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Rapvertising: Wenn HipHop in die Werbung geht.
Für viele Leute ist Rap oft nichts anderes als großspurige Selbstdarstellung, Heischen nach Aufmerksamkeit und die verbalisierte Überhöhung der eigenen Fähigkeiten. Die Parallelen zwischen Rap und Reklame liegen folglich auf der Hand, sodass es kaum verwunderlich erscheint, dass die Werbung sehr schnell auf den naheliegenden Trichter gekommen ist, bekannte MCs als rappende Marktschreier für ihre „coolen“ Produkte einzusetzen. Schließlich muss dafür das allseits bekannte und in unendlich vielen Versionen vorgetragene „Ich bin der Derbste“ lediglich in den Satz „Markenartikel XY ist das Derbste“ gewandelt werden – fertig ist die hippe HipHop-Produktempfehlung, mit der man nicht nur zielgruppengerecht die kaufkräftige Kundschaft der 14- bis 29-jährigen erreicht, sondern gleichzeitig auch das eigene verstaubte Markenimage einer „Coolness“-Kur unterzieht. Der Rapper wiederum kann durch seinen Visage-Verleih für Poster, Zeitungsanzeigen und TV-Spots nicht nur ordentlich Geld einstreichen und auf Warenerhalt des beworbenen Produkts auf Lebenszeit hoffen, sondern bestenfalls auch noch auf sich selbst und seine Kunst aufmerksam machen. Im Optimalfall werden also beide Parteien durch einen ausgeklügelten Marketing-Move in eine Win-Win-Situation befördert. Allerdings nur im Optimalfall. Denn seien wir mal ehrlich: Wirklich coole Marken haben es normalerweise nicht nötig, ihr Image mit rappenden Testimonials zu pimpen. Und ein Produkt mit dem Attraktivitätsgrad eines entzündeten Pickels tut sich auch keinen Gefallen damit, die fehlende Funkyness mit einer Arschbombe ins Fremdschäm-Fettnäpfchen zu untermauern. Kein Wunder also, dass Rapper zwar gerne die Werbe-Kohle einstreichen, wenn möglich aber gerne darauf verzichten, erkannt zu werden. So hat es ewig lange gedauert, bis seinerzeit der Berliner Dra-Q als McDonalds-Rapper der „Ich liebe es“-Kampagne identifiziert werden konnte. Wer für die peinlichen „Maxi King“-Raps seinen Hintern und Ideale verkauft hat, ist hingegen bis heute nicht bekannt. Das Bekanntwerden würde wohl auch das gleichzeitige Karriere-Aus bedeuten. Der Maxi King-Spot:
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Fehlende Szene-Affinität und gestalterisches Unvermögen beweisen die Verantwortlichen in den Kreativagenturen und Werbe-Abteilungen der Markenartikler gerne damit, dass sämtliche altbackenen HipHop-Klischees erfüllt werden, die jedem Jugendlichen die Fremdschamesröte ins Gesicht treiben. Zwingend zu nutzende Szene-Vokabeln, deren Gebrauch im Zusammenspiel von HipHop und Werbung authentisch anmutendes schnell autistisch aussehen lassen, sind „Style“, „Sound“, „cool“ und „fett“. Grandios gescheiterte Vorzeigebeispiele mit dem Coolness-Faktor von chronischem Durchfall sind beispielsweise die aktuellen Anzeigen von Vybemobile mit Sido oder der Breakdance-Spot der Gebühreneinzugszentrale:
Apropos GEZ. Das wohl beschämendste Beispiel für das Zusammenspiel von HipHop und Werbung hat Samy Deluxe geliefert, der sein prominentes Konterfei ohne mit der Wimper zu zucken der GEZ zur Verfügung gestellt hat.
Er findet es nach eigenem Bekunden ziemlich dufte, dass diese ihr hart erzwungenes Geld für Werbung und in diesem Fall eben auch für ihn ausgibt - anstatt damit noch mehr spitzelnde Beamte zu bezahlen. Fehlt eigentlich nur noch ein Rapper, der sich für ein paar Euro nicht zu schade dafür ist, um Verständnis für die überteuerten Fahrpreise der deutschen Bahn zu werben oder als neues Gesicht von Vattenfall für Atomstrom wirbt. Cool geht anders, und zumindest im Falle von Vielwerber Samy Deluxe (er trat unter anderem auch für
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und ein Auto vor die Kamera) hat es einigen Image-Schaden gegeben. Die Werbung für die GEZ wird wohl weniger dafür gesorgt haben, dass sich die Zahl der Schwarzseher reduziert hat. Vielmehr wird sich die Zahl der Samy Deluxe-Fans vermindert haben. Dass man als Rapper durchaus auch Reklame machen kann, die auf das zu bewerbende Produkt aufmerksam macht und gleichzeitig einen Gewinn für die Sympathiewerte des HipHop-Werbeträgers darstellt, beweist beispielsweise Snoop Dogg im Clip für Vybemobile. Auch wenn fraglich ist, ob er sich das auch groß angelegt in seinem amerikanischen Mutterland getraut hätte:
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Bleibt festzustellen: Wenn man sich sowohl als Rapper als auch als Produktanbieter nicht ganz so bierernst nimmt, man mal den Stock aus dem Allerwertesten zieht und sich auch mal traut, aus dem eng gestrickten Korsett aus HipHop und Werbebotschaft auszubrechen, muss man nicht zwangsläufig eine Bauchlandung erfahren. Wichtig ist außerdem ein Händchen bei der Auswahl des zu bewerbenden Produkts. Denn wie haben doch schon die seligen Kinderzimmer Productions „Im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit“ gewusst: „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint“. P.S.: Zum Abschluss hier noch eine Auswahl gelungener Verknüpfungen von Rap und Reklame. Auch wenn diese nur zum Teil mit prominenter Unterstützung auskommen:
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Text: daniel-schieferdecker - Foto: oh