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Uh, ah, Tschacktschack! Wie Michael Jackson unser Leben veränderte
Ein bisschen Respekt, bitte Über Michael Jacksons Gegenwart muss man nicht viele Worte verlieren. Sie ist ein Trauerspiel. Doch wer sich jetzt nur über einen Zombie mit gekalkter Haut und verfaulter Nase lustig macht, der weiß zu wenig und vergisst zuviel. Michael Jackson hieß einmal „King of Pop“. Das ist ein vollkommener beknackter Titel aus den 80ern, aber er entspricht nun mal der Wahrheit: Michael Jackson war das Wunderkind der Siebziger und der Gott der Achtziger. Songs wie„Thriller“, „Bad“, „Billy Jean“ und
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waren damals schon Klassiker und sind von so zeitloser Eleganz, dass kein Popsong von heute ihnen auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Warum es nach „Dangerous“ 1991 mit diesem Menschen nur noch bergab ging, weiß niemand. Aber soll man Michael Jackson nun auch noch vorwerfen, dass er, wie es sich für richtige Popstars gehört, früh gestorben ist? Trauern sollte man um den Michael Jackson aus den 80ern. Das ist besser, als sich über den Michael Jackson von heute lustig zu machen. philipp-mattheis
Michael Jackson, du hast meinen Kinderschlaf ruiniert Den Einstieg hat Michael Jackson bei mir gründlich versaut. Ich muss top-jung gewesen sein, als ich mit meinem um einiges älteren Bruder eines Samstagabends vor der Musiksendung der ARD namens "Formel 1" saß. Peter Illmann moderierte den mittelheißen Popscheiß der Woche samt zugehöriger Videos. Mit großem Aplomb warnte er diesmal alle Erziehungsberechtigten, noch vor Beginn des nächsten Videos alle Kinder aus dem Zimmer zu schicken: "Thriller" von Michael Jackson stand auf der Playlist. Mein Bruder nickte mich mit der Gelassenheit eines Erziehungsberechtigten aus der Fernsehstube und ich überlegte mir, diesmal störrisch zu sein. Er machte große Augen und zuckte schließlich die Schultern. Er sollte es bereuen. Der Anfang des Thriller-Videos, das in seiner Summe um einen Werwolf und eine Bande steppender Dämonen kreist, verhagelte mir Minimum ein Jahr meiner Kindheit. Das Bild des gelb-äugigen und schartenzahnigen Michael Jackson sollte sich nie so richtig aus meinem Kopf bewegen. An jenem Samstag bereitete mir das Einschlafen, ach, schon das Richtung Kinderzimmer gehen enorme Probleme. Von der Nacht zu schweigen. In der Folgewoche lernte ich, was Albträume sind - und Jacko war schuld. Den Grant, den ich damals in meinem Kinderkörper aufstaute, habe ich Zeit meines Lebens behalten. Der körperliche Verfall des einstigen Pop-Robin Hood schien mir die gerechte Strafe für soviel Kindesverwirrung. Obwohl ich mich einmal fast zu einer Art gütlichen Einigung hätte hinreißen lassen, als "Black and White" erschien. Das war, wenn man mental gerade ganz schwach und zu aufgeschlossen war, schon sehr schön ... peter-wagner
Keine Chemie: Max und MJ Ich war zwei Jahre alt, als „Thriller“ erschien. Der Grad, in dem mich das damals berührte, hat sich etwa bis heute gehalten, mit kleinen Ausnahmen: Als ich zwölf war, erschien es mir kurz erstrebenswert, den „Moonwalk“ zu lernen - jemand in meinem Freundeskreis beherrschte das und es sah fantastisch aus. Irgendwie konnte es mir aber niemand richtig beibringen und untalentiert war ich auch – es blieb beim verkrampften Herumwischen auf dem Boden. Viel später stellte ich als DJ fest, dass nahezu jeder Michael-Jackson-Hit selbst die müdeste Studentenparty-Tanzfläche in einen Hotstepper-Arena verwandelte. Und dass man bei den DJ Kollegen sehr beliebt wurde, wenn man ihnen „Jackson 5“ –Singles zum Geburtstag schenkte. Das war’s aber auch, mit Jacko und mir. max-scharnigg
