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Mittwoch, 11. Dezemember 2002: Das bisschen besser.

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Heute morgen in der U-Bahn: Ich blättere durch die Zeitung, reibe mir die Hände – es ist verdammt kalt, draußen. Die Monitore unter der Decke der Bahn zeigen Werbung, die blamablen UEFA-Cup-Ergebnisse der deutschen Teams, den neuesten Tratsch aus der Regierung, ein Mädchen wird vermisst. Schlechte Zeiten. Gegenüber von mir sitzen Studenten in Second-Hand-Pelzmänteln, mit sehr dicken Schals, ebensolchen Wollmützen und ziemlich müden Augen. Nur das alte Ehepaar neben mir, eine Frau in einer bunt gemusterten, hässlichen Fleece-Jacke, deren Kapuze sie auch in der Bahn fest um den Kopf geschnürt hat und in Moonboots und ihr sehr dicker Mann mit Cordhose, gefütterter Lederjacke und Seniorenhut unterhalten sich angeregt. Ich ignoriere sie, bin müde. Dann spricht der Mann sehr laut, aber ich verstehe nur den letzten Teil des Satzes: „...Grenz’n dicht moch’n, Scheiße do aus’m Osd’n, Bolschewiken.“ Manche drehen sich um, die Frau blickt ihren Mann bittend, vorwurfsvoll an, am Gesundbrunnen steigen sie aus. Da finde ich die neue Zeit schon wieder ein bisschen besser.

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