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Schwarz + Gelb = Gefahr?
Mit schwarz-gelben Transparenten, die das Warnzeichen für Radioaktivität abbilden, gehen gerade viele Demonstranten gegen die Kernkraft-Pläne des künftigen schwarz-gelben Regierungsbündnisses auf die Straße. Schwarz-gelb als Gefahrensignal: Auch die Macher des Weblogs risiko-schwarzgelb.de deuten die Farbenkombination jetzt für ihre Meinung um. Sie wecken mit einem Logo auf ihrer Website Erinnerungen an das Schildchen, das man von den schwarz-gelben Aufklebern auf Starkstromhäuschen kennt: "Achtung, Lebensgefahr!" Jetzt also auch in der Politik?
Roland Koch, wird spekuliert, könnte in die neue Bundesregierung einziehen. Gefährlich, meinen die Macher von risiko-schwarzgelb.de.
Hinter dem Projekt steckt ganz viel Frust. Mathias Richel, 28, und Florian Krumrey, 29, waren an der ebenso aufsehenerregenden wie erfolglosen Plakat-Kampagne der SPD im Europawahlkampf beteiligt (Titel waren unter anderen „Dumpinglöhne würden CDU wählen“ oder „Finanzhaie würden FDP wählen“). Und auch den Wahlkampfstrategen Sebastian Reichel, 34, und Thomas Bosch, 32, ist es zuletzt nicht gelungen, die SPD-Pleite bei der Bundestagswahl abzuwenden – und damit Schwarz-Gelb zu verhindern. Für die vier SPD-Mitglieder hat der Wahlkampf also exakt eine Woche nach der Wahl schon wieder von Neuem begonnen. Im Internet.
„Wir sind online. Wir sind Opposition.“ heißt es auf der Startseite beinahe trotzig. Von Wahlkampf-Müdigkeit keine Spur. Stattdessen wirbt das Projekt für außerparlamentarische Opposition und setzt dabei auf die Überzeugungskraft der Farbenlehre. Das klingt zwar nach Esoterik, die Blogeinträge sind aber teilweise sehr witzig geschrieben. Inhaltlich überzeugen die äußert kurz gehaltenen Texte dagegen kaum. Zwar werden von der Idee des Bürgergelds bis hin zur geplanten Hartz-IV-Abschaffung sämtliche Diskussionspunkte der derzeitigen Koalitionsverhandlungen kritisch hinterfragt, doch fehlt es sowohl an Details als auch an emotionaler Distanz.
Im Verzicht auf politische Einzelheiten und dröges Zahlenmaterial liegt allerdings auch die Stärke des Weblogs. Wer sich als Gegner der künftigen schwarz-gelben Regierung positioniert hat und nach dem wochenlangen Medien-Hype um die Bundestagswahl genug hat von Prozentzahlen und Schuldenrechnungen, ist hier vermutlich gut aufgehoben. Auch deshalb, weil die Blogeinträge zu allen relevanten Themen weiterführende Links auf die großen deutschen Nachrichtenportale bieten. Wer also eher den Informationsgewinn als eine Plattform für Roland-Koch-Bashing sucht, kann diese Links nutzen. Oder man trägt selbst zur Verbesserung des Projekts bei, indem man einen Beitrag verfasst. Nach dem erfolgreichen Start sucht das „Risiko Schwarz-Gelb“-Team nämlich noch nach Autoren.
Text: andreas-glas - Foto: ddp