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Im Osten was Neues?
Gang und Dong zappeln über den Campus in Görlitz. In den darauffolgenden hektischen Sequenzen lernen sie ihr „Traumgörl“ kennen, das beide in sein Zimmer einlädt: „Wir sind ja hier im Osten!“ Die Hochschule Zittau/Görlitz ist super: Internationale Partys. Spannende Studiengänge. Einfach „görlicious“. Ende des
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die „Gang und Dong“-Clips gehörten zur Kampagne „Studieren in Fernost“, die Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt 2008 gestartet haben, um dem demografischen Wandel zu trotzen und mehr westdeutsche Studienanfänger an ostdeutsche Unis zu locken. Vor allem über ihr Profil auf Schüler-vz erreichte die Kampagne damals viele Abiturierenten, sie stellte Verbindungen zu den Hochschulen her und warb mit „Gang und Dong“ online fürs Studium im Osten.
Seit 2013 hat die Kampagne einen informativeren Anstrich und ist in „Mein Campus von Studieren in Fernost“ umbenannt worden. Auf der Webseite können Studieninteressierte testen, ob sie eher der urbane Typ oder der Wandersockenträger sind und bekommen dann eine Uni-Empfehlung. Der Osten bietet Platz für alle, so die Botschaft.
Die Frage ist: Ist eine Werbe-Kampagne für den Osten 25 Jahre nach dem Mauerfall überhaupt noch nötig? Beziehungsweise: Hat sie eigenltich jemals funktioniert?
Vergleicht man die Zahlen der Studienanfänger vom Wintersemester 2008/09 mit jenen vom Windtersemester 2013/14, ist der Anteil der Studienanfänger aus dem Westen in allen Ost-Bundesländern gestiegen. Den größten Sprung hat Sachsen-Anhalt gemacht, hier hat sich der Anteil der westdeutschen Studenten seit Beginn der Kampagne mehr als verdoppelt. Jeder dritte Studienanfänger dort kommt aus dem Westen.
Trotzdem, der große Boom ist ausgeblieben. Nur etwa ein Zehntel der Studienanfänger aus Deutschland hat sich vergangenes Jahr an Unis in den neuen Bundesländern eingeschrieben. Zum Vergleich: Niedersachsen und Hamburg verbuchten zusammen auch ein Zehntel.
Fürs Studium im Osten gab es in der Vergangenheit zwei gute Gründe: Studenten konnten Geld sparen und erwarteten eine hohe Lehrqualität. 55 Prozent der ost-interessierten Abiturienten aus dem vergangenen Jahr gaben bei einer Umfrage an, dass die niedrigen Lebenshaltungskosten sie nach Ostdeutschland locken würden. Während die alten Bundesländern Studiengebühren erhoben, blieb das Erststudium in Regelzeit im Osten gebührenfrei. Diesen Vorteil hat ein Studium im Osten jetzt allerdings nicht mehr. Auch im Westen sind die Studiengebühren mittlerweile überall wieder abgeschafft worden.
Ein sehr gutes Fächerangebot und die Qualität der Lehre war für etwa 60 Prozent der Ost-Studieninteressierten ausschlaggebend. Aber mittlerweile wird an ostdeutschen Unis genauso gespart wie an westdeutschen - und das Studienangebot wird dadurch sicher nicht besser. Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt verringerten von 2000 bis 2011 ihre Ausgaben pro Studienplatz um 1500 bis 2000 Euro. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sollen aufgrund von Sparmaßnahmen nun sogar Studiengänge eingestampft werden, darunter Theaterwissenschaften und Archäologie an der Universität Leipzig.
„Fakt ist, dass in fast allen deutschen Bundesländern im Hochschulwesen gespart wird, in den ostdeutschen Ländern sogar etwas stärker, da die Schuldenbremse von 2020 sie unter Druck setzt“, sagt Peer Pasternack vom Institut für Hochschulforschung in Halle. Bis vor etwa fünf Jahren habe der Osten im Verhältnis zur Bevölkerung mehr für Hochschulen ausgegeben, mittlerweile sei er im bundesweiten Durchschnitt angekommen.
Pasternack hat in diesem Jahr erstmals einen Rückgang der Einschreibungen an der Uni Halle beobachtet und ist beunruhigt. „Die Hochschulen sind Verödungshemmnisse für den Osten. Aber um die Verödung der Regionen wirklich zu stoppen, brauchen wir mehr Studenten“, sagt er. Mehr westdeutsche Studenten müssen her, die meistens doch lieber in ihrem Bundesland bleiben. Hier setzte die Imagekampagne von „Studieren in Fernost“ an und versuchte Vorurteile abzubauen. „Der Osten ist besser, als du denkst!“, hieß es in der Kampagne von 2009.
Einzig an Vorurteilen gegenüber Ostdeutschland kann der Mangel an Studienanfängern allerdings nicht mehr liegen. Fast 60 Prozent der 16 bis 29-Jährigen sind der Meinung, dass Ost und West mehr verbindet, als sie trennt. Viel wichtiger ist die Attraktivät der Studentenstädte. Am Ende zählen der Studiengang und das Drumherum mehr als alte Ostklischees. Leipzig oder Jena sind der Beweis: Sie gelten als lebendig und ziehen neue Einwohner an, während Bremerhaven und Duisburg genauso schrumpfen wie unattraktive Städte im Osten.
Auch Till, 26 Jahre, war bei seiner Uniwahl die Ausrichtung des Studiengangs wichtiger als die Tatsache, ob er im Osten oder Westen Deutschlands studiert. Letztendlich zog er für seinen Master vom Westen in den Osten. Wenn er auf seinem Campus über die Oder schaut, kann er Polen sehen. Seinen Bachelor hat Till an der Uni Hannover gemacht, an seiner jetzigen Uni gefällt es ihm besser. Der Studiengang ist zielgerichteter, hat einen guten Ruf. Hat Till eine Frage, muss er niemandem hinterherlaufen, sondern wird schnell beraten.
Till mag Frankfurt an der Oder - zum Studieren. Leben möchte er dann doch lieber in Berlin. Sein WG-Zimmer hat er in Kreuzberg.