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Wir gestehen: In diese jungen Schauspieler waren wir früher verknallt
Dirk von Gehlen über Danica McKellar alias Winnie Cooper, die in der Serie "Wunderbare Jahre" spielte
Etwaiger Zeitpunkt des Verknallens: Anfang bis Mitte der 90er Jahre Das war sie damals: Die Freundin von Kevin Arnold. Und Kevin Arnold hatte ziemlich viel von dem, was man sich als kleiner Junge wünscht: Die Hauptfigur aus Wunderbare Jahre besitzt nicht nur die Fähigkeit, seine Mißgeschicke und Unglücke geistreich zu reflektieren, er tut das auch mit der Stimme von Privatdetektiv Magnum. Kein Wunder also, dass er mit der Winnie Cooper befreundet war. Und ebenso kein Wunder, dass ich auch mit ihr befreudet sein wollte. Sie sah toll aus, war ein bisschen cleverer als Kevin und hatte Stil. Das macht sie heute: Sie ist noch immer ein wenig cleverer als all die Kevins da draußen. Der ehemalige Kinder-Star ist jetzt Mathematikerin. Danica hat im letzten Jahr ein Buch geschrieben (Math Doesn't Suck), das Schülern die Angst vor Mathematik nehmen und vor allem mit dem Klischee aufräumen will, Rechnen sei was für Jungs. Wie man in diesem Video sehen kann, gibt sie sich ziemlich viel Mühe, das zu tun, was schon Winnie Cooper tat: Schülern das Leben ein wenig erträglich zu gestalten. Das hätte aus uns werden können: Bei Licht betrachtet, bin ich froh, dass Winnie bei Kevin geblieben ist. Sonst müsste ich heute mit ihr durch amerikanische Middle-Schools touren und Werbung für Mathematik machen. Bei aller Sympathie für Winnie Cooper, so weit ging meine Liebe dann doch nicht. Nächste Seite: Erinnerungen an "Jesse" aus "Free Willy"
Meredith Haaf über Jason James Richter alias Jesse, der den Walbefreier-Jungen in "Free Willy" spielte
Etwaiger Zeitpunkt des Verliebens: Das muss etwa 1993 in einem klimatisierten Multiplex-Kino in den US-Südstaaten gewesen sein. Ich war zehn, Jesse abgerockte 13. Genau der richtige Altersabstand. Er war ein bisschen wild, ein bisschen störrisch, hatte ein gutes Herz und einen schlauen Kopf. Er besaß dieselben Interessen wie ich - Meeressäuger. Er war genau mein Fall. Das war er damals: Jesse war ein vernachlässigtes Kind, das vor seinen liebevollen Adoptiveltern ausreißt. Er versteckt sich in einem Aquarium und fühlt sich von einem Killer-Wal ("Die heissen Orcas!") zum ersten Mal in seinem Leben wirklich verstanden und geliebt. Durch den Kontakt zum Wal lernt er, Menschen auch zu vertrauen und am Schluss befreit er Willy. An die Filmdetails erinnere ich mich nicht mehr, aber ich fand Jesse aus oben genannten Gründen sofort attraktiv. Nach dem Film starrte ich angestrengt auf den Abspann und merkt mir den Namen von Jason James. Die nächsten Jahre regierte er meine romantischen Fantasien, irgendwann war ich aber zu alt für Wal-Filme und vergaß Jesse. Das macht er heute: Unter anderem wird über Jesse, bzw. Jason James Richter in einem Harry Potter-Fanforum diskutiert. Er hat insgesamt drei Willy-Teile und noch ein paar andere Filme gedreht, die aber allesamt nicht sehr gut ankamen. Unter anderem spielte er den Bastian in der US-amerikanischen Verfilmung von „Die unendliche Geschichte“. Mittlerweile hat sich Jason aus dem Filmbusiness zurückgezogen. Laut Wikipedia fühlt er sich wohler, wenn er nicht im Mittelpunkt steht. Er ist jetzt Bassist in einer Band namens Fermata. Diese macht Musik, die man glaube ich Skate Punk nennt und hat gerade einen Vertrag bei einem großen Plattenlabel unterschrieben. Außerdem hat sich Jason James eine Tätowierung an der Schläfe zugelegt und sieht ein bisschen aus wie Kiefer Sutherland. Das hätte aus uns werden können: Obwohl Jesse/Jason mein Beuteschema nachhaltig beeinflusst hat, wäre aus uns wahrscheinlich nichts geworden. Denn Jesse war ja als 13-Jähriger schon ziemlich krass drauf, der Weg zum massiven Genussmittel-Missbrauch kann nicht weit gewesen sein, außerdem ist er Musiker. Wir hätten also eine dysfunktionale Drecksbeziehung geführt: Ich hätte seinen Lebensstil am Anfang noch sexy gefunden und dann schnell gemerkt, dass er mich nervt. Dann hätten wir uns dauernd gestritten, Jesse wäre mal wieder abgehauen, weil er Konflikte nicht aushält. Und ich hätte festgestellt, dass mein jugendliches Interesse an Walfischen auch nicht mehr als Basis ausreicht. Nächste Seite: Erinnerungen an "Anne" aus der "Fünf Freunde"-Serie im ZDF.
