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Produktbiografie: Meine Urlaubsziele
Mit den Eltern nach Bibione Ich wurde einfach hinten im Auto festgeschnallt und weil Mama zwei Provianttaschen und Papa schon beim Einpacken einen roten Kopf trug, wusste ich, dass es weiter weg geht. Dann absolvierte ich fünf Stunden quengeln, Kassette hören, kotzen und Autonummernschild-Raten und schließlich waren wir da - irgendwo. Die Eltern sagten Bibione dazu, was ich ganz lange für einen Witznamen hielt, so etwa wie Kommando Bimperle. Es war aber auch nicht weiter wichtig, denn hier gab es allerhand zu erledigen. Strandlöcher bauen bis das Wasser unten steigt, Muscheln sammeln, ins Lagerfeuer fallen und sich insgeheim fragen, warum Papa daheim nie diesen lustigen Hut trägt und dreimal am Tag Eis kaufen geht.
Mit dem Kumpel beinahe nach New York Ich hatte Basketball-Poster an der Wand, obwohl ich nur eine ungefähre Ahnung hatte, was den Reiz dieser "Chicago Bulls" ausmachen sollte. Sah jedenfalls gut aus, genau wie die XXL-Shirts der Lakers, die ich trug, wenn ich mit Kumpel Flori in seinem Jugendzimmer rumhockte und wir uns mit irgendwas bewarfen. Was man halt mit 14 so macht. Irgendwann sagte Flori, er würde mit seinen Eltern nach New York fliegen und ich könnte mit. Meine Vorbereitung bestand darin, Tricks mit einem Taschenmesser zu üben, denn New York war damals noch die Hauptstadt des Verbrechens. Dummerweise zerstritt ich mich dann aber mit Flori, oder er blieb sitzen oder wir haben irgendwie nicht mehr drüber geredet. Jedenfalls wurde es nix mit NY in den Sommerferien.
Backpack durch Schottland Klar, die große Freiheit gibt es nur zu Fuß. Ehrlich verdiente Blasen, möglichst niedriger Komfort und Preis, dafür authentische Naturerlebnisse versprachen wir vier Fast-Abiturienten uns, als wir in den Linienbus nach London stiegen. Von dort tingelten wir, schon schwer rheumatisch, bis nach Edinburgh weiter. Ab da ging es zehn Tage durch die Highlands, mit allem was dazu gehört: Dauerregen, gerissenen Zeltschnüren, mittelschweren Verletzungen und mangelnder Hygiene. An die dabei verlebten Naturerlebnisse kann ich mich heute nicht mehr erinnern, es gab aber wohl welche, denn ich führte seitenlanges Tagebuch darüber.
Festivalsommer Urlaub? Pah, längst in den Spießerwortschatz einsortiert. Überhaupt, warum soll ich Urlaub machen, wenn mein Leben ohnehin nicht besonders stressig ist - vom gelegentlichen Anstehen für Konzertkarten mal abgesehen. Wenn weg aus der Stadt, dann also nur um die beiden Säulen in meinem Leben zu festigen: Freunde und Musik, yeah. Also mit der Mitfahrzentrale an den Niederrhein, dort die Retro-Shirts gepflegt ausführen, dabei mit der Lomo Bilder von den anderen machen - weil sich das Sonnenlicht an Bierdosen so lässig bricht. Irgendwann kamen die Festivals dann immer näher, so dass ich lieber abends wieder heimfuhr, als vor Ort zu schlafen - und genau ab diesem Zeitpunkt macht das Prinzip Festival keinen Sinn mehr.
Ins Ferienhaus nach Schweden
Ja und plötzlich habe ich ein Auto, eine Freundin und sogar Urlaub, der verfällt, wenn ich ihn nicht nehme. Was macht man da? Früh aufstehen und ab nach Schweden, wo die Häuschen noch Häuschen sind, jeder Mensch einen eigenen See hat und alles wirklich ganz wunderbar ist. Bis auf die Mücken. Und verstochen in klitzekleinen Ferienhausküchen den Abwasch einer Woche zu erledigen hat auch nur bedingt mit Ferienstimmung zu tun. Genau in solchen Momenten träume ich dann immer von diesem anderen Urlaub, den es auch geben muss: 14 Tage pauschal und all inclusive. Irgendwann mache ich es doch mal!
Text: max-scharnigg - Illustrationen: dominik-pain