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Produkt-Biografie: Meine Mützen
Schlauchmütze Sie war eine Mischung aus Damenstrumpf und Wollsocke. Nur, dass das Loch gewollt und die Schuh- eher Kopfgröße war. Sie war knallrot und für Frisuren interessierte sie sich nicht die Bohne, mir im Alter von fünf Jahren im Winter also relativ ähnlich. Man zog sie einfach über den Kopf, hatte nicht mit lästigen Strippen zu kämpfen und die 60 Prozent Körperwärme, die angeblich über den Kopf verloren gehen, schirmte sie ab und schickte sie gebündelt in die Gegend um Ohren, Nase und Wangen. Das Gefühl von tausend Ameisen auf dem Kopf, wenn man die Schlauchmütze wieder ausgezogen hatte, jagt mir bis heute eine Gänsehaut über den Rücken. Von den aufgeladenen Haaren ganz zu schweigen.
Bommelmütze Mit fortgeschrittenem Alter vertraute mir meine Mutter auch Schnüre in Halsnähe an, die Strangulierungsgefahr nahm ab und so durfte ich in Herbst und Winter mit einer riesigen Bommel allererster Kajüte auf dem Kopf durch die Gegend wackeln. Vorteil: Man sieht größer aus, als man ist. Nachteil: Man hat ständig Hände auf dem Kopf, die an der Bommel zuppeln. Aber dafür ließen sich bei Langeweile die Wollfäden wunderbar aus der Bommel pulen.
Bandana In der Schule dann musste ich härtere Geschütze auffahren. Bommelmützen hatten alle und was alle hatten, war nach kurzer Hochzeit auch wieder uncool. Zöpfe fand ich blöd, Kopftücher fand ich blöd, also funktionierte ich das Tuch um und trug es wie der eine von den New Kids On The Block um die Stirn. Jetzt konnte mir keiner was. Nur hielt mich jeder für einen Jungen.
Visor Die Mädchenphase durchlebte ich dann doch noch und so trieb es mich mit meinen Freundinnen natürlich auch zum Textillieferant unseres Vertrauens. Meine Lust auf Tennis weckte er nicht, dennoch mein Interesse, als er kurze, weiße Faltenröckchen und meinen seitdem ständigen Begleiter wieder in die Läden schob: den Visor. Wie ein Basecap ohne Mütze oben drauf oder ein Schatten spendender Schirm mit angeklebtem Stirnband. Mehrere Versionen dieser relativ sinnlosen Kopfbedeckung (kein Schutz vor Sonnenstich oder Kälte) wurden mir bei der letzten Flomarktsession aus den Händen gerissen. Selbst schuld.
Hut
Mein Ex-Freund trug ständig einen, da war ich noch in Visor-Laune. Und als mir bei einer feuchtfröhlichen Moss-Doherty-Party in einem der letzten Sommer zum ersten Mal aus Spaß ein schwarzer Hut aufgesetzt wurde, behielt ich ihn einfach auf dem Kopf, denn das Spiel war, den Hut möglichst weit vom Eigentümer zu entfernen. Nach einigen Komplimenten und einem ähnlichen Erlebnis am letzten Wochenende überlege ich, mir dennoch keinen zu kaufen. Vielleicht gibt nämlich der Fundus meines Opas was her. Der hat eine Glatze.
Text: lisa-rank - Illustration: Christian Fuchsberger