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Ich war eine Erdnuss

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Andy jobbte in Köln als Tigerente Name: Andy Alter: 28 Jobbte als: Redbull-Tigerente Einsatzfeld: Köln, Stadtzentrum und Rheinufer Finanzielle Notlage: Studium und zugehörige Feierei in München Grundgefühl im Kostüm: Ziemlich entspannt - als Tiger auf einer Ente in einer Stadt, in der einen niemand kennt, ist alles erlaubt. Lustigstes Erlebnis: Es gibt eigentlich kein spezielles, aber viel Spaß hatten wir immer mit den Kindern. Die waren natürlich Feuer und Flamme, wenn sie uns gesehen haben und wollten immer auf meiner Ente fahren. Außerdem hatten wir eine Elvis-Presley-Figur im Team, da kamen dann oft ältere Leute an, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen: einmal im Leben mit dem King tanzen! Schlimmstes Erlebnis: In meiner rowdyhaften Fahrweise bin ich mal den Bordstein hochgefahren und umgekippt. Bei diesem Unfall hat meine Ente einen ihrer Flügel verloren. Ich dachte schon, da sei nichts mehr zu machen - und ohne Flügel ist eine Ente einfach keine Ente.


Sabrina im Kostüm der Legoland-Prinzessin und als Drache Olli Name: Sabrina Alter: 27 Jobbte als: Olli, der Drache Einsatzfeld: Legoland Deutschland Finanzielle Notlage: Ich war jung und brauchte das Geld. Aber es war mehr als das – ich dachte auch, dass es einfach nur toll werden kann, in einem Vergnügungspark zu arbeiten. Grundgefühl im Kostüm: Im Sommer schlimme Hitze, im Winter angenehme Wärme. Ohne Sagrotan und Febreze ist der Job nichts für empfindliche Nasen – man muss sich einfach über die Kinder draußen freuen und darf über drinnen nicht nachdenken. Lustigstes Erlebnis: Mein lustigstes war zugleich auch mein rührendstes Erlebnis: Da walkte ich gerade herum, als mich ein kleiner, ungefähr fünfjähriger Junge entdeckte. Er kam voller Begeisterung und mit leuchtenden Augen auf mich zugerannt und umarmte mich, als wäre ich das größte Geschenk der Welt. Dann sagte er: „Ich liebe dich!“ und wollte mich vor lauter Liebe gar nicht mehr weggehen lassen. Schlimmstes Erlebnis: Das waren mehrere und es waren immer die Erwachsenen. Sehr genervt haben zum Beispiel vermeintlich noch nie dagewesene Sprüche wie „Ganz schön warm da drin, was?“ Oder wenn ich als wehrloser Drache mit meinen begrenzten Sichtmöglichkeiten rumgeschubst und gestoßen worden bin. Und dann waren da noch die Leute, die glaubten, sie müssten die Illusionen der Kinder zerstören: „Da ist jemand drin.“ Warum muss so was sein?


Aicha und ihr großes Vorbild: Mr. Peanut Name: Aicha Alter: 23 Jobbte als: Erdnuss Einsatzfeld: Frankfurter Waldstadion Finanzielle Notlage: Der Führerschein stand an. Grundgefühl im Kostüm: Heiß, heiß, heiß. Lustigstes Erlebnis: Ein älterer Mann sagte mir, ich sähe besser aus als Mr. Peanut – der legendäre Mann im Erdnusskostüm. Auch sehr süß: Einmal wollte mich ein kleiner Junge als „Erdnusshaustier“ mit nach Hause nehmen. Schlimmstes Erlebnis: Mein Job war es, während der Fußballspiele im Waldstadion Erdnusspäckchen zu verteilen, die ich auf einem kleinen Tablett und in einer Tasche in meinem Kostüm mit mir herumtrug. Während eines Spiels raubten mich ein paar Jungs ständig aus. Dann musste ich jedes Mal zur Aufladestation – was in diesem Kostüm sehr anstrengend war - um neue Erdnüsse zu holen, die sie mir dann sofort wieder klauten. In meiner Unbeweglichkeit konnte mich weder wehren, noch konnte ich flüchten. Es war grausam.


Lorenz als Storch "Mona Mindel" mit "Gustl Günz" (links) und "Kalle Kammel" Name: Lorenz Alter: 21 Jobbte als: Landkreismaskottchen – anfangs als Storch „Mona Mindel“, dann als Biber „Gustl Günz“ Einsatzfeld: Messen, Stadtfeste, Schuleinweihungen und Tage der offenen Tür im Landkreis Günzburg Finanziellen Notlage: Mein Taschengeld hat zum Weggehen nicht gereicht. Grundgefühl im Kostüm: Als Storch: wie ein orientierungsloses Schaf im Sommer, oben ist es heiß und unten rum fühlt man total entblößt – in einer Strumpfhose! Als Biber: genau wie im Storch-Kostüm roch es nach vier Jahren Schweiß, aber immerhin hatte ich eine richtige Hose an. Lustigstes Erlebnis: Bei einem Herbstfest in Leipheim ist uns – also „Mona Mindel“, „Kalle Kammel“ und „Gustl Günz“ - mal „Paula Print“, das Maskottchen der deutschen Tageszeitungen, über den Weg gelaufen. Da haben wir alle unsere Köpfe abgenommen und zusammen ein Bier getrunken. Schlimmstes Erlebnis: Das weiß ich noch genau, das war bei einem Stadtfest. An dem Tag war ich der Storch. Da mussten wir einem Typ vom Organisationskomitee hinterherlaufen, der bestimmt schon 60 war. Und der hat immer meinen Schnabel genommen – man läuft ja ziemlich orientierungslos rum – und damit irgendwelchen hübschen Mädchen in den Hintern gepiekst oder ihn ihnen zwischen die Beine gesteckt. Aber so, dass die nicht gesehen haben, dass er das war und nicht ich. Manchmal hat er mir dabei auch den Kopf total rumgedreht und ich habe überhaupt nichts mehr gesehen. Dazu hat er gesagt: „Der freche Storch. Hahahaha!“ Ich war damals erst 14, da ist einem so was tierisch unangenehm.

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