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Muss ich gleich antworten? Ein kleiner Kommunikationsknigge

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1. Darf ich SMS ohne Anrede und Verabschiedung schreiben?
Anna Kistner: Bevor man wirre Buchstabenkombinationen auf Niveau des „Lexikons der Jugendsprache“ abtippt (hdfl, fdt, bla bla) und zur Verabschiedung anführt, setzt man lieber einen sauberen Punkt und schickt das Ding ab.
Katharina Bitzl: Wenn sie an den eigenen Freund geht darf die Anrede, nicht aber die Verabschiedung fehlen.
Jurek Skrobala: Nein. Das ist fast so unsympathisch wie ein lockerer Händedruck oder ein Gesprächspartner, der einem nie in die Augen schaut.
Charlotte Haunhorst: Kommt auf den Anlass an. Bei Gratulationen oder Einladungen finde ich das lieblos. Bei kurzen Absprachen oder längerem SMS-Verkehr ist das hingegen okay. Generell gilt aber: auch SMS kosten Geld und die Zeichen sind nun mal begrenzt. Also lieber auf die Anrede als auf den Kern der Nachricht verzichten.

2. Darf ich beleidigt sein, wenn auf eine lange Mail von mir keine Antwort kommt?
Anna: Nein. Erfahrungsgemäß kommt Monate später ein riesig langes Antwortschreiben zurück.
Katharina: Wenn ein Sofortantworter nicht schreibt schon, bei allen anderen kennt man das ja eh schon.
Christina Waechter: Ja, durchaus. Allerdings weiß ich auch nicht, wie man aus der Beleidigt-Falle wieder raus kommt. Ob es zum Beispiel okay ist, nachzufragen, wenn man gar keine Antwort bekommen hat? Oder ob man es auf sich beruhen lassen sollte?
Charlotte: Absolut. Sogar todbeleidigt.
 
3. Darf ich zum Zwecke der Ironiekennzeichnung guten Gewissens Smileys verwenden?
Anna: Eigentlich: nein. Blöderweise hänge ich selber ständig Smileys an meine sms-Enden an. Vermutlich in der Hoffnung, es würde den doch recht unpersönlichen Charakter einer sms irgendwie aufwerten.
Jurek:  Ja. Aber bitte mit Pfiff. Heute mal ohne Nase und von rechts nach links. (:
Christina: Zwinkersmileys sind eine Pest, aber leider notwendig. Erfahrungsgemäß kommt die Hälfte aller ironischen Anspielungen beim Empfänger nicht an. Und dann muss man sich eben so ungeschlachter Mittel, wie des Zwinkersmileys oder der gehäuften Verwendung von Anführungszeichen verwenden. Oder auf geschriebene Witze verzichten.



4. Muss ich reagieren, wenn ich angestupst oder angechattet werde?
Anna: Ja. Wer nicht angechattet werden will, der schaltet einfach die entsprechende Funktion aus oder stellt sein Lämpchen auf rot.
Katharina: Nein. Sieht ja keiner ob man auch wirklich am Computer sitzt oder nur vergessen hat ihn auszuschalten.
Jurek: Das Anstupsen gehört vergessen, das Realkuscheln dafür umso mehr gefördert. Wenn mich jemand anchattet, will er offenbar genau dann mit mir reden. Das hat eine gewisse Verbindlichkeit und sollte zumindest kurz beantwortet werden.

5. Muss ich mich aus einer regen E-Mail-Konversation oder aus einem Instant Messenger-Chat anständig verabschieden?
Anna: Schöner wärs.
Katharina: Ach was, die Ausrede warum man so plötzlich weg musste kann man sich auch in Ruhe ausdenken.
Charlotte: Auf jeden Fall. Im Live-Gespräch würde man ja nie auf die Idee kommen, sich einfach umzudrehen und wegzurennen. Gleiches gilt auch bei Gesprächen online.

6. Ist es unhöflich, wenn ich nicht jeden Link öffne, der mir zur Begutachtung geschickt wird?
Anna: Falls es sich beim Absender der Link-Ladungen um einen Kollegen handelt, dem gegenüber man beim nächsten Treffen in der Kaffeeküche nicht unhöflich erscheinen möchte: Anklicken.
Katharina: Nein. Ich lese ja auch nicht alles was man mir ungefragt in den Briefkasten wirft.
Christina: Es ist unhöflich, sollte aber vom Absender toleriert werden.

7. Darf ich Nummern am Telefon wegdrücken oder soll ich es immer durchklingeln lassen?
Anna: Ein weggedrückter Anruf ohrfeigt den Anrufer. Falls diese Wirkung nicht beabsichtigt ist, empfiehlt es sich, nach dem Wegdrücken eine kurze SMS zu schreiben: „Sorry. Kann gerade nicht wegen Bibliothek, am Steuer, Kino, Besprechung, Vorlesung..."
Jurek: Pro Wegdrücken. Gerade in Urlaubs-, Freizeit-, Liebesmomenten.
Charlotte: Wenn das Handy in einer Situation klingelt, in der es von Anfang an besser ausgestellt gewesen wäre, dann ist wegdrücken auch für das Umfeld die höflichste Lösung. Wenn man allerdings einfach keine Lust hat mit dem Anderen zu reden sollte man es stoisch ausklingeln lassen.

8. Soll ich mich ärgern, wenn mich Freunde auf Facebook blocken?
Katharina: Wenn's echte Freunde sind schon, sonst: Was soll's?
Christina: Ich bin von Facebook-Freunden schon geblockt worden und habe mich zumindest gewundert, weil ich nicht verstanden habe, warum. Andererseits sind die allermeisten Statusupdates eh so wurst, dass es sich kaum lohnt, deshalb beleidigt zu sein.
Charlotte: Ich ärgere mich über so was. Warum ist man dann überhaupt miteinander befreundet? Dann wäre es ehrlicher, gleich die Freundschaft zu kündigen.

9. Muss ich auf Facebook zum Geburtstag gratulieren?
Anna: Wer einem Geburtstagskind in Zeiten von Facebook eine echte Freunde machen will, der greift zum Telefon und ruft kurz an. Es ist fast schon berührend zu erleben, wie eine so einfache Sache neuerdings so großes Hurra auslösen kann.
Katharina: Die wichtigsten Glückwünsche überbringt man meiner Meinung nach per Post/Mail, am Telefon oder ganz in Echt beim Kaffeeklatsch. Alles andere ist zwar sehr nett, aber irgendwie auch ein bisschen wurst.
Jurek: Nein. Gratulieren bitte persönlich oder maximal übers Telefon. Hier zündet die Losung: für mehr Wärme.
Christina: Ich persönlich mache das nie, weil ich mir so billig dabei vorkomme. Aber ob das korrekt ist?

10. Soll ich eine längere Abwesenheit mit dem Abwesenheitsassistenten
ankündigen?
Anna: Wer Lust hat, sich erwachsen zu fühlen und überzeugt davon ist, wichtig zu sein,  der schaltet den Assistent ein.
Katharina: In der Arbeit, klar. Aber privat? Also bitte! Das ist ja wohl oberunsympathisch.
Christina: Ja.



Text: jetzt-Redaktion - jarts/photocase.com

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