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Im Regionalexpress gegen Steinmeier

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Max Koziolek zieht in einen ungleichen Kampf. Er ist gerade 23 geworden, wohnt in Falkensee ein Stück westlich von Berlin und studiert Jura in Frankfurt an der Oder. Sein Gegner ist 56, hat jahrelange Erfahrung als Minister und Fraktionschef. Er heißt Frank-Walter Steinmeier.  

Max Koziolek tritt für die FDP als Direktkandidat für den Bundestag an. Steinmeier gewann den Wahlkreis vor 2009 mit deutlichem Vorsprung, Max hat eigentlich keine Chance auf einen Sieg. Trotzdem freut er sich auf den Wahlkampf. „Ich mag Wahlkampf, mir machen Debatten Spaß.“ Die haben ihn überhaupt erst zur Politik gebracht: 2006 machte er als Schüler bei „Jugend debattiert“ mit und gewann gleich den Landeswettbewerb. Als er sich auf seine Diskussionen vorbereitete, merkte er, dass ihm liberale Positionen immer am meisten zusagten. Er begann, sich mehr damit auseinanderzusetzen und landete bei der FDP. Seine Ämterlaufbahn dort ist für einen 23-Jährigen beachtlich: Seit 2009 ist er Vorstandsmitglied bei den JuLis, er war Kreis- und Landesvorsitzender der Jugendorganisation, Mitglied im Vorstand der Brandenburger FDP, sitzt im Kommunalparlament der Stadt Falkensee. An der Viadrina-Universität war er im Asta als Kulturreferent tätig. „Dort haben wir es mit den Liberalen innerhalb von zwei Jahren geschafft, stärkste Fraktion zu werden. Das ist einzigartig in Deutschland“, sagt er stolz.  

Trotzdem, im Gegensatz zu Steinmeier ist er ein politisches Leichtgewicht. Dass er während der nächsten Monate einige Male in direkten Duellen auf den SPD-Fraktionschef treffen wird, macht ihm aber keine Angst. Max ist selbstsicher, er glaubt sich in den großen bundespolitischen Themen gut genug auszukennen, um Steinmeier in Debatten Paroli bieten zu können. Seine Lieblingsthemen sind Generationengerechtigkeit – „allein schon meines Alters wegen“ – und insbesondere die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte. Ganz grundsätzlich könne der Mangel an Erfahrung im Politikbetrieb auch ein Vorteil sein, sagt Max: „Viele Menschen freuen sich über frische Gesichter in der Politik, über Leute, die noch keine Berufspolitiker sind und nicht immer dieselben Floskeln verwenden.“  

Das klingt, als hege Max große Skepsis gegenüber dem Modell „Berufspolitiker“. So will er das aber nicht verstanden wissen. „Auf Landes-, spätestens auf Bundesebene muss man das hauptberuflich machen, um dem Bürgerwillen gerecht werden zu können. Ein kompliziertes Gesetz zur Gesundheitspolitik macht man nicht so nebenbei. Da muss man sich ausführlich damit beschäftigen.“ Trotzdem müsse man als Abgeordneter im Mikrokosmos Bundestag natürlich aufpassen, nicht den Kontakt zu den Bürgern zu verlieren.  

Max hat zwei Wohnsitze, einen in Frankfurt, wo er studiert, und einen in Falkensee, wo er Stadtverordneter ist und regelmäßig an Sitzungen und Ausschüssen teilnehmen muss. Max ist ein Politikpendler: Vergangenes Wochenende war er auf der Landesvertreterversammlung in Werder an der Havel, am Dienstag ist abends Fraktionssitzung in Falkensee, am Mittwoch Bildungsausschuss, am nächsten Wochenende Klausurtagung des Landesverbandes. Und zwischendrin muss Max noch studieren in Frankfurt. So ein Terminplan bedeutet viel Zeit im Zug: „Den Regionalexpress 1 kenne ich ziemlich gut“, sagt Max.  

Warum tut er sich das alles an, vor allem, wenn er weiß, sowieso keine Chance auf den Gewinn des Wahlkreises zu haben? Max wurde zwar am Wochenende auf der Landesvertreterversammlung der FDP auch auf den zweiten Platz der Landesliste gewählt. Ob der für einen Einzug in den Bundestag reicht, ist allerdings auch fraglich. 2009 bekam die FDP in Brandenburg 9,3 Prozent der Stimmen, das reichte für zwei Mandate. Es ist allerdings anzunehmen, dass das Wahlergebnis 2013 weniger rosig ausfallen wird. Egal, sagt er. Er spricht von Politik als Leidenschaft, vom Spaß, den er daran hat, Leute von den Positionen seiner Partei zu überzeugen – sei es am Stand in der Fußgängerzone oder auf einer Party. Klingt fast so, als sei Politik für Max immer noch eine Art Debattierwettbewerb.

Text: christian-helten - Foto: privat

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