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Was die Krise mit unserem Leben macht – Eine Übersicht

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I. Sex Mehr Geschlechtsverkehr Nach Meinung einer New York Times-Kolumnistin ist es kein Zufall, dass jetzt, in der Rezession, Paare wieder zueinander finden, die sich scheinbar endgültig getrennt haben, Jennifer Aniston und John Mayer als prominentes Beispiel. Schließlich sind Sex und Liebe ja umsonst, und damit tolle Stimmungsaufheller bei leeren Konten. Die Krise mache uns obendrein sexuell experimentierfreudiger. Deshalb können sich angeblich Sexshops vor Kunden kaum mehr retten. Weniger Geschlechtsverkehr Die Konkurrenz bei der New York Post behauptet das glatte Gegenteil: Die Rezession in der Finanzwelt gehe Hand in Hand mit einem sexuellen Abschwung einher. Ebenso wie der Dow Jones abstürzt, befinde sich die männliche Libido auf einem steilen Sinkflug. Psychologen haben sogleich die passende Begründung parat: Die Herren der Schöpfung beschäftigen sich momentan mit Dingen wie Depression und Burnout-Syndromen - und weniger mit Liebemachen. Damit überhaupt noch was geht, müssten die Leute sich jetzt vermehrt Hilfsmittel besorgen. Deshalb können sich angeblich Sexshops vor Kunden kaum mehr retten. Außerdem: „Downturn hitting women harder“ – BBC “Recession harder on men than on women”- Fox News Frauen bevorzugen in Krisenzeiten den Alphamann: “Women’s Taste in men reflects economy” – Brisbane Times

Beth Ditto auf der Pariser Fashionweek Gleichzeitig: Dicke Frauen im Kommen Beth Ditto hat es in den letzten Monaten durch Präsenz auf Modeschauen und Parties geschafft, sich regelmäßig in Klatschspalten und sogar auf den Titel der Zeitschrift „Love“ zu katapultieren. Schon eilten die Theoretiker herbei: In der Rezession seien eben wieder Frauen gefragt, die Wohlstand am eigenen Körper demonstrieren können. Männer suchen sich während Krisenzeiten dickere Partnerinnen, wollen auch amerikanische Forscher bewiesen haben. II. Essen Trend Nr.1: Haferschleim Nudeln mit Erbsen und gekochtes Brot – mit solchen Gerichten macht eine 93-jährige Amerikanerin momentan im Internet Karriere. Wegen der Krise natürlich.

Trend Nr.2: Schokolade Weil alle traurig sind und Schokolade glücklich macht. Die Süßigkeitenindustrie fährt super Umsätze und dazu texten Medien super Zeilen à la: „Wie sich die Deutschen die Krise versüßen“

Auf der nächsten Seite: Wie Schulterpolster gegen schlimme Zeiten helfen und warum wir während der Rezession zu Couch Potatoes mutieren


III. Mode Underdressed durch die Krise Als meist zitierte These muss derzeit die Rocksaumtheorie erklären, was die Wirtschaftskrise mit der Mode macht. Zum festen Vokabular in Modemagazinen zählt auch mittlerweile „Recession Style“ als Umschreibung für den „Trend“, gezwungenermaßen ausrangierte Kellerklamotten aufzutragen. Frauen, die das tun, anstatt shoppen zu gehen, heißen daher nun „Rezessionista“ oder so und hängen alle ständig auf Swap-Parties rum, wo sie unter nachkriegsähnlichen Bedingungen Tauschhandel von Anziehsachen betreiben. Karl Lagerfeld bezeichnet das als „neue Bescheidenheit“. Overdressed durch die Krise „Dressing up is back“ titelte dagegen jüngst die britische Times. Diesen Sommer blühen uns breite Schulterpolster, bauchfreie Tops und Glitzerminis, kurz: Powerdressing der 80er, da sind sich alle einschlägigen Modeorakel einig. Die Times: „Es gibt in diesen Tagen genug Anlass, deprimiert zu sein - warum soll man sich auch noch langweilig anziehen?“ Derselben Meinung ist Jeremy Scott, amerikanischer Designer von quietschbunten Gagafummeln. Seine Klamotten verkaufen sich seit Beginn der Krise bestens, erzählt er in der aktuellen Ausgabe der Spex.

Vielleicht so? Ein, ähm, Kleid von Jeremy Scott IV. Ausgehen Alle bleiben zu Hause „In einer Rezession verbringen die Leute mehr Zeit daheim“ schreibt die New York Times. Der Daily Telegraph folgert daraus: „Kreditkrise wird zu TV-Boom führen“. Im Durchschnitt werde jeder Brite aufgrund der Rezession bis zu vier Stunden pro Woche länger vor der Glotze hocken, die ganze Nation drohe fernsehsüchtig zu werden. Auch andere Stimmen behaupten, dass die Unterhaltungselektronikindustrie profitieren werde – der Trend gehe zum „Cocooning“, zum Einigeln in den heimischen vier Wänden. Am Weggehen kann man schließlich am einfachsten sparen. Irgendwie logisch.

Alle gehen feiern – jetzt erst recht Unter der Überschrift „Die große Sause“: Beim KulturSPIEGEL meint man in Berlin eine neue Bohème gefunden zu haben, die aufgetakelt im 20er-Jahre-Style „gegen die Krise feiert.“ Barbesitzer berichten in manchen Umfragen, dass sie nicht über schwindende Gästezahlen klagen müssen. Weil: Gerade wenn es ansonsten zappenduster aussieht, wollen Menschen die Krise wegtrinken. Und sowieso wird ja immer gesoffen. Irgendwie auch logisch.

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