Am Donnerstag ging die "Aktion Arschloch" viral. Ein Musiklehrer wollte ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen und einen Ärztesong von 1993 wieder in die Charts bringen. Das gelang schneller als gedacht.
christian-helten
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So sahren Bela, Farin und Rod 1993 aus. Im Gegensatz zu ihren Outfits ist einer ihrer alten Songs jetzt wieder sehr aktuell.
Manchmal werden alte Sachen plötzlich wieder sehr aktuell. Von heute auf morgen, ganz plötzlich. Wer heute früh einen Blick in die deutschen Download-Charts geworfen hat, konnte Zeuge eines solchen Ereignisses werden.
Über den üblichen Verdächtigen von Justin Bieber bis Sido prangte da ganz oben auf einmal ein Song von 1993: „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Zu verdanken hat die Band diesen aufgewärmten Erfolg einem Musiklehrer aus Niedersachsen – und der Macht des Social Web. Am Sonntag rief der Lehrer eine Online-Kampagne ins Leben, mit Webseite, Accounts bei Google+, Facebook. Er nannte sie „Aktion Arschloch“, in Anlehnung an das markante Refrain-Ende des Ärzte-Songs: „Oh-ho-hoooo-Arschloch!“
Ziel der Aktion war es, „ein Zeichen gegen die in Deutschland grassierende Fremdenfeindlichkeit zu setzen“ – die Band hatte den Song damals als Reaktion auf die rassistischen Anschläge der frühen Neunzigerjahre geschrieben.
Das ist nun in erstaunlicher Geschwindigkeit gelungen: Die Likes auf Facebook explodierten, der Hashtag #AktionArschloch verbreitete sich auf Twitter. Medien berichteten (auch jetzt.de sprach mit dem Initiator der Aktion), Radiosender spielten den Song, die Leute klickten bei iTunes auf den Kaufen-Button und hievten ihn auf Platz eins der Download-Charts.
Und die Ärzte? Waren wohl erst mal ein bisschen geschockt. Es dauerte bis Donnerstag Abend, bis sie ein Statement veröffentlichten:
"Die Ärzte finden es gut und wichtig, dass im Radio Stellung bezogen wird. Die Aktion wäre auch mit jedem anderen Anti-Nazi-Song cool. Wenn es unser Lied sein soll, unterstützen wir das aber natürlich gern. Wir wollen an dieser Sache definitiv nichts verdienen und werden alle Einnahmen von 'Schrei nach Liebe' (auch aus der GEMA) an Pro Asyl spenden. Wir wünschen allen Nazis und ihren Sympathisanten schlechte Unterhaltung. Bela, Farin, Rod."