Peter Wagner über Jennifer Thanisch alias "Anne", die in der Serie "Fünf Freunde" aus dem Jahr 1978 mitspielte
Etwaiger Zeitpunkt des Verliebens: Muss Ende der Achtziger gewesen sein, das ZDF wiederholte gerne am Nachmittag die Fünf Freunde-Serie, die in den Jahren 1977 und 1978 in Großbritannien gedreht wurde. Das war sie damals: Die Kinderbuchautorin Enid Blyton schrieb neben "Hanni und Nanni" auch die "Fünf Freunde" mit dem vernünftigen und gescheitmeiernden Julian, dem verfutterten Dick, mit Georgina, die lieber ein Junge wäre und mit – Anne! Gemeinsam verbrachten die vier Hauptdarsteller der Geschichte samt Hund Timmy viel Ferienzeit auf der sogenannten Felseninsel und erlebten Turbulenz und Unbilden und schnappten sich Kriminelle. Ziemlich TKKG-like, das ganze. Anne fiel in den verfilmten und verhörspielten Geschichten immer die Rolle der Zauderin, der mütterlichen, der mahnenden zu. Sie löste bei mir erstmals - und das hatte Blyton sicher beabsichtigt - eine Art Schützerinstinkt aus. In Gedanken stellte ich mir vor, wie sich Anne vor dem Einstieg in eine dunkle Hölle fürchtet und ich, non-chalant, leicht, mutig, sicher, schutzgebend sage: "Spatzl, keine Sorge. Ich bin bei dir." Naja. Das macht sie heute: Und da wird es nun interessant, will man die Gegenwart der vier Fünf Freunde-Darsteller ausmachen. Die Darsteller von Julian und Dick tauchen wohl immer noch tapfer bei Fan-Conventions auf und versuchten sich wohl auch nach den Fünf Freunden weiter im Schauspielgeschäft. Von der Darstellerin der Georgie scheint man nichts zu wissen. In einem entsprechenden Fan-Forum wird über Selbstmord und absichtlichen Rückzug aus der Öffentlichkeit diskutiert. Die ehemaligen Kollegen haben wohl keinen Kontakt mehr zu ihr. Jennifer Thanisch ist nach mehreren Angaben in dem Forum heute angeblich als Lehrerin in Südengland tätig. Timmy den Hund hat nach tierischem Ermessen das zeitliche gesegnet. Was wir hätten werden können: Jennifer und ich hätten auf ein altes Castle an der Rosamunde Pilcher-Küste gespart, hätten einen frech großen Garten mit Labyrinth angelegt und das Brimborium dann für ein Heidengeld an das ZDF zwecks Dreharbeiten mit Sascha Hehn vermietet. Und wäre das ZDF mal zufällig in Mainz geblieben, hätten wir im Labyrinth verstecken gespielt und ich hätte jedesmal vorm Eintreten in den verschneckten Buchsgarten zu Jennifer gesagt: "Spatzl, brauchst keine Angst haben. Wir finden da schon wieder raus. Hoff' ich mal." Nächste Seite: Erinnerungen an "Parker Lewis"
Christina Waechter über Corin Nemec alias Parker Lewis, der in der gleichnamigen Serie den Coolen von der Schule spielte
Etwaiger Zeitpunkt des Verliebens:
An einem Nachmittag im Fernseher meiner Großtante (heimlich!). Da in unserem Haushalt Fernsehen tabu war, musste ich immer nach oben schleichen und meiner großmütigen Großtante ein bisschen Fernseh-Zeit abschwatzen. Die hatte nicht viel dagegen, sondern fand es recht nett, wenn ich ihr – zumindest durch pure Anwesenheit – Gesellschaft leistete.
