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"Wir sind ratlos." Ihr auch?

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Am Donnerstag wurde der Brief des Lehrerkollegiums der Rütli-Hauptschule an die Schulaufsicht in Berlin öffentlich. Darin schreiben die Lehrer von menschenverachtendem Verhalten der Schüler, von Gewalt. Die Lehrer nehmen Handys mit in die Klasse um im Zweifel Hilfe holen zu können. Der Brief beeindruckt mit seiner nüchternen Beschreibung der Situation an der Schule. Er gipfelt in dem simplen Satz: „Wir sind ratlos“. Das heißt zu deutsch: Wir brauchen Hilfe, einen Rat. Wie gut, dass einen Tag später die Öffentlichkeit debattiert. Oder? Können wir und die Lehrer etwas aus den Reaktionen auf diesen Brief lernen? Wenn ja: Was? 1. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht schon am Donnerstag vom „völligen Versagen der Bildungs- und Integrationspolitik in Berlin.“ Die GEW verlangt die Abschaffung der Hauptschule und begrüßt das Eingeständnis der Lehrer, dass sie das Problem nicht mehr lösen könnten. Also: Das dreigliedrige Schulsystem ist schlecht. Wir brauchen eine Einheitsschule. 2. Die CDU im Abgeordnetenhaus Berlin spricht von einem „kompletten Versagen“ des rot-roten Senats. Gewalt, Ausgrenzung und Terror gegen Lehrer und Mitschüler gehörten seit Jahren zum Alltag an vielen Berliner Schulen. CDU-Fraktionschef Nicolas Zimmer will eine „Task Force Schule“ und Polizeikontrollen an gefährdeten Schulen. Also: Am besten sollte das Innenministerium die Schulen übernehmen. 3. Der Politiker Friedbert Pflüger ist Spitzenkandidat der Berliner CDU für das Amt des regierenden Bürgermeisters. Zur Zeitung „Der Tagesspiegel“ sagt Pflüger: Jugendliche, die mehrmals wegen Straftaten aufgefallen seien, müssten notfalls abgeschoben werden. Also: Im Zweifel das Problem abschieben. 4. „Spiegel-Online“ sagte Pflüger: „Man muss sehen, ob man notfalls Polizeipräsenz braucht und wie in New York Metalldetektoren gegen Waffen.“ Pflüger ist zurzeit parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium. Also: In den USA wird viel entschiedener durchgegriffen. 5. Klaus Böger ist Schulsenator in Berlin und sagte dem ZDF, es gebe 55 Hauptschulen in Berlin, die eine problematische Schülerschaft hätten. „Die Schule ist im Brennpunkt, aber sie kann nur Probleme verarbeiten, die Probleme lösen kann Schule nicht.“ Also: An der Schule wird sichtbar, was draußen passiert. 6. Joachim Stoltenberg kommentiert in der Berliner Morgenpost und glaubt, dass Polizeischutz und die Hilfe von Schulpsychologen nichts helfe. „Auf die lernunwilligen Nachwuchsmachos wie deren völlig desinteressierten Eltern wird das vermutlich wenig Eindruck machen. So lange nicht, wie sie von dem noch immer üppig verteilenden Sozialstaat ohne jede Gegenleistung versorgt werden.“ Also: Sozialleistungen des Staates sind wie Zügel. Man sollte sie straffen. 7. Der Leiter des kriminologischen Forschungsinstituts in Hannover sagt dem Deutschlandfunk: „Die Hauptschule ist immer mehr zu einer Verliererschule verkommen, in Norddeutschland ist das noch stärker so als in Süddeutschland. Kinder von Hauptschulen haben von vornherein sehr schlechte Chancen, einen Lehrplatz zu finden und später in die Arbeit hineinzuwachsen.“ Also: Wer die Hauptschule absolviert, ist stigmatisiert. 8. Pfeifer zitiert im gleichen Interview aus einer Umfrage, die zeige, dass im Vergleich der Schulformen die Gewaltrate an Hauptschulen mit Abstand am höchsten sei. Dies sei ein Beleg, dass die Integration ausländischer Jugendlicher dort weitgehend misslungen sei. Also: Wo sich Verlierer treffen, wird geprügelt. 9. Der Kommentator der FAZ, Berthold Kohler, schreibt: „Die dumpfe Wut und Gewalt, mit der die Neuköllner Lehrer nicht mehr fertig geworden sind, wird früher oder später auf der Straße landen. Dann werden auch andere Bürger sie zu spüren bekommen, auch in den sogenannten besseren Stadtteilen.“ Also: Bald brennt auch Zehlendorf. 10. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft in Deutschland, Wolfgang Speck, sagt: „Wenn die Polizei kommt, dann ist im Regelfall das Kind schon in den Brunnen gefallen. Wir müssen früher miteinander reden.“ Also: Die Polizei kann nie etwas an den Ursachen ändern. 11. „Multi-Kulti regelt gar nüscht“, sagt der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) 12. Auf „Spiegel-Online“ schreibt die Neuköllner Journalistin Güner Yasemin Balci: „Gewalt gehört in vielen Vierteln Berlins zum Alltag. Soziale Brennpunkte werden sie genannt, die Kieze, in denen Armut und Arbeitslosigkeit auf einem Haufen konzentriert sind. Die Mittelschicht gibt es kaum noch; jeder, der etwas bildungsorientiert ist, zieht weg.“ Also: In Neukölln leben die Armen und die Dummen. 13. Die Leiterin der Rütli-Schule, Brigitte Pick, ist seit Anfang des Jahres wegen Krankheit ausgeschieden. Anders als die jetzige kommissarische Schulleiterin sieht sie das Problem in der mangelnden Perspektive der Schüler: Im letzten Schuljahr habe keiner der Schüler einen Ausbildungsplatz erhalten. Also: Schuld ist der Arbeitsmarkt. 14. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sagt der Netzeitung: „Wer dauerhaft in Deutschland leben will und nicht gewillt ist, sich zu integrieren, braucht auch nicht hier zu leben. Für mich bedeutet Integration in diesem Zusammenhang das Erlernen der deutschen Sprache, die Erkenntnis, dass wir in Deutschland leben und nicht in Multikultistan. Wer zu uns kommt, muss wissen, Deutschland ist anders als andere Länder. Wer nicht gewillt ist, das zu akzeptieren, tut sich und tut uns einen Gefallen, wenn er wieder geht.“ Also: Geht, wenn ihr nicht deutsch sprechen wollt. Sind das die Ratschläge, die den Lehrern helfen? Was denkst du?

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