Ein renommierter Autor des Reiseführers Lonely Planet behauptet, mehrfach Berichte gefälscht zu haben. In einem Fall war er nicht einmal in dem Land, über das er schreiben sollte.
philipp-mattheis
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Der australische Lonely Planet ist so etwas wie die Bibel unter den Reiseführer: Was drin steht, stimmt – egal, ob man etwas über angesagte Clubs in London erfahren möchte, oder wissen will, wo man in einer Grenzstadt zwischen Laos und Thailand übernachten kann. Mehr als sechs Millionen Exemplare verkaufen die Australier jährlich von Bhutan bis Bombay, von Island bis zu den Fidschi-Inseln. Erst vor kurzem erschien Lonely Planet als erster Reiseführer für Afghanistan.
Jetzt hat einer der renommiertesten Autoren der Reihe zugegeben, Thomas Kohnstamm, ganze Passagen einfach nur erfunden zu haben. Im einen Fall hatte er das entsprechende Land – Kolumbien – erst gar nicht besucht. „Sie zahlten mir nicht genug Geld“, so eine Begründung. Stattdessen bekam er die Informationen von einem Mädchen, das im kolumbianischen Konsulat in San Francisco arbeitete. Außerdem gab er zu, sich mehrfach von Veranstaltern bezahlt haben zu lassen.
Kohnstamm war an über 12 Lonely Planets beteiligt. Er schrieb unter andern für die Südamerika, Brasilien und Venezuela-Ausgaben. Bei Lonely Planet gab man sich bedeckt: Lonely Planet habe die Reiseführer Kohnstamms geprüft und keine Ungenauigkeiten festgestellt, hieß es im Sunday Telegraph.
Vielleicht aber geht es Kohnstamm in erster Linie darum, Werbung für sein neues Buch zu machen. „Do Travel Writers Go to Hell?“ erscheint am 22. April.
Wie problematisch Reisejournalismus ist, kannst Du in diesem Interview nachlesen