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Wie antworten Firmen auf Bewerber-Anfragen? Schlecht, sagt Christian

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Jedes Unternehmen bekommt drei Mails. In der einen fragt Christian ganz allgemein nach, ob denn auch Geisteswissenschaftler eingestellt werden – die Bewerber-Anfrage. Vom Mail-Account eines Freundes schickt er an dieselben Unternehmen eine Anfrage, die sich den Produkten der Unternehmen widmet – die Kunden-Anfrage. Von wieder einem anderen Account schreibt er die Unternehmen als potenzieller Investor beziehungsweise Anleger an – die Investoren-Mail. 200 Mails verlassen binnen drei Tagen die drei Accounts. „Als Kunde habe ich natürlich nicht alle angeschrieben. Es macht ja keinen Sinn, als Privatperson einen Anlagenbauer anzuschreiben.“ Seine Frage lautet: Welche Mails werden in den Unternehmen am schnellsten beantwortet? Wie ist die Qualität der Antworten?

„Ich habe die Antworten nach Inhalt, Qualität und nach Form bewertet“, so Christian. Er bildet Kriterien und schaut nach, ob die Betreffzeile etwas aussagt, ob die Anrede persönlich und richtig ist, er notiert die Reaktionsgeschwindigkeit. Schicken die Unternehmen die für Investoren wichtigen Geschäftsberichte mit? Bekommt er als Kunde die nötigen Produktinformationen? „Auffällig war, dass die Investoren in jeder Hinsicht besser behandelt wurden“, sagt Christian. „Überraschend ist das in Zeiten des Shareholder-Value aber auch nicht. Außerdem ist in den Anleger-Abteilungen der Mail-Aufwand vermutlich nicht so groß wie etwa in der Personalabteilung.“ Wenn aber viele Unternehmen behaupten, sie interessierten sich vor allem für den jungen und tatkräftigen Nachwuchs, so Treutler, „dann bekommen die Bewerber davon wenig mit“. Er erhält meist Standard-Absagen. Wenn überhaupt: Im Schnitt meldete sich ein Viertel der Unternehmen nicht zurück. Und während es durchschnittlich weniger als sieben Stunden dauerte, ehe Anleger eine Antwort im Mail-Fach hatten, warteten Kunden mehr als elf Stunden und Bewerber mehr als 17 Stunden auf eine Reaktion.

Christian Treutler. Vor seinem Studium an der Ruhr-Universität in Bochum hat er Betriebswirtschaft an der Berufsakademie studiert. Insgesamt wurden die Anfragen des Kunden nur zu 35,5 Prozent vollständig beantwortet, der Anfrage des Bewerbers wurde sogar nur in 13,5 Prozent aller Fälle vollständig entgegnet. Auffällig war, dass vor allem die kleineren Unternehmen aus dem M-Dax zwar länger für eine Antwort brauchten, dafür war die Antwort qualitativ besser. Christians Fazit als Bewerber: „Ich habe mich ja nicht beworben sondern nur eine Frage gestellt. Wie die Bewerbungstools auf den Internetseiten funktionieren, kann ich deshalb nicht sagen. Stellt man aber eine allgemeine Anfrage, deren Beantwortung in meinen Augen niemanden überfordert, kommt selten eine Mail zurück, in der ein Ansprechpartner genannt wird oder in der inhaltlich auf mehr als die Frage eingegangen wird.“ Von den Unternehmen verlangt er deshalb mehr Aufwand: „Sie sollten von Ihren Investor-Relations-Abteilungen lernen. Die Nutzer sind anspruchsvoller geworden. Das Schreiben einer Mail-Antwort erfordert Ressourcen – und die müssen eben aufgewendet werden.“ Christian schreibt heute keine Bewerbungsmails mehr. Er arbeitet bei einer kleinen PR-Agentur in Bochum.

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