allegro film
Hat schon mal jemand untersucht, warum aus Österreich im Schnitt etwa doppelt so viele gute Filme kommen wie aus Deutschland? Ich glaube, es liegt daran, dass es den österreichischen Filmemachern eher egal ist, ob viele Leute ihre Filme sehen. Es ist sogar ganz gut, wenn nicht allzu viele Österreicher ins Kino gehen, denn Verständnis können die ambitionierten Filmemacher von der breiten österreichischen Öffentlichkeit erfahrungsgemäß selten erwarten. Es geht in ihren Filmen doch fast immer um die Enge und Engstirnigkeit, um die Doppelmoral und inzestuöse Verschlagenheit ihrer Mitbürger. Zweifellos Themen, die sich auch woanders entdecken und verfilmen ließen, aber die schamlose, österreichische Konzentration darauf ist schon besonders erstklassig – man steht dort nun mal mit Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek in bester Nestbeschmutzertradition.
Ein Film, der auf nahezu geniale Weise große Filmmacherkunst mit schockierender Gesellschaftsanklage verbindet, ist Ulrich Seidls „Hundstage“, der heute Abend auf arte gezeigt wird. Es ist ein sehr schöner Film, mit großartigen, hygienisch-spektakulären Bildern und es ist ein sehr hässlicher Film, mit unerträglich-quälenden Alltagsmenschen (arte, 22.40 Uhr).
Ebenfalls heute Abend zu sehen und ebenfalls böse, aber eher lustig als schockierend, ist Josef Haders „Komm, süßer Tod“ (BR, 23.40 Uhr), eine erbitterte Krimisatire über den Krieg zwischen zwei Rettungssanitäter-Cliquen in Wien. Hader selbst spielt dabei den liebenswerten Ex-Polizisten Brenner, genau wie im sehenswerten Nachfolger „Silentium“, der gerade in den Kinos war.