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Schwangerschaft zu verkaufen
„Sie bieten hier auf einen Schwangerschaftstest mit positivem Ergebnis“, so lautet die erste Zeile der Produktbeschreibung auf Ebay. Dazu der Hinweis: „Artikel wurde bereits benutzt. Natürlich ist der gebrauchte Test nicht mehr zu nutzen.“
Auf den ersten Blick ein schräges Angebot, doch was steckt dahinter? Entstanden ist die Geschäftsidee in den USA, wo eine werdende Mutter der Einfall ereilte, ihren positiven Schwangerschaftstest online zum Verkauf anzubieten. Interessierte Kundinnen erhalten seither ganz bequem per Mausklick das notwendige Utensil, um eine Schwangerschaft vorzutäuschen, denn auch in Deutschland folgen Dutzend Frauen ihrem Beispiel: Unter dem Suchbegriff „Positiver Schwangerschaftstest“ findet man auf der deutschen Ebay-Seite 27 Angebote.
Erste Erkenntnis beim Stöbern durch die dubiosen Anzeigen auf der Auktionsplattform: Viele der Verkäuferinnen sind Wiederholungstäterinnen. Im Wortlaut klingt das folgendermaßen: „Habe mehrere Test gemacht, somit kann auf Wunsch evtl. auch als Sofortkaufangebot ein Test eingestellt werden.“ Einen bis 21 Euro verlangen die werdenden Mütter dafür. In den USA sind die Preise mit bis zu 44 Dollar sogar noch höher. Und damit dem ganzen Unternehmen auch eine gewisse Ernsthaftigkeit anhaftet, werden die meisten Tests praktischerweise mit Originalverpackung versendet, damit das folgende Spektakel auch das notwendige Maß an Glaubhaftigkeit aufweist. Denn egal, ob es sich um einen üblen Scherz oder einen Akt der Verzweiflung handelt, zumindest echt soll das Ganze in jedem Fall wirken.
Man muss nicht schwanger sein, um einen Test mit zwei Ergebnisstreifen vorweisen zu können - etwas Auktionstalent tut es auch.
Sollte man zufällig über ein solches Angebot stolpern und gar nicht wissen, was man damit anfangen soll, so klärt die Produktbeschreibung über mögliche Verwendungszwecke für die gebrauchten Tests auf. Der wohl beliebteste Beweggrund scheint dabei ein plötzlicher Anflug von fragwürdigem Humor zu sein. Sich mal einen harmlosen Scherz mit dem Partner oder gemeinsamen Bekannten zu erlauben, das geht doch in Ordnung – soweit zumindest die Einschätzung der Verkäuferinnen. Aber bleibt es wirklich dabei oder mutiert die vermeintlich witzige Idee zur Allzweckwaffe in Krisenzeiten? Im entscheidenden Moment kann so ein kleiner Strich immerhin erhebliche Konsequenzen haben und lässt sich als Druckmittel bewusst eingesetzt durchaus dafür nutzen, eine brüchige Beziehung kurzfristig zu kitten oder dem untreuen und/oder ehemaligen Partner einen Denkzettel zu verpassen. Aus Sicht einiger amerikanischer Anbieterinnen eignen sich die Tests zudem wunderbar dafür, zu prüfen, ob es sich beim aktuellen Partner um Mister Right handelt. Und wer weiß? Womöglich könnten die Tests sogar dazu dienen, eben jenen (endlich) aus der Reserve zu locken und dazu zu nötigen, den ersehnten Verlobungsring alsbald aus der Tasche zu zaubern.
Im deutschsprachigen Raum sind es bisher vergleichsweise wenige werdende Mütter, die den geschäftstüchtigen Schwangeren aus den USA nacheifern. Möglicherweise haben viele von ihnen noch Skrupel, in das dubiose Geschäft einzusteigen. Nicht zu Unrecht, denn die Gemüter in Foren wie Mamacommunity oder rund-ums-baby.de erhitzen sich bei Diskussionen um den Verkauf und die Verwendung von gebrauchten Schwangerschaftstests. Einige Anbieter scheinen die Flut bissiger Kommentare bereits zu erahnen und weisen daher eindeutig darauf hin, dass die von ihnen versendeten Tests keineswegs als Mittel benutzt werden sollen, um den Partner oder die Affäre „bösartig aufs Kreuz zu legen“. Die vier Worte „als Scherzartikel zu verwenden“ tauchen folglich überdurchschnittlich oft in der Produktbeschreibung auf, um bloß nicht unnötig das eigene Gewissen zu belasten oder potentielle Kunden auf dumme Gedanken zu bringen. Bleibt nur die Frage bestehen, ob es nicht eben jene dummen Gedanken sind, welche die Käufer erst zu dem Angebot führen oder schlicht die pure Neugier auf mögliche Reaktionen und die Lust darauf, Grenzen auszutesten - getarnt in einem Anflug von schrägem Humor?
Abgesehen von diesem moralischen Dilemma gibt es, zumindest für alle empfindlicheren Gemüter, die in erster Linie die Frage der Hygiene beschäftigt, beruhigende Worte von findigen Verkäufern: So schreibt eine der Damen, die ihren gebrauchten Test zum Verkauf anbietet, um die Hygiene müssten sich ihre potentielle Kunden keine Sorgen machen, der Test habe ja immerhin eine Verschlusskappe. Und wen dieses Argument nicht überzeugt, für den gibt es immer noch Alternativen. Bei crazystuff.ch oder auch prankplace.com sind die vermeintlichen Scherzartikel auch gänzlich „unkontaminiert“ zu kaufen.
Text: lisa-freudlsperger - Foto: vandalay / photocase.com