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"Unser Feindbild ist die weltweite Langeweile"

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Der Feind: Global Boring. Die Mission: Langeweile bekämpfen. Die Lösung: Mitglied auf der interaktiven Plattform snab.me werden. Dort werden Spiele angeboten, um gegen die Langeweile ins Feld zu ziehen. Das Besondere: Die Aufgaben lassen sich meist nicht am Rechner lösen. Dieses Konzept haben sich 16 Stunden für intermediales Design der FH Trier ausgedacht. Sie hatten drei Semester Zeit, um die Plattform und die dazugehörigen Spiele zu entwickeln. Ziel des Projekts war es, ein sogenanntes pervasives Spiel zu schaffen: ein Spiel, dass nicht in einer fiktiven Welt sondern im Alltag der Teilnehmer stattfindet.

Zusammen mit 14 Kommilitonen haben Miriam Julius und Nils Linger die Plattform snab.me geschaffen.

Sehr beliebt ist bei den Spielern zum Beispiel die Mission „Happy Faces“, für die man mit Zettel, Stift, Kleber und Kamera bewaffnet auf die Straße geht, die Zettel mit Gesichtern bemalt und sie an Gegenstände in der Stadt klebt. Anschließend muss ein Foto auf die Plattform geladen werden und die Mission gilt als erfüllt. Andere User können die Fotos dann bewerten. Je mehr Bewertungen man bekommt, desto weiter steigt man auf der Bestenliste. Mit den Spielen wollen die Erfinder das "neue Phänomen Global Boring", die weltweite Langeweile bekämpfen. „Den Begriff haben wir von Global Warming abgeleitet. Genauso nehmen wir auch die Langeweile wahr“, sagt Nils Linger, Mitglied der Projektgruppe. „Viele Menschen sitzen heute nur noch vor dem Fernseher oder dem Computer, lassen sich passiv berieseln und langweilen sich unbewusst. Unser Feindbild ist sozusagen der Mainstream.“ Die Trierer Studenten haben einen Begriff für ihr Feindbild geprägt: „Situation normal: alles beschissen“, kurz Snab. Der Ausweg aus der Eintönigkeit beginnt nun auf der Website. Die Design-Studenten bieten verschiedene Missionen an, die die Mitglieder lösen können. Jede Woche kommen vier neue Aufgaben dazu. „Es geht uns vor allem darum, dass die Leute ihre Umgebung bewusster wahrnehmen und mit offenen Augen durch ihre Stadt laufen“, erzählt Miriam Julius. „Es gibt einfache Missionen, die man von zu Hause aus erledigen kann, aber für die meisten Aufgaben muss man wirklich raus gehen und was tun.“ Beispielsweise muss man innerhalb von 15 Minuten den buntesten Ort in der Umgebung finden, dort ein Foto machen und es posten. Bei einer anderen Aufgabe geht es darum, Gegenstände wie Parkuhren und Straßenschilder mit Schal und Mütze verkleiden. Die Mitglieder können aber auch selbst Missionen vorschlagen, die sie gerne erfüllen würden.    

snab.me ist mittlerweile seit einem Monat online und zählt 124 Mitglieder. Insgesamt wurden die verschiedenen Missionen schon rund 160 Mal gelöst. „Aus unserer Sicht ist es überraschend positiv gelaufen. Das hat unsere bescheidenen Erwartungen übertroffen“, freut sich Miriam. Die schwierigste Aufgabe steht den Studenten jedoch erst noch bevor. Nach eineinhalb Jahren ist das Uni-Projekt vorbei. Jetzt müssen sie die Plattform in ihrer Freizeit betreuen. „Nicht alle machen weiter mit, aber wir sind sechs Leute, die das Projekt weiter fortführen wollen“, sagt Nils. „Zur Zeit sind wir auf der Suche nach Partnern, die das Spiel mit uns weiterentwickeln möchten.“  

Bald sollen sich snab-Spieler auch zu Gruppenaktionen treffen, wie hier zum Dinner in Abendgaderobe in einem Fastfoodrestaurant.

Außerdem müssen die Studenten neue Spiele entwickeln. Bis zum Start von snab.me hatten sie sich 40 Missionen überlegt, davon sind bereits 36 online. „Wir haben schon  festgestellt, dass es schwieriger wird, sich neue Aufgaben auszudenken“, gibt Miriam zu. Die Studenten hoffen auch auf Feedback der Spieler. Und sie hoffen, dass sich bald mehr Leute bei snab.me anmelden. In der Zukunft sollen sich die Mitglieder in ihren Heimatstädten treffen, um gemeinsam Spiele zu lösen. Eine Idee für so eine Gruppenaktion gibt es bereits: Mit Tischdecke, Teller, Besteck und in Abendgarderobe in ein Fastfoodrestaurant spazieren - um dort in Ruhe zu speisen.



Text: stefanie-heiss - Fotos: privat

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