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Im Bus nach Polen

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„Kulturprojekt sucht jungen Journalisten, der einen Bus in Polen begleitet und darüber schreibt“, leitete mir vor einigen Wochen eine Freundin eine E-Mail weiter. Und da ich Polen mag, habe ich mich mal schnell den Veranstaltern empfohlen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Polen lernte ich kennen, als meine Ossi-Freunde mich mitnahmen. Von mir aus wäre ich nicht darauf gekommen, dass das Land einen Besuch wert wäre. Nach der ersten Stunde in Krakau, war ich eines besseren belehrt. Ein Land, in dem Kiosks sich auf den Verkauf von Klopapier spezialisieren können, wenn sie nicht gerade Shampoo anbieten, kann nicht verkehrt sein. Gleichzeitig sieht der H&M genauso aus, wie überall sonst. Polen ist ein schräges und faszinierendes Land: völlig kaputte Bahnhöfe, auf denen Skater auf den Zug warten oder Ramsch-Märkte mit unglaublich hässlichen Plastik-Klamotten, auf denen nur die am elegantesten gekleideten Frauen einkaufen. Die Innenstädte sehen aus wie geleckt und in den Bussen zieht es wie Hechtsuppe. Inzwischen war ich ein paar Mal da, und ich empfehle Polen jedem, der mal hartes Leben mitmachen will, ohne auf Zivilisation zu verzichten. Wenn man von den Zumutungen einer Fahrt in einem vorsinnflutlichen Zug die Nase voll hat, findet man immer ein vornehmes Café, das einen auf höchstem Niveau verwöhnt. Die Veranstalter fanden mich dann auch geeignet, eine Woche lang über sie zu schreiben, wie mir dann mitgeteilt wurde, und ich werde nach Polen fahren. Was mir vorher nicht bewusst war, ist, dass ich als Botschafter unterwegs bin, denn das Kulturprojekt entpuppt sich als Teil des „Deutsch-polnischen Jahres in Polen“ und ist vom Außenministerium initiiert, wie mir die Broschüre mitteilt. Ich werde da in einem rot-weißen Doppeldecker-Bus rumfahren, in dem „Das fliegende Klassenzimmer“ auf Polnisch zu sehen ist, bei einer Cartoon-Vernissage in Posener dabei sein, ein Lodzer Filmfestival besuchen und erleben, wie Lubliner Germanistikstudenten auf der Straße aus deutschen Büchern vorlesen. Ich hoffe, dass sich das Wetter bis dahin gebessert hat. Bild: minzgmbh.de

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