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Zu Gast im Reim-Heim

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Das Reim-Heim liegt in einem Hinterhofkeller. In dem privaten Studio im Münchner Zentrum nehmen Flo, Cajus, Roger, Wunder und Sepalot ihre Musik auf, basteln an Beats und erdichten ihre Geschichten. Zwischen Merchandising-Kartons, Schlagzeug-Set und Mischpult grübeln die Rapper von Blumentopf über neuen Texten, denn das ist der Kern ihres Jobs. Was die Sprachpfleger drauf haben, haben sie während der WM gezeigt, als sie für die ARD die Deutschland-Spiele in Reimform zusammenfassten. Seit mehr als zehn Jahren bereichern Blumentopf, die 2005 für das Goethe-Institut in den Nahen Osten reisten, die deutschsprachige Hip-Hop-Szene.

Blumentopf im Fotoset... "Das Wichtigste ist Authentizität", beginnt Cajus zu erzählen, einer der vier Blumentopf-MCs. "Der Text muss unterhalten. Im Idealfall hat man Bilder vor Augen, die Gefühle in einem auslösen." Nach Themen muss man eigentlich nicht lange suchen. "Meistens bringt es nicht viel, sich hinzusetzen und zu überlegen: Ich such mir mal ein Thema", sagt Cajus. "Lieber ohne Plan einfach mal anfangen und schauen, wo es einen hinführt." Vielseitige Interessen und Offenheit sind hilfreich. Und dann: "Immer mit dem Chorus anfangen", empfiehlt der Rapper. Denn mit dem Refrain habe man bereits den Aufhänger des Lieds. Kollege Flo ergänzt: "Wenn man den Chorus hat, dann macht das Schreiben auch viel mehr Spaß, denn man weiß: Gleich kommt die Hook, und auf die freue ich mich schon." "Geil ist, wenn man viel liest." Basis jedes originellen Textes ist der eigene Wortschatz. "Geil ist, wenn man viel liest", sagt Flo. Je mehr Wörter man kennt, je mehr man weiß, um so besser. "Das kann man alles einfließen lassen." Beim Verfassen des Textes entwickelt gewöhnlich jeder seine individuelle Methode. "Wir sind beim Schreiben eigentlich gerne alleine", erzählt der 30-Jährige. Einsamkeit sei wichtig - gerade, wenn, wie bei Blumentopf, vier Rapper zusammenarbeiten. "Hinderlich ist, wenn jemand dazwischenfunkt und sagt: 'Und, hast' schon was?'"

...und im heimischen Studio Elementar fürs Rappen ist das Rhythmusgefühl. "Den Takt unterteilt man in Zählzeiten. Du kannst auf jede Zählzeit eine Silbe setzen - das ist die Grundlage", erklärt Flo. "Oft will man am Anfang zu viele Silben reinpacken, dann muss man Silben killen und den Satzbau so ändern, dass man ihn cool sagen kann." Sein Rat: Viele Platten anhören von Leuten, die das schon länger machen. Zum Rhythmus gehört die richtige Betonung. Cajus' Tipp: "Den Text leise und ohne Beat durchlesen und sich überlegen: Wie spreche ich das normal? Wo sind die natürlichen Pausen? Dann versuchen, die so auf den Beat zu bringen." Anfangs komme manchmal eine Unnatürlichkeit und Komik rein, "wenn man etwa sagt: Ich bin so 'large' wie ein Hochhaus - und betont das Wort 'haus'". Pointen sollten unbedingt so gesetzt werden, dass sie der Hörer auch mitbekommt. "Wenn man seine Pointen nicht so vorträgt, dass ein Highlight in der Betonung gesetzt wird, dann sind sie verschenkt", fügt Cajus hinzu. Souveränität und Lockerheit würden aber im Laufe der Zeit von selbst kommen, beruhigt der MC aus München, der wie seine Kollegen über die Jahre zum Meister der Spontaneität gereift ist. Davon lebt der Freestyle-Rap, also das spontane Dichten von Reimen zu Vorgaben aus dem Publikum: "Wir machen das schon seit 14 Jahren", erzählt Flo. "Da weißt du schon viel. Wenn du jetzt ein Wort sagst, dann läuft's." Mal sehen, Zeit für einen kleinen Test. Auf das von uns vorgegebene Wort "Kids" reimen die beiden im Wechsel: Kids - Witz - Hits - Bits - Fritz - sitz ... Genau hinhören lohnt sich, denn wie sagt Flo so schön: "Je mehr man mit offenem Ohr hinhört, was die anderen machen, um so schneller kommt man auf einen grünen Zweig." Interview mit Blumentopf auf der nächsten Seite.


