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Ruhm und Post-Ruhm. Alex Kapranos und Daniel Kehlmann legen nach

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Nahezu zeitgleich erschüttern zwei hochkarätige Emissionen den Kulturbetrieb des jungen Jahres. Es erscheinen Daniel Kehlmanns erster Roman nach der Vermessung der Bestsellerlisten und Franz Ferdinands drittes Album, für das sich die Band aus Glasgow vier Jahre Zeit gelassen hat. Viel gemein haben diese beiden Ereignisse nicht, nur, dass darin jeweils männliche Künstler der weißen Mittelschicht gezwungen sind, mit dem Erbe ihres weltweiten Erfolgs umzugehen - und sich ein wenig ähnlich sehen.

Bei derartigen Aufgaben stellt sich die Frage, wie viel vom alten Erfolgsprodukt auch im neuen Werk enthalten sein muss, darf oder sollte, um einerseits nicht gleich wieder in Bedeutungslosigkeit zu versinken, andererseits den Vorwurf der uninspirierten Wiederholung zu entgehen. Betrachtet man die Appetithappen, die von beiden Werken in diesen Tagen in die Welt gesetzt wurden, hat die abgeklärte Band dem abgeklärten Schriftsteller naturgemäß einiges an Schwung voraus – aber auch mehr vom alten Charme behalten: In der erste Auskopplung „Ulysses“ jedenfalls, ist sie schon wieder da, die unverkennbar stampfende FF-Maschine, die sich nach der obligatorischen Brechung in der zweiten Songhälfte im finalen Dada-Furiosum aufbäumt und dann erlischt. Auch wenn das Lied nicht ganz die verzwickte Genialität eines „Take Me Out“ hat, ist es doch wieder ein hübscher Stich – und freilich weit entfernt von einem Radiohead-esken Neuerfinden einer Band. Die Art, wie Alex Kapranos dazu in dem – eher belanglosen – Video seiner Band voraus durch die Nacht eilt, mit diesem einschüchternd irr-kompromisslosen Gesichtsausdruck, vermittelt jedenfalls nicht das Gefühl eines von Erfolgslast geknickten Genies, sondern hat etwas Unironisches und Ehrliches. Als könnte es (und er) immer so weitergehen.

Daniel Kehlmann wählte mit neun verwobenen Einzelgeschichten dagegen in seinem neuen Buch nicht nur einen formal anderen Ansatz als bei seinem Vorgänger, er bemüht sich, nicht zuletzt im Titel, auch um gewisse Selbstreflexion - vielleicht in der Hoffnung, dass dadurch ein Standpunkt außerhalb der Diskussion um ihn zu erreichen wäre. In den Geschichten kommen Schriftsteller und Goethe-Institute vor, ein Erfolgsautor und ein tatsächlicher Schriftsteller als Protagonist auf zweiter Ebene. Klingt kompliziert und sieht im Verlags-Video auch so aus. Hier der Trailer zum Buch. Gleichzeitig trägt das Erzähltalent Kehlmanns, dazu reicht schon der kurze Lesungsausschnitt im Trailer, auch über diese kalkuliertesten Gräben und Zersetzungen hinweg. Fragt sich nur, ob sich die Humboldt/Gauß-Fans von vor drei Jahren überhaupt so weit wagen – und sich nicht, von der absichtlichen, neuen Zerfransung Kehlmanns enttäuscht, doch gleich wieder anderem zuwenden.

"Ruhm" von Daniel Kehlmann ist im Rowohlt-Verlag erschienen. "Tonight: Franz Ferdinand" erscheint nächste Woche bei Domino Records.

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