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„Unsere Frauen sehen aus wie Kate Middleton“

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Dauerregen, als Nationalgericht Toast und Bohnen, überteuerte Wohnungen, keine Jobs und dann auch noch schales Bier. So ähnlich könnte man Großbritannien beschreiben, wenn man das Land nicht mag. Oder, wenn man Menschen davon abhalten möchte, nach Großbritannien zu ziehen.

Was sich wie ein Theken-Scherz nach zuviel Ale anhört, wurde vergangene Woche wirklich in den britischen Medien diskutiert: Britische Minister sollen überlegt haben, absichtlich abschreckende Werbekampagnen in Rumänien und Bulgarien zu veröffentlichen – aus Angst vor einer Immigrationswelle aus Osteuropa. Offiziell bestätigt wurde die Kampagne noch nicht. Man müsse den Eindruck zurechtrücken, dass die britischen Straßen mit Gold gepflastert seien, sagte ein Minister. Ab 2014 erhalten Rumänen und Bulgaren das sogenannte Recht der Freizügigkeit, sie dürfen dann ohne Arbeitserlaubnis überall in der EU leben und arbeiten. Viele Briten empörten sich über die Idee der Minister: Die britische Zeitung The Guardian lud ihre Leser zum Beispiel ein, mögliche Anti-UK-Motive zu entwickeln – mit zum Teil amüsanten, zum Teil verstörenden Ergebnissen:



Das stachelte Claudiu Pândaru an. Der Chefredakteur der rumänischen Onlinezeitung gandul.info wollte reagieren, ein Statement setzen. „Rumänien hat einen sehr schlechten Ruf. Wenn internationale Medien über uns berichten, dann meist nichts Gutes“, sagt er, „wir wollen zeigen, dass Rumänen auch witzig sein können.“ Zusammen mit einigen Redakteuren von der Zeitung Gandul und dem Grafikdesigner Mihai Gongu entwickelten sie Anzeigen, die mit einem Augenzwinkern britische Leute nach Rumänien einladen sollte. Aus einer fixen Idee wurden Slogans, die direkt den Nationalstolz der Briten trafen.

"Half of our women resemble Kate. The other half, her sister." („Die Hälfte aller rumänischen Frauen sieht aus wie Kate. Alle anderen wie ihre Schwester.“) "Our draft beer is less expensive than your bottled water." („Unser Pils ist günstiger als euer stilles Wasser.“) "Your weekly rent covers a whole month here. Pub Nights Included." („Von deiner Wochenmiete kannst du hier einen ganzen Monat leben – inklusive der Kneipenabende.“) "Romanian for biscuit is biscuit. See, you already speak the language." („Auf Rumänisch heißt Keks Keks. Du kannst also schon fast die Sprache.“) In den ersten 24 Stunden haben nach Angaben von gandul.info mehr als 300.000 Rumänen auf die Anzeigen geklickt, sie geliked und verbreitet. Die Plakate gingen um die Welt und erreichten auch Großbritannien. Viele britische Zeitungen feierten die gute Idee der Rumänen. 

Für Claudiu Pândaru sind die Plakate nur die erste Phase. Vergangenen Sonntag hat die Zeitung eine Art Kulturaustausch eingerichtet: Couchsurfen für Briten in Rumänien. Innerhalb weniger Stunden hatten 200 Rumänen ihre Couch angeboten. Eine Frau, die 300 Kilometer von der Hauptstadt Bukarest entfernt wohnt, schickte der Redaktion Bilder ihres Hauses mit der Bitte, diese hoch zuladen. Unter dem Hashtag #whydontyoucomeover twittern viele die Couchsurf-Idee weiter oder bieten auch ihr Wohnzimmer an. Die Idee: „Wir wollen eine Plattform schaffen, in der sich Leute kennenlernen können, ganz abseits von der politischen Ebene“, sagt Pândaru, „denn die Kampagne ist, neben all der Augenzwinkerei, auch wirklich ernst gemeint: Das negative Bild von Rumänien stört.“

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