Das ist der Herr Markant. Im umgenähten Pulli. Und mit Palästinenser-Tuch zum Unerkannt-Bleiben.
Wie ist dein Verhältnis zu Mode?
Mein Verhältnis zum Trend sitzt eigentlich ziemlich locker, ich trage was gefällt und was manchmal auch nicht gefällt. Deshalb gefällt es mir wahrscheinlich auch schon wieder.
Wie war das früher, bevor du selbst Sachen geändert hast - was hast du da getragen?
Ganz früher habe ich mich natürlich stark an meiner Umwelt orientiert, in der Schule zum Beispiel. Wenn man älter wird bekommt man allerdings – Gott sei’s gedankt – seine eigenen Vorlieben und probiert eben mal alles aus. Irgendwann bemerkt man jedoch, dass man doch nur so aussieht wie alle anderen und versucht zu experimentieren und zu kombinieren.
Wie siehst du H&M als Phänomen in der Gesellschaft?
H&M ist eigentlich kein Phänomen, sondern eine logische Schlussfolgerung. Ich meine: Da gibt es einen Laden, der ziemlich schnell auf Trends reagiert und diese dann in Wahnsinnsgeschwindigkeit aufgreift, nachbastelt, verbreitet und zu Spottpreisen an die Frauen beziehungsweise den Mann bringt.
Warum änderst du Kleidung um?
Ganz einfach: Der individuelle Freigeist ist einfach stärker als meine Faulheit.
Wann hast du zum ersten Mal etwas umgeändert, selbst gemacht?
Das hat so vor ein paar Jahren begonnen, einfach mal zum Testen und ausprobieren. Primär erstmal verschieden Prints auf T-Shirts und ähnlichen Sachen. Da kann ich die H&M-T-Shirts nur empfehlen, die kosten nix, und halten wie blöde, von der Farbbeständigkeit ganz zu schweigen. Nur doofe Farben haben die teilweise.
Mittlerweile nähst du H&M Teile ja sogar um. Wie kamst du zum Nähen? Und wie schwer ist das ohne Vorkenntnisse?
Angefangen hat es eigentlich wie bei jedem: eine Hose gekürzt.
Das ging dann auch ziemlich banal von statten. Schwieriger wurde es dann, als ich bemerkte, dass es da ja noch so was wie einen Unterfaden, Spulenspannung und so weiter gibt. Das war am Anfang gar nicht so einfach zu handhaben, wenn man noch nie vor einer Nähmaschine saß. Aber am Ende geht das schon. Der H&M Pulli, den ich umgenäht habe – mein erstes großes Projekt – hält jedenfalls immer noch.
Was hast du bislang schon alles umgeändert?
Von Hose bis Sweater, von T-Shirt bis Hoodie. Gescheitert bin ich allerdings an einer Jacke aus so einem Kunststoff, wie er für Segel verwendet wird.
Warum gerade H&M Kleidung umändern?
H&M Klamotten sind einfach billig, und sie haben zudem eine ganz gute Stoffauswahl. Hierzu muss ich erwähnen, dass ich primär in der Frauenabteilung einkaufe, da die werten Möchtegern-Trendsetter bei H&M einfach das männliche Geschlecht außer acht lassen und irgendwelche absurden Fummel wie zum Beispiel den „Querstreifenpulli“ – wie den gibt’s immer noch? Ja! – nicht aus den Regalen nehmen wollen.
Deine Trendtipps für die Menschheit?
Die Kunst beim Kombinieren ist es nicht, besonders teuere Sachen ineinander zu wursteln, oder den billigen Fetzen a la Grunge heraushängen zu lassen, sondern diese zwei Gegensätze ineinander zu verklöppeln. Hierbei ist extrem darauf zu achten, dass man es nicht übertreibt, also immer nur bestimmte Accessoires oder Farben verwenden, sonst kann das schnell schief gehen. Selbstbewusst sollte man außerdem sein, also wenn einer kommt und irgendwie einen Spruch wie: „Wie siehst denn du aus?“ bringt, dann gleich die Nase hoch, und: „Kann nich jeder tragen, wa?“ entgegen werfen.
Hast du auch H&M Kleidung, die nicht geändert ist?
Nein. Ja, nein. Zählen da Handschuhe auch dazu?
+++
Praktisch geht das Ganze so:
Man nehme: Zwei H&M Pullis aus der Frauenabteilung, eine Nähmaschine und ein wenig Experimentierfreude. Dann trennt man zunächst bei beiden Pullis das Vorder- vom Rückteil, näht die beiden Rückteile zusammen. Aus den überschüssigen Vorderteilen werden eine Kapuze und eine Bauch-Tasche gefertigt. Und schon hat man aus zwei Stücken von der Stange ein einzigartiges Einzelteil gemacht.