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Wie uns Handy-Spiele über die ganz besonders faden Stunden hinweg helfen

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Das Snob-Alter Ego mit Deppen-Sonnenbrille Mit dem Äußeren mag ich mich nicht so recht anfreunden. Er trägt eine Snob-Sonnenbrille, die aber auch für drei Euro im Hauptbahnhof erworben sein könnte und einen billigen Skianzug mit gelben Streifen. Der soll nun mein Alter Ego für die nächsten Minuten sein? Ärgert mich jedes Mal, aber macht nichts. Denn auf dem Snowboard zu stehen, am Horizont Berge, überall Schnee - das stelle ich mir super vor. Bisher habe ich Berge nur erwandert, aus dem Schnee lediglich Bälle geformt, mich im richtigen Leben noch nie auf so ein Ding getraut. Aber schnell auf einer Rolltreppe im "Aufwärmen"-Modus einen einzigen Handy-Kunstsprung hinlegen oder bei etwas mehr Zeit in den fünf Levels von "Anfänger" bis "Unsterblich" aufsteigen: Das ist Sehnsucht und Heldenstatus per Joystick-Knopfdruck. Für eine 360-Grad-Drehung nach rechts und einen Salto gibt's 2761 Punkte und ein entspanntes Lächeln der Marke "Der Berg gehört mir". Da kann mein Alter Ego auch noch so beschissen aussehen. andreas-ernst


Eskapismus Die Welt kann so einfach sein. Keine Gefühle, kein Stress, keine Probleme - nur eine einzige Aufgabe: Die Schlange muss durch eine Welt aus Hexagonen rasen und dabei kleine blaue Steine einsammeln. Level für Level. Mittlerweile schlängelt sie sich durch die 36. Stufe. Das ist ihr einziger Sinn. Darf keine Zeit verlieren und keine Fehler machen. Eine falsche Bewegung kann sich die Schlange leisten, vielleicht auch zwei oder drei. Mehr aber geht nicht, denn mit jeder Kollision wird sie ein Stück kleiner und die Zeit läuft auch. Die Zeit, das ist eigentlich das Schlimmste. Ein Spiel dauert etwa drei Minuten und unter vier pro Tag mach ich's nicht. Schließlich muss die Schlange weiterkommen. Manchmal fragen mich die Leute, warum ich in letzter Zeit solange auf dem Klo bin. johannes-siebold


Tetris-Highscore im Untergrund Das Spielprinzip ist ja weithin bekannt: Es geht darum, Ordnung zu halten und die Unterschicht wegzukriegen. Insofern ist es auch eine Allegorie auf die Gegenwartsgesellschaft. Jedenfalls beginnt es ganz einfach, weil langsam und wird dann immer schwieriger, weil schneller. Tetris eignet sich hervorragend zum Zeitvertreib im öffentlichen Personennahverkehr, wo sich auch dessen praktischer Nutzen bemerkbar macht: nämlich dann, wenn man sich ergonomisch in einen überfülltes U-Bahnabteil quetschen muss. Bevorzugt kommt Tetris nachts zum Einsatz, weil ich mir tagsüber eher was zu Lesen mitnehme. Meine Körperhaltung beim Spielen ist maximal uncool: Mit der linken Hand halte ich das Telefon und mit dem Zeigefinger der rechten steuere ich den kleinen Joystick. Auf die Punktezählung achte ich nicht, mein persönlicher Highscore orientiert sich an der Strecke, die ich zurücklege, ohne zu versagen. Insofern liegt mein Rekord in der Strecke vom Gröbenzell zum Marienplatz in München, dann umsteigen in die U6 und irgendwo kurz vor Freimann hat es mich dann erwischt. sebastian-mraczny


Totales Scheitern Ich würde wirklich gerne mit meinem Handy spielen. Aber ich bin zu doof dazu. Auf dem uralten Nokia-Handy, das ich einem Bekannten als Dauerleihgabe aus den Rippen geleiert habe, gibt es drei Spiele. Eines ist dieses griechische Steine-Spielchen, das ich als Kind Tag und Nacht spielte. Und heute weiß ich nicht mal mehr, was man tun muss, um zu gewinnen. Dann gibt es noch ein Tennis-Spiel, bei dem mir schon vom Zuschauen übel wird und ein Spiel, in dem ich ein Fallschirmspringer wäre, der durch verschiedene Ringe fliegen muss und dann auf einer Zielmarke landen muss. Klingt einfach, oder?! Ich habe ungelogen schon fünf Mal die Anleitung gelesen, die sich auch recht simpel anhört. Aber noch kein einziges Mal habe ich es geschafft, die richtigen Tasten zu drücken und nur einen einzigen Punkt zu erhaschen. Jedes Mal habe ich total versagt. Dabei würde ich so gerne mit meinem Handy auf langweiligen S-Bahn-Fahrten Spiele spielen. Kann ich aber nicht. Muss ich eben weiter an meiner Fähigkeit feilen, in genau 120 Zeichen wichtige Sachverhalte zu verfassen.

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