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Jugendmedientage: Das Hobby der Generation Medien 2.0
12 graue Haare, ein gestörtes Verhältnis zum Kultusreferat der Stadt und einige Wut- und Schreianfälle: Das ist das Fazit von Daniel Köhler, der 2004 die nationalen Jugendmedientage in München organisiert hat. Die wichtigeren Erfahrungen aber seien „Unmengen von Kontakten und das unschlagbare Gefühl, es trotz aller Widrigkeiten mit einem jungen Team wirklich geschafft zu haben“, sagt der 27jährige, der für Rundfunk und mehrere Zeitschriften arbeitet und parallel versucht, sein Studium der Kommunikationswissenschaft abzuschließen.
Seiner Meinung nach geht es bei Jugendmedientagen vor allem darum, Kontakte zu knüpfen. Das Motto der Jugendmedientage 2004 lautete „Wissen ist Macht“ – zu wissen, ob man gut schreiben kann, wie man für die Presse fotografiert und ob einem die Medienwelt Spaß machen könnte, hilft dabei, die Frage „Will ich was mit Medien machen?“ zu beantworten. Dass er wirklich Journalist werden will, wusste Raphael nach den Bayerischen Medientagen 2006. Der damals 15jährige wollte die Chance nicht verpassen, andere junge Medieninteressierte und Profis zu treffen. Die Teilnehmer können sich ein individuelles Programm zusammenstellen aus dem Angebot an Workshops und Symposien. Raphael diskutierte mit zum Thema „Berufseinstieg und Karrierechancen in Werbung, Marketing und PR“ und erkundete die Messehalle: „Dabei bin ich auch einem meiner großen Vorbilder, Peter Kloeppel, begegnet.“
Daniel Köhler (li.) und Raphael Bronstein: Mitmischen für Jugend und Medien (Fotos: privat) Die Bayerischen Jugendmedientage, die immer im November stattfinden, sehen sich vor allem als Orientierungshilfe für Schüler. Dabei sind die Organisatoren selbst kaum der Schulbank entwachsen: Jonathan Uhmann ist dieses Jahr verantwortlich für die Organisation und gerade mal 19. Es scheint, zumindest in München, eine eigene Jugendmedientage-Karriere zu geben: Jonathan war 2005 als Teilnehmer dabei und wurde danach Mitglied der Jungen Presse Bayern. 2006 war er „Teamer“, also Mitglied im Organisationsteam, der Jugendmedientage. Jetzt ist er Kopf eines Teams und rund um die Uhr damit beschäftigt, Sponsoren zu werben, Journalisten und Professoren für die Symposien einzuladen und Termine zu koordinieren – aus purem Idealismus, wie er sagt, und ein bisschen Profilierungsdrang. Nebenher geht er zur Schule, war gerade drei Monate in Amerika und will nächstes Jahr Abitur machen. Jonathan leitet das Team, in dem auch Raphael mitarbeitet. Nicht ganz unwichtig ist der Jungen Presse dabei die Nachwuchsgewinnung: „Wir machen die Jugendmedientage ganz klar auch, um Mitglieder für die Junge Presse Bayern zu werben. Da kommen jedes Jahr ungefähr fünf neue aktive Mitglieder dazu“, sagt Jonathan. 2007 will er eine Vielfalt von Workshops anbieten, in so unterschiedlichen Bereichen wie Bloggen, Podcasting oder Hörbuchproduktion. Die Ergebnisse der Workshops – eigene Sendungen oder Filme –werden den anderen Teilnehmern präsentiert. Außerdem hat Jonathan einen Zauber- und einen Improvisationsworkshop eingeplant – um die Bandbreite noch etwas größer zu machen: „So was erwartet man ja nicht unbedingt, wenn man an Jugendmedientage denkt.“ Egal ob Zaubern oder HTML: Jugendmedientage sollten national wie regional wie ein Schaufenster funktionieren, meint Ex-Organisator Daniel Köhler, damit die jungen Medieninteressierten einen Einblick bekommen bei Redaktionsbesuchen, Workshops und Diskussionen mit Profis. Diese erzählen aus ihrem Berufsalltag und geben Tipps, was vor allem Raphael schätzt, der sich nach der offiziellen Diskussionsrunde noch mit dem Chef der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing unterhalten konnte: „Er hat mir ganz spezielle Fragen beantwortet und sich nach der Diskussion dafür Zeit genommen.“ Konkrete Möglichkeiten wie ein Praktikumsplatz oder die freie Mitarbeit bei einem Medium haben sich aber aus den gewonnenen Kontakten nicht ergeben. Dass es inzwischen immer mehr dieser Veranstaltungen gibt (die europäischen Jugendmedientage fanden im Juni in Brüssel statt, aus den bundesweiten Jugendmedientagen, die jedes Jahr in einer anderen Stadt stattfinden, haben sich regionale Jugendmedientage in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg entwickelt), erklärt sich Daniel mit der wachsenden Präsenz von Medien im Alltag: „Die 15-jährigen von heute wachsen ganz normal mit den unterschiedlichsten Medien auf, die größtenteils auch interaktiv sind. Da wächst der Wunsch, selbst mal was zu machen, natürlich mit.“ Genau dieses Interesse hält auch das System Jugendmedientage am Laufen: Die Interessenten von heute sind die Organisatoren von morgen – auch wenn Jonathan momentan lieber Parfümeur als Journalist werden will: „Aber mein Berufswunsch wechselt alle zwei Monate.“ Folgende Veranstaltungen finden in den kommenden Monaten statt: Jugendmedientage 2007, 27.-30.September, Leipzig Bayerische Jugendmedientage 2007, München, 9.-11. November 2. Medientage Passau, 23.-25. November