Das war Corin damals:
Parker Lewis war der Coole von der Schule, ey! Er war sehr süß und hatte so niedliche Grübchen, wenn er lachte. Außerdem war er frech, hatte coole Klamotten und machte immer Uhrenvergleich mit seinen Freunden. Die Rollen in der Serie waren klar verteilt. Auf der einen Seite die coole Clique, bestehend aus Parker, Mikey und Jerry, die ständig nur Quatsch im Kopf hatten. Auf der anderen Seite die gestrenge Direktorin Miss Musso, Parkers kleine und nervige Schwester Judy und der Streber Frank. Meine Cousine und ich gründeten sogleich einen inoffiziellen Fanclub und weil ich Parker zuerst gesehen hatte, musste sie sich in Mikey verlieben, sonst wären wir uns in die Quere gekommen. Dummerweise stellte sich Mikey im Verlauf der Serie als der eigentlich noch Coolere heraus und ich wollte gerne mit meiner Cousine tauschen. Aber die gab ihn natürlich nicht mehr her. Also musste ich mich mit Parker begnügen. War aber nicht so hart.
Das macht er heute:
Seiner Wikipedia-Biografie entnehme ich viele deprimierende Fakten: Corin ist tatsächlich treuer Anhänger der Scientologen, dreht immer noch Filme und Serien, die jedoch so wenig erfolgreich sind, dass sie es nie bis nach Europa schaffen. Außerdem ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Aber immerhin hat er noch diese netten Grübchen.
Das hätte aus uns werden können:
Wenn Parker Lewis und ich zusammengekommen wären, wäre mir viel Leid erspart geblieben. Denn als seine Freundin wäre ich automatisch in der Coolheits-Skala von Null auf 100 geschnellt und hätte auch in meiner Schule viele Streiche spielen können. Aus der Pubertät herausgewachsen, hätten wir uns bald eine Wohnung am Strand von Malibu gekauft und vielleicht ein Geschäft für Surf-Boards aufgemacht.
Damit hätten wir so viel Geld verdient, dass wir gut davon hätten leben können. Parker wäre irgendwann ein bisschen zu tief in den Drogen-Sumpf geraten. Aber ich hätte ihn dazu überredet, eine Therapie zu machen. Dabei wäre herausgekommen, dass er mich zwar immer noch total liebt, aber sich trotzdem von mir trennen muss. Wir hätten uns dann im Einvernehmen scheiden lassen (die Hochzeit vorher war 'ne betrunkene Las Vegas-Angelegenheit, die keiner von uns besonders ernst genommen hat) und ich wäre mit der Hälfte seines Vermögens zurück nach Europa gegangen. Dort hätte ich dann ein Buch über unsere Zeit geschrieben und zweihundert Exemplare verkauft. Dann hätte ich einen netten Mann kennen gelernt und mich mit ihm in einem kleinen Bauernhäuschen zurück gezogen. Dass dieser nette Mann sich in der Einöde als Axtmörder herausstellen würde, stand auf einem anderen Blatt ...
An wen hast du dein kindliches Herz verloren? In den Kommentaren ist Platz für deine Liebesgeständnisse
Text: peter-wagner - mit Meredith Haaf, Dirk von Gehlen und Christina Waechter; Fotos: Screenshots