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Mit der Keule gegen Sexismus
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Street Art der "Girl Gangs" in Mannheim. In London wurden in dieser Woche reihenweise Werbetafeln übermalt. Sie fragten, nebst Bildern von Bikini-Models, ob der eigene Körper denn schon „strandfertig“ sei? Also malten viele Frauen (und ein paar Männer) ihre eigenen Kommentare dazu.
Das Thema ist diese Woche auch in der deutschen Lokalpolitik angekommen. Am Mittwochabend will der erste Berliner Bezirk das regeln: Alle Fraktionen im Bezirksparlament von Friedrichshain-Kreuzberg, außer der CDU, haben sich auf ein Verbot von sexistischer Werbung geeinigt. Seit einem Jahr hatte eine Arbeitsgruppe die Kriterien dafür erarbeitet, was genau unter „sexistischer“ und „diskriminierender“ Werbung zu verstehen sei. An den 28 Werbetafeln, die dem Bezirk gehören, ist diese dann tabu. Für einige Männer ist das schon zu viel. Sie sehen das Kalifat des Feminismus gekommen. Zeit-Kolumnist Martenstein findet das „wie bei den Taliban“, die CDU nennt es „typisch linken Tugendterror“, „Zensur“ wittert eine Berliner Boulevardzeitung.
Die Nagelkeulen über der Schulter sollen Mut machen. Kritiker sehen darin eine "feministische Bürgerwehr".
Wie man ganz ohne dumpfe Diskussion ein anderes Frauenbild erschafft, zeigen ein paar junge Frauen im Südwesten der Republik: Die Girl Gangs against Street Harassment in Mannheim. Sie drucken kampfbereite Frauen auf lebensgroße Fotos, die sie in Mannheims Straßen verkleben. Dass das eine Ordnungswidrigkeit ist, nehmen sie in Kauf.
„Wir wollen zeigen, dass man in der Werbung nur eine surreal superschlanke Minderheit sieht“, sagt Sarah Held, 33, eine der Verantwortlichen für die Girl-Gangs. Sie steht vor dem Eingang des selbstverwalteten Zentrums „Juz Friedrich Dürr“ in Mannheim. An der Wand sieht man ein Schwarzweißfoto von Sarah, mit Nietengürtel und Nagelkeule über der Schulter. Die Frauen der Girl-Gangs verkörpern kein plattes Schönheitsideal: Sie sehen selbstsicher aus, stehen breitbeinig da und jede hat eine andere Waffe in der Hand. „Klar fühlen sich einige davon provoziert“, sagt Sarah. Im Internet fand einer, das sähe aus wie eine „feministische Bürgerwehr“. Sie selbst sieht die Botschaft lieber positiv, die Girlgangs sollen Frauen und Mädchen Mut machen: „Ihr seid nicht allein.“
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Feministische Streetart ist gerade überall: Vor einem Monat wurde eine Schülerin aus Karlsruhe unter dem Hashtag #padsagainstsexism zum weltweiten Internetthema, weil sie Damenbinden mit feministischen Botschaften an öffentliche Wände klebte. In den USA tourt derzeit das Projekt "Monument-Quilt", bei dem Vergewaltigungserlebnisse in eine gemeinsame Patchwork-Decke eingenäht werden.
Und nicht nur auf der Straße tobt der Kampf gegen sexistische Werbung. Der Hamburger Verein "Pinkstinks" zum Beispiel wurde bekannt für seine Proteste gegen den "Magerwahn" bei "Germany's next Topmodel" und rosafarbene Mädchen-Überraschungseier. Im Moment sammelt er Unterschriften für eine Petition (#7aUWG), die diskriminierende Werbung in ganz Deutschland gesetzlich verbieten lassen will.
Was der nachhaltigere Weg in Richtung Veränderung ist, Guerilla-Plakate oder Gesetze, oder ob das eine vielleicht langfristig zum anderen führt, muss sich noch zeigen. Eines jedenfalls lässt sich jetzt schon sagen: Aus Kreuzberg werden halbnackte Werbe-Models auch nach diesem Mittwoch nicht verschwinden. Denn Bikinis in der Werbung sind weiterhin erlaubt – sofern es sich dabei um Werbung für Bademode handelt, und nicht für Autoreifen oder Herrendeo.