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Survival-Guide: Familienweihnachten

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Es ist Weihnachten. An keinem anderen Fest verbringt man so viel Zeit mit der Familie und alten Freunden. Das ist manchmal schön und meistens anstrengend. Wir haben deswegen ein paar sonnige Worte für dich zusammengestellt, mit der du jede Situation retten kannst - egal ob Onkel Ede betrunken über seine Ehefrau lästert oder Pfarrer Lunsen wissen will, wie du seine Predigt fandest.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mit der Familienkonversations-Fibel läuft die nächste Unterhaltung mit deiner ungeliebten Cousine vielleicht sogar ohne unangenehmes Schweigen ab.

1. Was ist guter Gesprächstoff für die Unterhaltung mit deiner seltsamen Cousine, mit der du immer noch an der "Kinderecke" des Familientischs sitzen musst? Und für eine Unterhaltung mit ihrem noch komischeren neuen Freund (17 Jahre älter als sie)?

Unbedingt an Serien halten. Und dabei eher von oben nach unten arbeiten, bis es eine Übereinstimmung gibt: Silicon Valley, Fargo, True Detective, Mad Men, Sopranos, Sons of Anarchy, Breaking Bad, Homeland, How I Met Your Mother, Friends, King of Queens, Roseanne, Tatort, Alarm für Cobra 11.

Dabei unbedingt immer das Wort „wir“ benutzen: „Wir haben jetzt mit True Detective angefangen. Kennt ihr das?“

Lass dir von ihrem letzten gemeinsamen Urlaub erzählen und ganz viele Bilder zeigen. Sag ab und an „Maaann, das ist ja echt schön, habt ihr davon noch die Adresse?“

Lass dir alle 250 Bilder ihres süßen Schnuffelhasen/Katze/Kind zeigen, die sie auf ihrem Handy hat.

Teilt eure Kindheitserinnerungen von den gemeinsamen Ferien bei eurer Oma. Wie ihr euch nach dem Mittagessen immer eine Kindersendung im Fernsehen anschauen durftet...

2. Was sagst du zu alten Schulfreunden, die du in der Kneipe triffst?

„Bevor wir über irgendwas anderes reden: Erstmal Prost!“

Mit denen kann man gut über konservative Lebensplanung sprechen. „Heiraten? Total veraltetes Konzept!“; „Ich bau doch kein Haus, bin ich blöd? Ich investiere in 'ne Wohnung in Ostdeutschland, Leipzig ist Hypezig, sag ich euch!"

Das ist dein Moment! Hol alle alten Witze raus, die du in deiner neuen Stadtclique nicht mehr machen kannst. Am besten du guckst dir vorher noch einmal das „TV Total-Nippleboard Best of von 2004“ an.

Lästern geht natürlich auch! Was machen denn die anderen jetzt so? Na der Martin, dass der mal so ein Wirtschaftsschnösel wird, das war doch damals schon klar.

3. Was ist ein guter Kommentar für deinen besoffenen Onkel, der um zwei immer noch in der Küche sitzt und mit dir den Ernst des Lebens besprechen will?

„Ach Onkel Ede, Leben ist Leben und Schnaps ist Schnaps. Prost!”

„Die wirklich krasse Frage ist doch: Wenn nichts an Teflon haftet, wieso haftet Teflon dann an der Pfanne?!“

Stimme ein Volkslied an und animiere ihn zum Mitsingen. „Ahhh, weißt du noch, wie es nach der Stelle weitergeht?“ Alte betrunkene Männer singen gern.

Oder sag ihm, dass er jetzt ins Bett muss, wenn er nicht möchte, dass seine Mutter (deine Oma) ihn morgen den ganzen Tag missbilligend und eisern anschweigen wird.

Auf der nächsten Seite: Sprechen mit Oma, Umgang mit Miese-Laune-Opa.




4. Gesprächsstoff für Oma, mit der du wie immer viel zu früh in der Kirche bist.

Wann denn das erste Urenkelchen wohl geboren wird.

Und: Lästern! Über die Leute sprechen, die auch in der Kirche sind. Geht immer! Über Frisuren und Klamotten, wer dick geworden ist und wer dünn, wie der eine früher immer war, warum der eine auf einmal hinkt, wer aber auch echt nur Weihnachten in die Kirche geht, um gesehen zu werden.

Darüber reden, dass der junge Pfarrer ein schöner Mann ist und ob er wohl dadurch Probleme bei der Ausübung seines Berufs hat.

Sag ihr, dass sie wirklich eine sehr schicke Oma ist. Und was für ein toller Hut! „Andere ältere Damen lassen sich ja immer so gehen.“

„Mei Oma, wie lang ist das wohl her, dass du zum ersten Mal in dieser Kirche warst. Und wie sah’s da hier aus?“

5. Gesprächstoff für den zornigen Opa, dem die Weihnachtsfeierei viel zu viel ist und der in die Kirche gehen blöd findet.

