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Sehnsucht - eine universelle Geschichte in Brandenburg

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Dieser Film kommt in der falschen Verpackung daher. Schon wieder so ein deutsches Realo-Drama, denkt man sich am Anfang, fast schon dokumentarisch, ganz nah dran an den kleinen Leuten. Auf den ersten Blick wirkt es tatsächlich so: „Sehnsucht“ wurde in einem kleinen Dorf in Brandenburg gedreht, viele der Dorfbewohner sind in Nebenrollen zu sehen und auch die drei Hauptdarsteller standen zuvor noch nie vor der Kamera. Auch die Kostüme und die Kulisse wirken sehr realistisch. Es ging Regisseurin und Autorin Valeska Grisebach aber nie darum, eine Milieustudie zu machen. Das wird auf den zweiten Blick klar.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Mich interessieren die großen, alten Motive, die in der Kunst immer wieder kehren“, sagt sie. Der vermeintliche Realismus in „Sehnsucht“ ist nur der Rahmen, in dem eine große, tragische und zeitlose Liebesgeschichte erzählt wird. „Die einfache Umgebung, das Dorf, der Hof, die Dorfgemeinschaft, das hat etwas sehr Reduziertes, Modellhaftes und drückt den universellen, fast märchenhaften Gedanken der Geschichte am besten aus.“ Und diese Geschichte geht etwa so: Markus (Andreas Müller) ist mit Ella (Ilka Welz) verheiratet, sie leben in einem kleinen Dorf, er ist Schlosser und bei der freiwilligen Feuerwehr, sie Haushaltshilfe und im Kirchenchor. Eine glückliche Liebe, unberührt und geborgen in diesem kleinen Dorf. Als Markus eines Tages zusammen mit seinen Kollegen von der Feuerwehr ein Wochenendseminar in der nächsten größeren Stadt besucht, lernt er die Kellnerin Rose (Anett Dornbusch) kennen. Ohne es zu wollen und ohne zu wissen, wie ihm geschieht, verlieben sich Markus und Rose. Markus kehrt nach Hause zurück, zu seiner Frau, die er immer noch genauso liebt wie zuvor. Aber trotzdem kann Markus Rose nicht vergessen, die Liebe zu ihr schient so bedingungslos und naiv wie die Liebe zu seiner Frau.

Innerhalb des realistischen Rahmens schreckt Valeska Grisebach nicht vor klassischen Motiven des Liebesfilms zurück, die Ehefrau ist blond, die Geliebte dunkelhaarig, und wenn die Gefühle in Aufruhr sind, dann wehen auch die Haare wild im Wind. Es braucht schon etwas Mut, seine Figuren Sätze sprechen zu lassen wie „Ich liebe dich so sehr“ oder „Ich würde alles für dich tun“. In jedem anderen Zusammenhang würden sie nur hohl und abgedroschen klingen, wenn aber Markus oder Ella sie sprechen, ist es, als würde der Zuschauer sie zum ersten Mal hören.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Es ist, als würde „Sehnsucht“ das alte Lied der Liebe noch einmal ganz neu erzählen. Dass das Konzept, diese Balance aus Einfachheit und großer Liebesdramatik, so gut aufgeht, liegt natürlich auch an den Schauspielern. Für sie ist es ja tatsächlich das erste Mal, dass sie solch große Sätze sagen, zumindest vor der Kamera. Sie sind, wie Laiendarsteller im allerbesten Fall sind: mit der nötigen Portion Unbeholfenheit und Naivität, aber doch ganz flüssig in ihren Rollen.

Die großen tragischen Gefühle sind für alle da, scheint dieser Film zu sagen. Nicht nur für Romeo und Julia, sondern auch für den Markus, die Ella und die Rose. Valeska Grisebach hat vor Beginn der Dreharbeiten viele Interviews mit den verschiedensten Menschen zum Thema Liebe geführt. Sie glaubt, dass in jedem Menschen die Sehnsucht nach den großen Gefühlen, der bedingungslosen Liebe steckt. Man muss sich nur trauen und die Melodramatik im eigenen Leben zulassen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eines der wesentlichen Motive des Films sei die Idee, dass jeder der Star seines eigenen Lebens ist, der melodramatische Held seiner eigenen Geschichte. „Am Anfang geht Markus fast schlafwandlerisch durch sein Leben, er ist glücklich, alles passt, alles ist am rechten Platz. Dann passieren so ein paar kleine, unvorhergesehen Dinge und plötzlich wird da etwas losgetreten in ihm und er sagt auf einmal Sätze oder macht Dinge, die er sich zuvor nie zugetraut hätte. Und da erkennt er die Größe der Welt und auch die Größe seines eigenen Lebens.“ Und er erkennt, dass er dieser Größe eigentlich nicht gewachsen ist. „Man kann immer nur an einem Ort sein und nur eine der vielen Möglichkeiten leben. Markus kann nicht mit beiden Frauen gleichzeitig zusammen sein, er muss sich entscheiden. Das zu erkennen ist ein bittersüßer Moment, das ist das Gefühl von Sehnsucht“. Bild 1: dpa; Bild2,3: Peter Rommel Filmproduktion

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