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Indie-Urlaub in Amerika
Das MoMA in New York ist ein tolles Museum. Das sagt zumindest meine Tante. Und meine Oma. Und acht Bekannte, mein bester Freund und alle Reiseführer für den Big Apple. Ein guter Grund dorthin zu gehen, aber auch irgendwie abschreckend. Wäre es nicht toll, wenn man etwas Neues entdecken würde? Eine kleine Galerie in einem romantischen Hinterhof zum Beispiel? Oder einen Club, der so gut ist, dass ihn nur die coolsten Einheimischen kennen? Leider ist die Welt aber nicht so einsam, wie manch Reiseführer es verspricht. Um von den ausgetretenen Pfaden des Massentourismus abzukommen, muss man entweder viel Glück haben oder aber die richtigen Leute kennen. Mehr als 160 ortskundige Indie-Bands wären da schon mal ein guter Anfang.
Genau die erzählen nun im „Indie Trave Guide: Amerika und Mehr...“ von ihren liebsten Plattenläden, den gemütlichsten Cafes und den coolsten Bars in Amerika und Kanada. Was bei Band 1 „UK und Europa“ schon hervorragend funktioniert hat, klappt auch bei der „Amerika und Mehr“-Ausgabe: Zum einen ist da das Versprechen, ein bisschen cooler zu sein als der Rest der Touris. Zum anderen schürt der „Indie Travel Guide“ die Hoffnung, vielleicht doch nicht mit den drei Engländern im Hostel zu versumpfen, sondern rein zufällig mit den Strokes in ihrer Lieblingsbar abzustürzen. Der Rockbuch Verlag hat sich mit dem Indie-Führer richtig Mühe gegeben. Über 120 Städte werden vorgestellt, ein Großteil davon in Amerika und Kanada, zum Schluss des Buches gibt es aber noch ein kurzes Spotlicht auf Asien, Afrika, Australien und Neuseeland. Jede Stadt hat eine detaillierte Karte, es gibt Privatphotos der Musiker und sogar ein paar kleine Zeichnungen. Schön ist, dass neben den großen Ballungszentren auch kleinere Städte vorgestellt werden. Wer in Sioux Falls, South Dakota, oder in Birmingham, Alabama, strandet, der weiß dank dem „Indie Travel Guide“ zumindest, wo er ein paar Platten kaufen kann. Dazu gibt es echte Geheimtipps aus den großen und touristischen Metropolen (Erotische Torten in Seattle und der beste Schnappsladen in L.A.) und neben Szenegrößen wie Death Cab for Cutie, Sonic Youth oder Jimmy Eat World kommen auch kleinere Bands zu Wort. Als Ersatz für Lonely Planet und Co taugt der „Indie Travel Guide“ trotzdem nicht. Dass Adam Greens Großvater neben einer Marihuana Farm in Brooklyn aufgewachsen sein soll, ist zwar unterhaltsam - den Weg zum Busbahnhof hat man damit aber immer noch nicht gefunden. Viele Sightseeing Tipps hätten sich die jeweiligen Damen oder Herren auch komplett sparen können. So sind die Golden Gate Bridge oder der Lake Michigan nicht gerade Geheimtipps und auch der Tipp des Ash-Sänger Tim Wheeler ist - gelinde gesagt - nicht gerade überraschend: Für New York empfiehlt er das MoMA, weil dort so viele Bilder hängen. Danke, da hätte ich auch meine Tante fragen können. Oder meine Oma. Oder meinen besten Freund.