„Wetten, dass mein Flachmann schneller leer ist als deiner?!“

„Hast du eigentlich schon mal gekifft?“

„Ach Opa, mir ist das hier gerade viel zu laut. Wollen wir eine kurze Runde mit Rollo drehen?“ Auf dem Weg nach draußen schnappst du dir noch zwei Flaschen Bier und verfrachtest Opa auf die nächste Parkbank, wo ihr einträchtig nebeneinander sitzt und die Ruhe genießt, bis die Flaschen leer sind.

6. Gesprächsopener beim gemeinsamen Warten aufs Abendessen am Familientisch.

„Bevor wir über irgendwas anderes reden: Erstmal Prost!“

Anknüpfen ans Vorjahr! „Wisst ihr noch, wie wir letztes Jahr...“

Das Ende von „Wetten,....dass!??“ aufgreifen – da kann wirklich jeder mitreden!

Rede über den Baum! Zwar nicht perfekt, aber wenigstens nicht so ein trauriges kahles Geäst wie letztes Jahr. Und optimal geschmückt – nur die Kugeln, die gehören eigentlich näher an den Stamm...

Auf der nächsten Seite: Schwiegermutter-Talk bis Familienspaziergang.



7. Komplimente für die Schwiegermutter oder Mutter deines Partners beim ersten Weihnachtsessen.

Das Essen auf jeden Fall. Oder was zum Geschirr: „So eine Sauciere hätte ich ja auch echt gern!“

„Wer von euch hat denn das Auge für Inneneinrichtung?“

Erzähl eine nette Geschichte, in der ihr Kind so richtig glänzt. („Das habt ihr als Eltern wirklich gut hingekriegt!“) Oder – falls die Stimmung lockerer wird: erzähl, wie ihr Kind einmal betrunken fast dein Zimmer abgefackelt hätte und dann mit einer Gurke im Arm eingeschlafen ist. („Das habt ihr als Eltern wirklich gut hingekriegt!“)

8. Warme Worte für den neuen Freund der Schwester, der das erste Mal nach Hause kommt.

„Bevor wir über irgendwas anderes reden: Erstmal Prost!“

„Du wirst schnell merken: Diese Familie ist ein bisschen speziell – aber sehr nett! Folgende Regeln solltest du beachten: Niemals die linke Hand in die Hosentaschen stecken, wenn du Papa die rechte gibst, immer zwei zueinander passende Socken tragen und lachen, wenn Opa einen Witz macht. Der Rest läuft dann wie von selbst.”

Stecke ihm unauffällig, dass du ihren Ex-Freund richtig blöd fandest und trinke noch einen Schnaps mit ihm darauf.

9. Was sagt man beim Händeschütteln mit dem Pastor nach dem Gottesdienst?

„Frohe Weihnachten! Beste Predigt seit Jahren! Können Sie mir die per Mail schicken?”

„Ganz nah am Menschen! Wirklich! Man merkt einfach, dass Sie Ihre Schäfchen noch wirklich kennen. Toll! Wirklich!“

„Gerade für Menschen wie mich, die alles nur noch am Bildschirm erleben, sind diese Momente Gold wert. Danke.“

10. Familienspaziergang: Worüber redet man? Und worüber redet man mit „befreundeten" Familien, die euch zufällig über den Weg laufen und dich früher immer mit ihrem unheimlichen Sohn oder ihrer seltsamen Tochter verkuppeln wollten?

Oh, das ist sicher der beste Moment, um anzusprechen, was du noch ansprechen musst! Eine bisher verschwiegene Trennung. Eine bisher verschwiegene Schwangerschaft. Ein anstehender Umzug. Ein verlorener Job. Ein neuer Job (in Nairobi). Dass man morgen schon wieder fahren muss.

Und wenn einem dann die befreundeten Familien begegnen, sagst du so etwas wie: „Naaa, auch so viel gegessen? Ja, so ein bisschen Bewegung tut ja schon gut...”

Oder du kommentierst die Predigt von gestern Abend aus der Kirche und tastest ab, ob sie a) darüber lästern wollen („Also Pfarrer Lunsen hat ja wieder ein hochgeistliches Zeug dahergeredet!“) oder b) es total schön fanden („Endlich wird man malwieder heruntergeholt von diesem ganzen Konsumwahn!“)

Auch gut: „Nein, wie schön. Ihnen geht es richtig gut, gell?! Das sieht man Ihnen an.“

Text: nadine-wolter - nadja-schlueter, franziska-deller; Illustration: katharina-bitzl

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