Das erste Mal Pop Ich war acht an einem regnerischen Nachmittag in den Osterferien und durfte ausnahmsweise fernsehen, als die zeitgenössische Popmusik in mein Leben groovte. Meine musikalische Sozialisation hatten bis dahin die Eltern bestimmt („Alles Mist, seit Jim Morrisson tot ist.“) und meine Klassenkameraden („David Hasselhof ist tausendmal besser als der kacka Meikl Tschäcksn!“). Ich hielt mich da raus und war mit Mozart und den Beatles auch zufrieden. An jenem Nachmittag aber sah meine Familie Michael Jacksons Videoclip zu „Black or White“. Es beginnt mit einer humorigen Szene, in der Macaulay Culkin mit großen Verstärkern und einer E-Gitarre seinen dicken Vater vom Fernsehsessel ins Weltall pustet. Dann tanzt, singt und lächelt sich Jackson durch verschiedene Regionen und ihre Ethnien. Mein Bruder machte „Tschka-tschka-uh“, ich kreischte „Owww!“, meine Babyschwester wackelte mit den Zehen und meine Mutter beschloss, dass es an der Zeit sei, eine Platte zu kaufen: „Dangerous“, das letzte wirklich gute Michael Jackson-Album. Das ornamentale Coverartwork war mir Quell endloser, meditativer Betrachtungen, die Erwachsenen-Texte („Give it when I want it, ah!“) stellten Rätsel, die sich oft erst Jahre später lösen ließen. Ich lernte sie alle auswendig und korrigierte unablässig meine deutschen Freundinnen, wenn die beim Mitsingen mal wieder alles verschwurbelten. Mit Michael Jackson begann für mich also nicht nur der Hüftschwung, sondern leider auch ein tief verwurzelter Hang zur Pedanterie. meredith-haaf
Wie Sascha den King of Pop persönlich kennen lernte Ich war elf Jahre alt und Schauplatz war das „miniMAL Happy Family“ – ein Festival für die ganze Familie auf der Münchner Theresienwiese. Das Lineup klang damals schon albern: La Bouche, NoMercy, eine Rede von Oberbürgermeister Ude und dann Tic Tac Toe. Kurz vor NoMercy sorgte ein Gerücht für Action – Michael Jackson kommt, wie geil. Die Supermarktkette miniMAL hatte sich selbst übertroffen. Ich wartete mit meinem besten Freund am VIP-Parkplatz, um die Ankunft von Michael Jackson nicht zu verpassen. Stunden vergingen und die Anspannung stieg, es wurde dunkel, also war uns klar, dass es bald soweit sein musste. Und dann war er da. Michael Jacksons Auto war schwarz und groß – wahrscheinlich ein VW Bus. Als er ausstieg, ganz in schwarz gekleidet, genau wie im Fernsehen, streckten wir ihm unsere Autogramm-Hefte entgegen. Michael lachte und unterschrieb gleich neben Manfred Schwabl vom TSV 1860 München. Unser Kennenlernen war nach etwa zehn Sekunden vorbei, doch egal, er war kein geringerer als der King of Pop und wir hatten uns gerade Autogramme geholt, die wir am nächsten Tag in der Schule stolz präsentieren konnten. Mit dreizehn begann ich das erste Mal an der Echtheit des Michael Jackson zu zweifeln, dem ich auf dem „Happy Family“ begegnet war. Hätte sich miniMAL es wirklich leisten können, den größten Popstar der Welt auf die Theresienwiese zu holen? Und warum waren nur so wenige Zuschauer, vielleicht fünfhundert, dort gewesen? Doch wenn ich ehrlich bin: Ob es sich um den echten Mann gehandelt hatte oder nicht, war mir eigentlich egal. Ich war für zehn Sekunden meinem King of Pop begegnet, Michael Jackson, dem Größten unter Allen. sasha-chaimowicz
Text: meredith-haaf - philipp-mattheis, peter-wagner, max-scharnigg, sascha-chaimowicz