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Schwarzes Gold: warum Kaffee zum Politikum wurde
In Deutschland wurde 2005 mehr Kaffee getrunken als Wasser. Pro Jahr werden weltweit 6,8 Millionen Tonnen Rohkaffee verbraucht. Damit ist Kaffee nach Erdöl zweitwichtigster Export-Rohstoff der Welt, weltweit leben 25 Millionen Menschen alleine von seinem Anbau. Seit der weltweiten Liberalisierung des Kaffeemarktes 1989 hat sich die Lage der Bauern verschlechtert. Der Großteil des Kaffees geht durch die Hände der vier größten Röster Kraft, Nestlé, Prokter & Gamble und Sara Lee. Über zwei Drittel des gehandelten Kaffees wird von Kleinbauern angebaut, die oftmals nur einen Bruchteil des Marktpreises bekommen. Ein afrikanischer Bauer erhält für ein Kilo Kaffee 23 bis 50 Cent, aus dem eine Kette wie Starbucks 80 Tassen Kaffee brühen und einen Umsatz von rund 230 Dollar erzielen kann. Der Film „Black Gold“ schildert die Schwierigkeiten der Kaffeebauern in Äthiopien. Dort macht der Kaffee-Export rund 67 Prozent des Exportvolumens aus. Die Kaffeekrise von 2001 führte in Äthiopien sogar zu einer Hungersnot und die Bauern gehen seitdem dazu über stattdessen Drogen anzubauen, da sie damit mehr Geld verdienen.
Tadesse Meskela, der in dem Film „Black Gold“ begleitet wird, ist der Vorstand der Oromia Kaffeebauern-Kooperative. Die Kooperative versucht ihren Kaffee direkt an die Röster zu verkaufen und so einen höheren Preis für die Bauern zu erlangen. Meskela, den seine Arbeit durch die halbe Welt führt, ist in dem einem Moment ein klassischer Handelsvertretern und in dem anderen ein Aktivist für die sozialen Rechte der Kaffeebauern, der auf das moralische Bewusstsein der Kaffeetrinker setzt: „Die Konsumenten können etwas verändern, wenn sich ihr Bewusstsein ändert, und sie ihre Nachfrage nach „fairen“ Produkten steigern.“ „Black Gold“ ist einer von elf Filmen, die seit November auf der Festival-Tournee Über Arbeiten durch 80 deutsche Städte tourt. Mit den Filmen möchten die Gesellschafter zeigen, welche zentrale Stellung die Themen Arbeit und Wirtschaft im globalisierten Alltag einnehmen und wie sehr veränderte Arbeitsbedingungen auch die Gesellschaft verändern. „Wir haben für das Festival bewusst nur Dokumentationen ausgesucht, um so den Blick auf die echte Welt zu richten und auch die Menschen, die dort agieren, selbst zu Wort kommen zu lassen“, erläutert Heike Zirden, Leiterin des Gesellschafter-Projekts bei Aktion Mensch.
Wie der unbedachte Konsum der Europäer in China zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen führt, soll der Film „China Blue“ aufzeigen. Er schildert das Leben von Jasmine, die für einen Hungerlohn und ohne rechtliche Absicherung sieben Tage pro Woche 14 Stunden lang in einer Jeansfabrik arbeitet. Drei Filme, die auf dem Festival gezeigt werden, holen die Themen Arbeit, Wirtschaft und Globalisierung zurück nach Deutschland. In „Wir leben im 21. Jahrhundert“ und „Irgendwo dazwischen“ versuchen junge Menschen, einen Platz in der Arbeits- und Erwachsenenwelt zu finden. „Des Wahnsinns letzter Schrei“ betrachtet die Auswirkungen von Hart IV. Mit ihrer Arbeit wollen Die Gesellschafter erreichen, dass Menschen die Strukturen der Gesellschaft, in der sie leben, nicht mehr als unveränderbare Notwendigkeiten ansehen. Stattdessen rufen sie zu einer breiten Diskussion über die Frage „In was für einer Gesellschaft wollen wir leben“ auf. Um zu diesem Diskurs Denkanstöße zu liefern, planen die Gesellschafter eine zweite Film-Tournee, die ab August wieder durch Deutschland touren soll. Diesmal unter dem Motto „Utopien“.