmusik wie diese, wird nie Charts anführen oder durch überfüllte Stadien tönen, aber sie ist wichtig für die Alltagsbeschallung, für all die normalen Abende, an denen man sich gar nicht irgendwie fühlt, sondern einfach herumschlurft und ab und zu aus dem Fenster schaut. Funktioniert jahrelang mit dieser Musik. Bestellen bei Amazon Jahcoozi - Pure Breed Mongrel(kitty-yo) So, weg mit dem Knabenkummer. Ich stelle den iTunes Equalizer auf den Modus „Dance“ mit Aszendent „Latin“. Und wenn ich einen richtigen Bürostuhl mit Wippfeder hätte, bekäme die jetzt ordentlich was zu tun. Leider muss ich ja aber auf einem umgedrehten Eimer sitzen und der macht nur dumpf „pomphh“, wenn ich mit ihm rumgroove. Mit M.I.A. konnte ich nicht viel anfangen und bei dem Wort HipHop denke ich immer noch an Babybrei, aber was Miss Sasha Perera hier auf die Beine stellt, schaltet sämtliche Bedenken aus und knackt meine verrostete Bewegungszentrale. Wie heißt noch mal das Körperteil, das mitschwingt, wenn der Bass im Ohr aufschlägt? Seele? Jahcoozi besteht neben der Vollfunk-Frontfrau aus Beatsbastler Robot Koch aus Berlin, der hier TripHop- und Dancehall-Schläge ganz unverschämt richtig platziert und einem Jazz-geschulten Bassisten, der das macht wofür ein Bass gebaut wurde: er bewegt. Natürlich kann die Platte nicht über 13 Lieder gleichmäßig Vollgas geben, das wäre zuviel, deswegen gibt es im Mittelteil ein paar langsame Off-Beat Schunkler, die recht beliebig klingen. Insgesamt aber: Hot Hot Heat! Will jemand meine Indie-Plattensammlung haben? Bestellen bei Amazon Julia Hummer and Too Many Boys - Downtown Cocoluccia (Strange Ways Records) Es klingt auf dieser Platte so, als hätte Frl. Hummer auch eine stattliche Indie-Plattensammlung angehäuft, was kein Wunder ist, denn sie steht ja gewissermaßen stellvertretend für eine ganze deutsche Indie-Generation. Jetzt macht sie also Musik, wie relativ viele Berliner Schauspielerinnen. Sie hat eine süße Stimme, ein trotziges Kehlchen, das irgendwie immer klingt, als hätte sie gerade geheult, ist aber jetzt drüber hinweg. Dazu macht eine sehr souveräne und sympathische Band akustischen New Folk, wie man ihn aus New York im Ohr hat, Akkordeon und Mundharmonika und so. Das Ganze funktioniert erstaunlich gut, weil es nicht zu viel will. Ein Mädchen erzählt vom Leben und die Jungs zupfen dazu ein bisschen an ihren Gitarren rum. Organische Angelegenheit, aber auch Neo-Lagerfeuerismus, natürlich. Hätte man nicht gedacht, dass Berlin schon dazu bereit ist, aber steht der Stadt nicht schlecht. Sven Regener muss etwas dazu sagen und es sollte tatsächlich bald anfangen zu schneien. Bestellen bei Amazon Außerdem erscheinen diese Woche: Erbeerfeld- Schwerelos (kompakt) Fake Moss – Highway Extended (Black Lodge) Alphasia – Fact&Fiction (DRT Entertainment) Bettye LaVette – I’ve Got My Own Hell To Raise (Anti / Epitaph) Lotek Hi-Fi - Mixed Blessings (Big Dada / Ninja Tune) Masi – 2nd Shape (watermelon music) Dirk Darmstaetder – Comin Up For Air (tapete Records)