Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Vom Kiel bis zum Ausguck

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

A wie Ambitionen Die Umfragen haben den Ehrgeiz der Piraten geweckt: Sie wollen 2013 in den Bundestag einziehen, und das am besten gleich mit Regierungsbeteiligung, sagte der Parteivorsitzende Sebastian Nerz diese Woche. Die Berliner Kollegen warfen ihrem Bundesvorsitzenden daraufhin mangelnde Bescheidenheit vor; er würde „am laufenden Band Unsinn“ reden.

B wie Blaumann-Brunner  Eine Anpassung an die Kleidungsstandards im Parlament wird es bei den Piraten nicht geben. Besonders auffällig: Der Mechatroniker Gerwald Claus-Brunner, der sowohl im Abgeordnetenhaus als auch in Talkshows in seinem Blaumann erscheint. Mittlerweile hat er auch einen Orangemann in der Parteifarbe. 

C wie CommodoreSchmidtlepp  Das ist der Internet-Name des Abgeordneten Christopher Lauer. Früher war er als streitlustiger User im jetzt-Kosmos unterwegs, heute twittert er noch unter diesem Namen. Hat sich zum Medienliebling unter den Piraten entwickelt und witzelte sich mit süffisantem Grinsen durch Fernsehinterviews und einen DeutschlandTrend-Umfrage am Donnerstag sagten 47 Prozent der Befragten, die Piraten seien keine ernstzunehmende Partei, 72 Prozent waren der Meinung, sie hätten nur Erfolg, weil die Wähler den etablierten Parteien einen Denkzettel verpassen wollten.

F wie Frauen  Mangelware. Unter den Berliner Abgeordneten ist nur eine Frau, eine Quote lehnt die Partei ab. Man denke nicht in Geschlechterkategorien, heißt es. Immerhin ist die Bundesgeschäftsführerin eine Frau. Politik mit Männern mache ihr Spaß, sagte sie beim ersten Auftritt der Partei auf der Bundespressekonferenz.

G wie Grüne: Die Grünen wurden in ihren Anfangszeiten als verträumte Ökos abgestempelt, die Piraten jetzt als Nerds und Filesharer. Die Parallelen in der Entwicklung der Parteien ist unverkennbar: Beide gründeten sich aus gesellschaftlichen Veränderungen heraus, die von den etablierten Parteien nicht reflektiert wurden. Und: Christopher Lauer wurde schon mit Joschka Fischer verglichen.

wie Herkunft  Rickard Falkvinge gründete am 1. Januar 2006 in Schweden die erste Piratenpartei. Der Name stammt von der Organisation Piratbyrån, die sich gegen das Copyright stark macht, und auch hinter der umstrittenen Seite „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“ die der einstige Songschreiber der Grateful Dead und Mitgründer der Electronic Frontier Foundation, John Perry Barlow, 1996 verfasst hat. Das Stück ist quasi die Anpassung des amerikanischen Liberalismus an die Gegebenheiten des Informationszeitalters. Staaten, so könnte man Barlows Text extrem verknappt zusammenfassen, haben keinen Anspruch auf eine Vormachtstellung im Internet.   

J wie Jens Seipenbusch Seipenbusch ist einer der Gründer der deutschen Piratenpartei. Er war mehrmals Vorsitzender und Vize der Partei, trat aber im Erfolgsjahr 2011 nicht mehr zur Wahl an. 

wie Koalitionen  Die Hacker von Anonymous ahnten den Wahlerfolg der Piraten im August voraus und Rundfunk Berlin Brandenburg, weil er den Schuldenstand des Stadtstaats nicht benennen konnte. „Viele Millionen Euro“, antwortete er auf die Frage, wie hoch Berlin derzeit verschuldet sei. Die richtige Antwort: 63 Milliarden.

wie Nerz Bundesvorsitzender der Partei, Anzugträger, von 2001 bis 2004 Mitglied der CDU in Tübingen. Die auf englisch phonetische Ähnlichkeit mit dem Wort „Nerds“ war bei seiner Wahl nicht ausschlaggebend.

wie Ohne Fleisch Simon Kowalewski ist der Pirat, der neben Blaumann-Brunner das Klischee vom Sonderling am besten erfüllt. Er will veganes Essen in der Parlamentskantine einführen und plaudert bei Radio Fritz über sein polyamores Leben.

 

P wie Programmieren Nach der Milliarden-Wissenslücke programmierten die Piraten eine iPhone-App, auf der der aktuelle Schuldenstand Berlins abzulesen ist.

 

wie Richtung  Radikal links? Liberal? Was sind die Piraten denn nun? Eine „sozial-liberale Grundrechtspartei“, sagte Sebastian Nerz und verkündete gleichzeitig ein Ende des Rechts-Links-Schemas.

 

wie Streithähne Die Piraten streiten – logisch – vor allem übers Internet. Man kann das auf Twitter verfolgen oder in den Protokollen im Piratenpad.

 

wie Transparenz Das wichtigste Gebot für den Politikstil der Piraten. Interessierte Livestreams und Mitschnitte der Fraktionssitzungen unter http://www.piratenfraktion-berlin.de/. Die nächste steht am Montag um 18.30 an.

 

wie Überraschung Die Piraten haben zu niedrig gepokert. Weil alle Kandidaten ins Abgeordnetenhaus kamen, und einige gleichzeitig auch auf kommunaler Ebene erfolgreich waren, blieben in den Bezirksparlamenten Sitze leer.

 

wie Verkehr Rot-grüne Koalitionsverhandlungen in Berlin scheitern an der Stadtautobahn, die Piraten warten mit der radikalen Forderung nach einem kostenlosen öffentlichen Nahverkehrssystem auf. Wär ja schon schön. Kann nur niemand bezahlen.

 

W wie Waffenscheinpflichtig

"Diese Leute sind waffenscheinpflichtig", schimpfte NPD-Mann Udo Pastörs über die Piraten.

 

Z wie Zeigen

Schönster Lauer-Kalauer (siehe CommodoreSchmidtlepp) auf der ersten Pressekonferenz nach den Berlin-Wahlen: Lauer streckt der Presse seinen Laptop entgegen und sagt: "Jetzt passiert was ganz Tolles: Ich zeige ihnen jetzt das Internet. Dann kriegen Sie auch ihre Symbolbilder." 

  • teilen
  • schließen