- • Startseite
- • Redaktionsblog
-
•
Reingehört und Aufgeschrieben
Memphies I Platten die bald groß rauskommen oder gerade groß rausgekommen sind. Alben: Sofaplanet - Power to the poeble (VÖ 23.08) Blue States - The Soundings (VÖ 19.07) The Legends - Up against the Legends (VÖ 26.07) Colour of Fire - Pearl Necklace (VÖ 19.07) Mouse on Mars - Radical Connector (VÖ 23.08) Singles: Skunk feat. Der Wolf etc. - Love Hates Mercy The Electric Club - The Boredeom-Double Als erstes wollen wir heute natürlich hören was Der Wolf so macht. Erinnern sich alle? Der Wolf ist so eine Art deutsches Hiphop-Urgestein, ja, er hatte einen Mörder-Hit, der mir gerade nicht einfällt, jedenfalls feat. Jugendzeitschrift BRAVO. Jetzt ist er es selber, der featuret und zwar den Skunk. Ihr gemeinsames Lied ist ein, so steht es auf der Verpackung "Rap Mix" und unerträglicher Fränkischer-Ragga-Scheiß. Das Orginial von Skunk, das gleich danach kommt, klingt genauso, nur dass Der Wolf dabei das tut, wofür wir ihn lieben: er hält die Klappe. Nach diesem ungroovy Start in die verwirrend bunte Welt der Musik, sollen Sofaplanet alles retten. Die hatten früher auch mal einen Hit, von dem ich nur noch weiß, dass er irgendwie unappetitlich war. Hm, ich habe ein schlechtes Hitgedächtnis. In der Zwischenzeit haben sie sich aber offenbar mit ihrer Plattenfirma verknatscht, so dass die jetzt unangenehm ehrliche Presseinfos schreibt: "Sofaplanet stehen liebend gern für Telefon, FaceTo Face- und E-mail-Interviews zur Verfügung!" Steht da. Besonders wählerisch klingt das nicht, also ran, Schülerzeitungen der Nation! Und fragt mal bitte für mich mit, ob dieser Gitarrenpoprock eher so unabsichtlich nebenbei entsteht, oder ob doch irgendeine Art von Konzept dahinter stecken soll. Ich finde keines. Trotzdem klingt das stellenweise nett, oder tut wenigstens nicht ernsthaft weh. Aber bessere Popbands aus Berlin sind mir persönlich bekannt. Vollkommen unbekannt ist mir dafür die Band Blue States, die offenbar aus Memphis kommt, was ja schon mal gefällt. Ungeduldig zappe ich durch ganz aparten, epischen Montessori-Pop. Viel zartes Geschraddel und ein nicht minder zarter Knabe, der auf Zehenspitzen singt. Das ist Musik zum Bettwäsche wechseln und danach das Haus verlassen ohne den CD-Player auszumachen. Stört keinen, riecht nicht und wenn man nach Hause kommt, mit Likörfahne, ist der ganze Raum sphärisch randvoll mit gutem Pop und man kann gut schlafen. Aber Fenster aufmachen! Ist man auf Likörpartys eigentlich unten durch, wenn man als Einziger sagt, dass man lieber bei geschlossenem Fenster schläft? Ich glaube schon. Zur lustigen Kurzweil die nächste Single, von den vermutlich sagenhaft sympathischen The Electric Club aus Würzburg. Irgend jemand hat zu denen mal gesagt, sie seien die beste Britpopband aus Deutschland. Das widerlegt "the boredom-double" nicht, aber eine Single für Millionen ist das Liedchen halt auch nicht. Viel besser gefällt mir die B-Seite, die heißt "Say what you say" und darf mit ihrer, aufgemerkt, catchy Hookline, gerne zu meinem Kindergeburtstag kommen. Im Gegensatz zu den Leuten die mir erklären möchten, dass CD-Singles genau genommen ja keine B-Seiten haben. Eingeladen werden dafür wieder die fröhlichem Musikanten der Beatgruppe The Legends mit ihren Freundinnen. Für halb zwölf Uhr nachts, machen die in meinem Zimmer fast ein bißchen zuviel Wind, aber so kennt man sie ja, die Schweden: Popstars werden ist nicht schwer, Popstars bleiben aber sehr. Ich gebe jetzt einen Rock'n-Roll-Küchenkalender mit lauter solchen Sprüchen heraus. In Schweden gibt es seltsamerweise gar nicht viele Garagen, ich habe eigentlich gar keine gesehen. Trotzdem sorgt der Staat dafür, dass jeder zweite Jugendliche in einer erfolgreichen Garagenband spielen kann. Und warum? Gutaussehende Garagenbands sind mittlerweile das zweitwichtigste Exportgut Schwedens, nach Streichhölzern, die immer abbrechen. Außerdem: Alle Schweden lernen Rockgitarre, während der Rest der Welt Astrid-Lindgren-Bücher vorgelesen bekommt, bei H&M an der Kasse steht und mit IKEA-Regalen die Zeit vertrödelt. G'schickt g'macht sagt man da, wo ich herkomme. The Legends brechen auf jeden Fall schön respektlos durchs Unterholz der Gitarrenmusik mit Schellenkranz und Indie-Rotz. Danach live in meinem ollen Sony: Colour of Fire, ein waschechte Rockband, wo das erste Lied gleich mit so uralten Rockriffs eingeläutet wird. Als Einflüsse geben die harten Typen aus Englands unwegsamem Norden unter anderem an: Nirvana, Deftones, Blur, Sex Pistols, Rolling Stones, Elliott Smith, Sonic Youth, Faith no More und Red Hot Shilli Peppers. Also quasi ALLES. Warum nicht auch noch Brahms und die drei Tenöre? Zu hören ist dann so ganz armer Rock, wie er auch in Minden oder Kassel ständig gemacht wird. Arme Rockbands entlarvt man sofort über die rhetorischen Unzulänglichkeiten in Bandname und Lyrics: Colour of Fire machen Songs die, natürlich, "Second Class Citizen", "Images Of You" und "Hatemail" heißen. Und Hatemail ist dann, klar, der härteste Song in dem der Sänger total viel Persönliches verarbeitet hat. Ächz, weg damit, from: Laufwerk to: Biomüll. Jetzt habe ich irgendwie keine Lust mehr auf Mouse on Mars, obwohl das natürlich ganz anders und viel besser ist, schon in den ersten vier Sekunden. Ich höre von jedem Lied etwa ein Drittel und bevor jetzt wieder alle meckern, dass das viel zu wenig ist, um die Platte wirklich persönlich zu kennen: Ja, weiß ich selber. Aber so ein Mouse on Mars-Album läßt sich auch gut bruchstückhaft hören. Großartige Melodiebögen gibt es da eh keine, nur krankes, seelenloses Gefrickel, aber mit viel Witz auf der Festplatte. Ich glaube, zwei megatolle Lieder sind auch drauf, kann aber nicht genau sagen welche. Jedenfalls freut sich euer Roboternachbar, wenn ihr ihm damit eine Kassette macht. Wie, ihr findet euren Roboternachbar scheiße und wollt ihm keine Kassette machen, weil er dann wieder die ganze Zeit vor eurer Tür rumrollt und elektrisch flötet? Okay, war ja nur ein Vorschlag, dann haut ihm halt eins in die Fresse!