In Lodz werden wir mit einer weiteren Besonderheit des Reisens im Bus konfrontiert. Manche Straßen bleiben unpassierbar, weil der Bus nicht unter die eine oder andere Brücke passt. Eine Besonderheit von Lodz ist es, auf Straßenschilder zu verzichten, weswegen die Planung der Ausweichroute sich schwierig gestaltet. Ein Einheimischer gibt uns freundlicherweise einen Tipp, wie wir das Problem umfahren können.
"Wirklich hier lang?!", höre ich Wolfgang mehrmals fragen. Als der Asphalt im Nichts endet, bin auch ich besorgt. Das Hotel, das wir glücklicherweise dann doch erreichen, liegt an einer geteerten Straße mitten in der Stadt. Allerdings würde die Fassade mehr zu einem Trampelpfad passen.
Lodz hat eine völlig andere Atmosphäre als Poznan. Beata, unsere polnische Begleitung, sagt, sie habe Lodz als riesigen Slum empfunden. Als wir mit dem Taxi die Orte abklappern, die der Bus morgen ansteuern soll, gebe ich ihr Recht. Es ist überall dunkel, die Häuser sind schmutzig und verfallen - egal, ob es sich um sozialistische Plattenbauten oder Gründerzeithäuser handelt. Bei meinem letzten Besuch hatte ich den Eindruck, dass es mich in den falschen Teil der Stadt verschlagen hätte. Aber auch diesmal brechen zwei Besoffene vor dem Taxi zusammen, als wir an der Ampel stehen, und es sieht so aus, als würden sie das öfter machen. Und als wären sie damit nicht allein. Fertige Menschen sehen wir einige im Manchester des Ostens, und wir wissen ja, was für Typen aus Manchester kommen: Oasis. Lodz hat vor langer Zeit von der Industrialisierung profitiert. Und unter deren Ende sehr gelitten. Allerdings soll es hier eine rege Kulturszene geben, und die Filmhochschule von Lodz ist berühmt.
Wir sehen nur eine Straße, die aufgeräumt ist: die ulica Piotrkowska. Sie sei das Herz der Stadt, erzählt Beata. Hannes, Beata und ich essen dort in einem Kebabhaus zu Abend. Als sie das Bier mit Strohhalm servieren, wird uns klar: Wir sind nicht die Zielgruppe und gehen schlafen.