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Nur noch kurz die Welt retten
1. Doha-Gipfel
Zur mittlerweile 18. Klimakonferenz der UN kommen 17.000 Teilnehmer aus über 190 Staaten. Neben den Delegierten reisen Wissenschaftler und Vertreter von Umwelt- und Industrieverbänden nach Doha. Das Gipfeltreffen dauert insgesamt zwei Wochen. Zunächst laufen Beratungen auf Fachebene, Umweltminister und einige Staats- und Regierungschefs stoßen erst zum Finale vom 4. bis zum 7. Dezember dazu.
Zum jährlichen internationalen Bedauern, aber nicht Verhindern des Klimawandels wird dieses Jahr in Doha konferiert, der Hauptstadt von Katar.
2. Gastgeber Katar
Positiv ausgedrückt: In Katar gibt es noch viel Potenzial für Klimaschutz. Das kleine Emirat ist nämlich das Land mit dem höchsten Ausstoß an CO2 pro Kopf weltweit. Kein Wunder, denn Katar verfügt über riesige Öl- und vor allem Gasvorkommen, da muss man nicht ganz so knauserig sein. Viel Energie verbrauchen in dem Wüstenstaat vor allem die Klimaanlagen und die Meerwasserentsalzungsanlagen. Gleichzeitig gibt es wenig Anreize, mit Ressourcen sparsam umzugehen: Wasser und Elektrizität gibt es gratis, ein Liter Benzin kostet gerade mal 20 Cent. Weil der Reichtum Katars auf seinen Öl- und Gasexporten basiert, ist man im Emirat natürlich nicht besonders daran interessiert, dass die Abnehmerländer zu vorbildlichen Klimaschützern mutieren und infolgedessen weniger Öl und Gas kaufen - einerseits. Andererseits wird Katar mit am stärksten vom durch den Klimawandel steigenden Meeresspiegel betroffen sein. Von daher ist man dort vergleichsweise aufgeschlossen für Fortschritte beim Klimaschutz. Umweltschützer glauben daher, dass gerade der Gipfel-Gastgeber eine entscheidende Rolle bei den Verhandlungen spielen könnte.
3. Zwei-Grad-Ziel
Wissenschaftler warnen gebetsmühlenartig: Sollte die globale Erwärmung mehr als zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter betragen, dann könnte das Klima regelrecht kippen. Bei einem höheren Temperaturanstieg würde zum Beispiel der Eispanzer über Grönland komplett abschmelzen, wodurch der Klimawandel zusätzlich verstärkt würde. Deshalb ist sich die Weltgemeinschaft eigentlich einig, dass sich die Atmosphäre um maximal zwei Grad erwärmen darf. Dieses Ziel wird allerdings zunehmend unrealistisch. Bleibt es bei den derzeitigen Klimaschutz-Zusagen - und vorausgesetzt, sie werden auch eingehalten -, dann wird die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um voraussichtlich 3,3 Grad Celsius ansteigen.
4. Kyoto 2
Das Kyoto-Protokoll ist das bisher einzige Abkommen zum Klimaschutz, das die teilnehmenden Staaten verbindlich zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes verpflichtet. Es läuft allerdings schon zum Jahresende aus - also in fünf Wochen. Eine Verlängerung des Kyoto-Protokolls gilt als ein wichtiges Ziel der Verhandlungen in Doha und auch als realistisch. Es wäre aber nur ein kleiner Erfolg, denn bei Kyoto 2 wollen Kanada, Japan und Russland nicht mehr mitmachen. Das Abkommen wird voraussichtlich nur die Europäische Union, Australien und einige kleinere Staaten umfassen, unter anderem die Schweiz und Norwegen. Diese Länder sind jedoch nur für 15 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.
5. Weltklimaabkommen
Ein besonders wichtiges Ziel des Doha-Gipfels ist ein Fahrplan für einen globalen Klimavertrag, um das angestrebte Zwei-Grad-Ziel tatsächlich zu erreichen. Das Abkommen soll bis 2015 ausgehandelt sein und 2020 in Kraft treten. Dieses Vorhaben gilt als deutlich unwahrscheinlicher als die Verlängerung des Kyoto-Protokolls.
6. Grüner Klimafonds
Der Green Climate Fund soll arme Länder beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel finanziell unterstützen. Ab 2020 sollen für besonders von der Erderwärmung betroffene Staaten hundert Milliarden US-Dollar zur Verfügung stehen. Im Oktober wurde bereits entschieden, dass der Grüne Klimafonds seinen Sitz in Südkorea haben wird. Die Petitesse, wer wieviel in den Fonds einzahlt und wie zum Beispiel die Wirtschaft eingebunden wird, muss jetzt allerdings noch in Doha verhandelt werden.
7. Klimasünder, die größten
Die höchsten CO2-Emissionen weltweit leisten sich mit Abstand China und die USA. Zu den größten Klimaverschmutzern zählen außerdem Indien, Russland, Japan, Deutschland, Südkorea, Kanada, Iran und Großbritannien.
8. Klimasünder, die wahren
Ein etwas anderes Bild ergibt sich, wenn der CO2-Ausstoß pro Kopf verglichen wird. Dann liegen nämlich ölfördernde Staaten wie Katar und Kuwait sowie hochentwickelte Länder wie Luxemburg, Australien und auch die USA ganz vorne im Ranking der Umweltsäue. Diese schicke Infografik von Al Jazeera gibt einen guten Überblick.
9. Bringen die Verhandlungen überhaupt was?
Die meisten Beobachter waren im Vorfeld extrem skeptisch. Die taz drückt es so aus: Keine Rückschritte wären schon ein Fortschritt.
10. Der Videobeweis...
...dass all die Skeptiker womöglich Recht behalten werden: Die deprimierende Geschichte der bisherigen Klimakonferenzen hat das norwegische CICERO (Center for International Climate and Environmental Research - Oslo) in 83 Sekunden zusammengefasst.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=B11kASPfYxY
Text: juliane-frisse - Foto: dapd