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Papst Benedikt XVI: Das erste Mal

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Es wird sein erstes Mal sein: Diesen Sonntag wird Papst Benedikt XVI von der Mittelloggia von St. Peter im Vatikan genau um zwölf Uhr den Weihnachtssegen „Urbi et Orbi“ spenden, der Stadt und dem Erdkreis. Zeit und Anlass genug, mal zu fragen: Wer genau ist der Mann noch mal? 1. Die Eltern… hießen natürlich Maria (geborene Peintner) und Joseph Ratzinger. 2. Die Geburt... war natürlich direkt vor dem Hochfest der katholischen Kirche, Ostern. Papst Benedikt XVI wurde am 16. April 1927 früh am Morgen geboren, ein Karsamstag, und gleich am jenem Tag mit dem gerade frisch geweihten Weihwasser getauft – ein „Zeichen des Segens“, wie Ratzinger stets sagte. Er empfinde große Dankbarkeit, dass sein Leben von Anfang an „in das Ostergeheimnis eingetaucht“ war. Was er nicht sagt, weil er es wahrscheinlich gar nicht weiß, ist, dass nachweislich des Taufbuches der Pfarrei St. Oswald in Marktl am Inn mit Ratzinger an jenem Morgen noch zwei andere Kinder getauft wurden – darunter ein Bankert, wie uneheliche Kinder damals hießen. 3. Die schönsten Lebensmittelpunkte... von Papst Benedikt XVI heißen Tittmoning und S. Maria Consolatrice al Tiburtino. Ratzingers Familie zog ins schöne Städtchen Tittmoning (in Bayern bekannt durch das Lied „Ozonalarm in Tittmoning“ des Sängers Ringsgwandl), als er zwei Jahre alt war – und S. Maria Consolatrice al Tiburtino war Joseph Ratzingers Titelkirche. Das ist, für alle Heiden hier auf jetzt.de, die Kirche, die einem frisch gekürten Kardinal gewissermaßen als Heim-Stadion verliehen wird. 4. Der Spitzname... war in der Schule „Haki“ – nicht toll, aber besser als alles, was danach kam: „Großinquisitor aus Marktl am Inn“, „Papa Ratzi“ oder „Panzer Kardinal“. Ratzinger selbst nennt sich „einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn“. 5. Das Studium.... hatte viele Höhepunkte, nicht zuletzt den krönenden Abschluss, die Doktorarbeit mit dem Thema „Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche“ – aber zu recht zur Ehre gereicht Ratzinger, dass er während des Grundstudiums, als 21-jähriger Student, mehrere Stunden Fußmarsch auf sich nahm, um beim Begräbnis des großen Karl Valentin dabei zu sein. 6. Die Karriere... war steil und unaufhaltsam, was man allein an seinen Ehrungen sehen kann: Papst Benedikt XVI hat etliche Ehrendoktorhüte (zum Beispiel von den Unis Eichstätt, Breslau oder Navarra), ist Träger des Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband sowie des Ehren und Devotions-Großkreuzes des Malteserordens, Kommandeur der Französischen Ehrenlegion und Ehrenbürger von Pentling. Das liegt am Stadtrand von Regensburg. Der Papst hat dort noch ein Haus. Ach ja – natürlich ist Papst Benedikt XVI, genau wie Rudi Carell oder Luis Trenker, auch Träger des Karl-Valentin-Ordens. 7. Die Zahl der Sprachen.... die Papst Benedikt XVI spricht, beträgt zehn. Darunter natürlich Latein. Fließend. 8. Die Lieblingsdinge... die der Papst sein Eigen nennt, sind ein verschnörkelter Nussbaumschreibtisch aus dem Familienerbe, den er extra mitnahm, als 1982 endgültig nach Rom zog – und natürlich seine Bibliothek. Wie viele Bücher sich darin genau befinden, ist nicht bekannt. Bei seinem letzten Umzug, dem nach Rom, waren es aber 2000 Bände. Darunter das Buch, das er oft als Lieblingsbuch nennt: Hermann Hesses „Steppenwolf“. 9. Die schönste Anekdote... stammt vom Ende der Studienzeit: Joseph Ratzinger, bereits promoviert, hatte seine Habilitationsschrift verfasst, die ihn zum Professor machen sollte – doch der Koreferent dieser Arbeit, ein Professor mit dem schönen Namen Michael Schmaus, lehnte die Arbeit in Bausch und Bogen ab: Sie sei unzureichend, es werde wohl Jahre brauchen, sie umzuarbeiten. Der Grund: Ratzinger hatte Schmaus in seiner Arbeit über die „Geschichtstheologie des Heiligen Bonaventura“ scharf kritisiert. Für Ratzinger brach in diesem Moment eine Welt zusammen, wie er später sagte. Doch er wusste sich zu helfen: Nur 14 Tage später gab er die Arbeit noch mal ab. Er hatte einfach den zweiten, nicht so kritischen Teil seiner Habilitationsschrift extra gefasst. Die Arbeit wurde angenommen. 10. Und was macht der Sex? Natürlich nichts. Papst Benedikt XVI sagt dazu wenig, nur ein Zitat ist überliefert, über seine Zeit im Priesterseminar. Das war damals, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Fürstenried bei München ausgelagert, Studentinnen und Studenten leben dort fast Tür an Tür. Die Frage des Verzichts, sagt Papst Benedikt, war „durchaus praktisch“. Er habe sich die Frage gestellt, ob er ein Leben lang das Zölibat bestehen könne. Dann sei er sich aber schnell sicher gewesen, dass Gott etwas von ihm wolle, dass er nur erreichen könne, wenn er Priester werde.

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