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Julia Allison - ein IT-Girl, das keiner will
Julia Allison ist die Paris Hilton des Web 2.0. Im Gegensatz zu der Hotelerbin hat sie allerdings keinen Namen und auch kein Geld ererbt, auf dem sie ihren Ruhm aufbauen konnte. Julia Allison hat sich ganz alleine in die ziemlich leere Welt der aufgrund ihrer Berühmtheit berühmten Menschen hochgearbeitet. Ihr Werkzeug dabei: Das Internet in all seinen Web 2.0-Ausprägungen.
Julia hat unter anderem einen Blog, Twitter, zwei Vimeo-Accounts, einen Youtube-Account, Facebook, Myspace und vier Tumblr-Accounts. Mit Hilfe dieser Instrumente orchestriert sie ihre Allgegenwärtigkeit in allen Medien.
Und was genau ist ihr Antrieb dafür? Auf einem ihrer zahlreichen Videos formuliert sie die Antwort so:
„Warum ich so viel von mir mitteile? Der wahre Grund ist: ich bin Autorin und ich möchte mich mitteilen. Außerdem möchte ich, dass die Menschen einen Einblick in mein Leben bekommen. Manchmal ist mein Leben amüsant, manchmal nicht ganz so. Und ich hoffe, dass es interessant ist – ich denke, das ist es. Und ich hoffe, ihr habt etwas davon.“
Julia Allison zog nach einem Politikstudium vor fünf Jahren nach New York, wo sie es bald als Autorin einer Dating-Kolumne in der Stadtzeitschrift „Time Out New York“ zu einer gewissen lokalen Berühmtheit brachte. Als Meisterin der Selbstvermarktung begann Julia bald, all ihre Fernseh-Auftritte, Sexkolumnen und andere Äußerungen auf einem eigenen Blog zu versammeln. Dazu stellte sie täglich Fotos von sich, ihrem Hund und ihrer pink eingefärbten Wohnung ins Netz.
Doch erst die öffentlich zelebrierte Beziehung zu dem ebenfalls notorisch mitteilsamen Jakob Lodwick, Gründer der Zeitvernichtungsseite collegehumor.com machte sie so richtig bekannt und notorisch.
In einem gemeinsamen Blog kommunizierten sie miteinander, teilten den Beziehungsstand miteinander aus und sogar das Ende der viermonatigen Beziehung geschah über das Blog.
Im Laufe dieser gebloggten Beziehung wurde Allison auch zu einem der beliebtesten Ziele der New Yorker Medien-Blogger von gawker.com. 2008 wurde sie vom Radar Magazin zur Nummer Drei der meistgehassten Personen im Internet gewählt.
Julia Allison selbst sieht sich als Journalistin, die zwar noch aus der „Old Media“-Ecke kommt, aber als Pionierin die Möglichkeiten des Internets erkundet und ausschöpft.
Gemeinsam mit zwei Freundinnen gründete sie Ende des vergangenen Jahres das Startup-Unternehmen Non Society – eine Website, deren einziger Zweck ist, das Leben der drei zugegeben sehr attraktiven Damen zu chronologisieren.
Neben der „Journalistin“ Julia ist das noch eine selbsterklärte „Geekette“ und eine Dame, die sich selbst als „Stylesnob“ bezeichnet, betreibt. Thematisch geht es jedoch bei allen vor allem um eins: Sie selbst.
Wer Julia Allison bei ihrem Projekt Livecast eine Weile zusieht, dem wird ziemlich leer zumute. Ja, sie sieht hübsch aus in all ihren Kleidern. Ja, ihre Hunde sind klein und möglicherweise sogar niedlich. Ja, Julia scheint erfolgreich zu sein in dem, was sie tut. Doch je mehr sie von ihrem Leben berichtet, umso irrelevanter erscheint es. Allison selbst verteidigt sich und die ihr oft vorgeworfene Oberflächlichkeit damit, dass sie sich selbst als Technik-Freak und Feministin bezeichnet. Davon merkt man allerdings nicht viel.
Die Tatsache, dass jemand viel Zeit im Netz verbringt und sich ununterbrochen mitteilt, macht ihn noch lange nicht zu einem Geek. Und nur weil Allison es besser als die meisten Frauen beherrscht, sich selbst ins Rampenlicht zu manövrieren, ist sie keine leuchtende Vertreterin von Frauenrechten.
Text: christina-waechter - Foto: www.juliaallison.com