Mareike, 24, aus Kassel
„Das bin einfach nicht ich“
„Neulich habe ich in meiner Handtasche ein Kondom gefunden und mich gewundert. Erst dann ist mir eingefallen, dass ich das auf einem Straßenfest geschenkt bekommen habe. Tja, bis jetzt habe ich noch nie eines gebraucht. Das liegt einfach an der mangelnden Gelegenheit, zu wenig männliche Bekannte, vielleicht bin ich auch zu wählerisch. Ich hatte zwar mal eine Gelegenheit, wo es fast soweit war - ich war 18, es war ein Urlaubsflirt. Im letzten Moment wollte ich dann aber nicht mehr, weil ich wusste, dass ich ihn nie wiedersehen werde, und ich keinen One-Night-Stand wollte. Da war ich wohl zu romantisch, aber dafür kann man mir ja keinen Vorwurf machen.
Es gibt Tage, da denke ich überhaupt nicht darüber nach, es ist nicht so, dass es mich permanent verfolgt. Ich weiß ja auch, dass das Sexualleben nicht bei jedem so rosig ist, wie die Werbung signalisiert.
Natürlich wird es irgendwie übler, je älter ich werde. Manchmal, das klingt schrecklich, werde ich ein bisschen paranoid und habe Angst, dass es überhaupt nicht mehr klappt – jetzt nicht mit dem Sex, aber überhaupt mit einer Beziehung.
Klar hatte ich auch schon Dates, war mit Bekanntschaften essen oder einen Kaffee trinken, aber dabei ist es dann geblieben. Beim Männer kennen lernen kommt es auf die Umgebung an – in der Gruppe, bei der Arbeit oder Uni habe ich keine Schwierigkeiten mit Kontakten. Beim Weggehen aber finde ich es zum Beispiel schwierig. Ich denke, ich kann mein Flirten nicht so gut einsetzen, nicht so bewusst. Das letzte Mal, als ich mich mit jemandem verabredet habe, war es so, dass er mir recht schnell sein Interesse signalisiert hat, ich mir aber nicht so sicher war. Ich möchte eben keine halben Sachen machen, ich fand ihn nicht hundertprozentig toll. Er hat noch ein paar Mal angerufen, und ich habe abgeblockt. Kontaktbörsen im Internet gegenüber bin ich skeptisch, weil ich denke, dass sich da eine Menge seltsamer Menschen herumtreibt.
Eigentlich würde ich mein erstes Mal lieber ignorieren und gleich zum zweiten Mal übergehen, denn ich fürchte mich schon etwas davor. Hin und wieder denke ich mir so für eine Sekunde: Du schnappst dir jetzt irgendeinen, aber dann ist der Gedanke sofort wieder weg. Das bin einfach nicht ich.
Meine Freundinnen reden schon oft über Sex, aber solange mich niemand damit aufzieht oder auffordert, von meinen Erfahrungen zu berichten, ist das OK. Es ist mir schon peinlich, ich behalte es lieber für mich. Nicht viele Leute wissen das. Meine Mutter macht sich schon etwas Sorgen und wundert sich, aber nicht im aufdringlichen Sinne. Es tut ihr sozusagen leid für mich.
Ich wollte früher immer mit Mitte Zwanzig mit meinem Partner zusammen ziehen, so nach dem Studium, das hatte ich mir schön vorgestellt. Hoffentlich klappts noch!"
Text: eva-bader - Grafik: katharina-bitzl