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Oh Polaroid, du wirst mir fehlen! Ein Abgesang auf das Sofortbild

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Als vor einem Jahr die Produktion für Polaroid-Kameras eingestellt wurde, ging das ganz still und ohne öffentliches Wehklagen über die Bühne. Keiner hat sich aufgeregt, eigentlich hat es auch gar keiner gemerkt. Kein Wunder. Das Polaroid-Foto, das sich sofort selbst entwickelt, ist obsolet geworden in Zeiten, in denen jedes Handy eine Digitalkamera eingebaut hat.

Die Technik ist überholt, sie wird beerdigt und daran ist eigentlich nichts auszusetzen. Trotzdem war die gestrige Nachricht ein kleiner Schock, dass noch in diesem Jahr die Produktion von Polaroid-Sofortbild-Filmen eingestellt werden würde. Und dass der weltweite Vorrat an Filmen nur noch bis 2009 halten wird. Traurig, wegen der Erinnerungen. Aber auch traurig, weil das heißt, dass es bald keines dieser schön gelblich-stichigen Bilder mehr geben wird. Fehlfarben, die natürlich prinzipiell sehr ärgerlich sind in der Fotografie. Aber die auch aus einem aktuellen Polaroid-Bild ein wehmütig-schönes Dokument längst vergangener Epochen machen. Shake it like a Polaroid Picture Als Kind kam ich auf Kindergeburtstagen und Faschingsfeiern zum ersten Mal in Kontakt mit diesen Zauber-Bildern, die innerhalb von Minuten zeigten, wie man in seiner schicken Kunsthaar-Perücke aussah. Irgendwann erstand ich für sehr viel Geld eine eigene Polaroid-Kamera. Und für noch viel mehr Geld kaufte ich mir zwei Filme, ich hatte zwanzig Bilder, jedes davon war wirklich viel Geld wert. Also musste ich vorsichtig fotografieren und genau überlegen, welches Motiv mir zwei Euro wert war. Selbstverständlich war mir keines so viel wert und die Kamera setzte Staub an, bis ich sie irgendwann auf einer Party in Schnapslaune wieder hervorkramte und lustige Spaßbilder mit hartem Blitz machte. Die Bilder waren alles andere als hübsch, aber es das Warten auf die Entwicklung, das gespannte Starren auf die Formen, die sich ganz langsam vor dem grauen Hintergrund entwickeln, diese Faszination war immer noch da, genauso wie zu Kinderfaschings-Zeiten. Und von dem Moment an, begann ich, wieder öfter meine Polaroid hervorzuholen und auf den Auslöser zu drücken. Auch wenn nur die Katze der Nachbarn mir ihr Hinterteil entgegen streckte. Die kurzen Minuten bis zur Entwicklung Dann bekam ich meine erste Digitalkamera. Super! Klein! Billig! Unendliche Speicherkapazität und endlich die Möglichkeit, jeden Quatsch, der mir über den Weg lief, zu dokumentieren. Das machte ich natürlich in den ersten vier Wochen exzessiv. Jede Party wurde minutiös festgehalten, jeder Stein, jede Fuge auf der Straße, jeder Mensch, der nur mal kurz an meinen Schreibtisch kam, wurde fotografiert. Als die erste Speicherkarte voll war, spielte ich die Tausend Bilder auf den Computer und vergaß sie. Währenddessen lag die Polaroidkamera vergessen in einer zugekramten Schublade. Immer mal wieder kam ich in Elektronikmärkten an den Polaroid-Filmen vorbei, die Preise waren nach wie vor horrend und die Gründe, einen Film zu erstehen, waren kaum mehr vorhanden. Bis ich sie gestern wieder hervorkramte und ganz traurig wurde bei der Vorstellung, dass sie nur noch ein gutes Jahr in Betrieb sein würde. Die Polaroid-Begeisterung von Laien wie mir gehört nun endgültig der Vergangenheit an. Das ist schade. Tröstlich ist nur die Aussicht, dass es bestimmt demnächst in einer neuen Version von Photoshop auch die Möglichkeit geben wird, seine digitalen Bilder im Polaroid-Modus zu verfremden. Und das ist dann immerhin auch etwas.

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