Selbst ist der Topf Zehn Jahre nach ihrer ersten EP wollten Blumentopf weg vom "klassischen Hip-Hop-Ding". "Bevor wir uns wiederholen machen wir lieber etwas Neues", sagt Cajus Heinzmann. Album Nummer 5, das kürzlich bei "Four Music" erschienen ist, kommt musikalisch sehr vielseitig daher. Ein Gespräch über musizierende Rapper, den Entstehungsprozess einer famosen Platte und Tipps für Einsteiger. Die Tracks auf "Musikmaschine" sind durchzogen von handgemachter Musik. Wie kam es dazu? Flo: Angefangen hat es damit, dass wir hier im Studio aus Spaß gejammt haben. Sebastian spielt Schlagzeug, der Wunder Keyboard, ich spiele Bass, Cajus und Roger spielen Gitarre. Zwei Beats, die so entstanden sind, haben es dann auch auf die Platte geschafft: "Chin chin" und "Horst" - die haben wir quasi komplett live selbst eingespielt und dann im Rechner samplemäßig bearbeitet, geschnitten, verschoben. Ihr seid bekannt dafür, dass ihr alles selbst macht - aus Prinzip? Cajus: Ja, das meiste ist hier im Studio entstanden. Jeder einzelne hat eine andere Vorgehensweise. Der Roger zum Beispiel macht viel allein bei sich, liefert da die Grundlagen, auf denen wir dann Songs aufbauen. Beats und Text macht er dann zuhause. Ich bin einer, der am besten alleine im Studio schreiben kann. Da hab ich keine Ablenkung. Ich geh hin, schreib's komplett runter, und erst dann geh ich hier wieder raus. Im Endeffekt wird hier im Studio alles zusammengefixt.

Flo: Wir nehmen hier alles auf, haben auch die letzten Platten hier gemischt. Die neue Platte haben wir bei unserem Live-Monitor-Mischer gemischt, den wollten wir mit einbauen, weil der das schon lange macht und unseren Sound kennt. Und weil der vom Equipment, ehrlich gesagt, etwas besser ausgestattet ist. Aber generell können wir hier bei uns alles machen. Cajus: So haben wir das auch von Anfang an kennen gelernt. Es gibt ja Leute, die sich einmieten für Aufnahmen. Das ist für uns eine Arbeitsweise, die nicht praktikabel wäre. Weil wir immer so viel daran herumfeilen und noch mal umschreiben. Wir wollen da viel flexibler sein. Flo: Wir haben von Anfang an alles selber gemacht. Wir haben die aller ersten Gagen, die neben einem Freigetränk für jeden vielleicht 50 Mark waren, in der Bandkasse gesammelt und uns davon das Equipment zusammengekauft. Mit dem Plattendeal haben wir es dann geschafft, uns ein amtliches Studio zusammenstecken zu können. Welche Tipps habt ihr für Anfänger? Flo: Früher hast du dir ein Tascam-Acht-Spur-Gerät gekauft, mit dem haben wir unsere ersten Sachen, unsere erste EP aufgenommen. Dann kam der Atari mit "Cubase". Heutzutage? Einen PC kaufen oder einen Rechner, eine einigermaßen gute Soundkarte für 90 Euro, M-Audio zum Beispiel macht gute Sachen, ein kleines Mischpult und in ein Mikrofon, in das man auch nicht zu viel Geld investieren muss. Mikrofon anstecken, Soundprogramm holen, wo man die Beats programmieren kann. Und wer analog etwas machen will, kann sich eine "MPC" holen. Es macht Spaß, einen Synthesizer zu haben, an dem man rumspielen kann. Der Einstieg ins Equipment, um Sound aufzunehmen, ist auf jeden Fall erschwinglich. Und wenn man nur rappen will, braucht man fast gar nichts. Man muss sich nur Beats holen, braucht Stift und Papier - und kann loslegen. blumentopf.com fourmusic.de Dieser Text erschien auch bei

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