Aylin (2. von rechts) und der Vorstand der Deukischen Generation
Noch kennt man keine konkreten Ergebnisse des Integrationsgipfels.
Wichtig wäre, dass man endlich anfängt, die Migranten nicht mehr als „Fremde“ zu sehen, sondern als wichtigen Teil der deutschen Gesellschaft. Deutschland ist ein Einwanderungsland. In 15 Jahren sollen laut einer Studie mehr als jeder vierte Einwohner der Hauptstadt Berlin einen Migrationshintergrund aufweisen. Solche Statistiken werden normalerweise immer als problematisch zitiert. Genau so sollte diese Studie aber nicht gelesen werden. Ganz im Gegenteil: Migration sollte endlich als Bereicherung anerkannt und dementsprechend gefördert werden.
Man soll endlich anfangen, Probleme präventiv zu umgehen. Der wichtigste Grund für all die Integrationsprobleme, die wir zur Zeit haben, ist de facto die sozialschwache und bildungsferne Schicht der Migranten. Dafür können die Migranten selbst wenig, denn es war von der Bundesrepublik damals gewollt, dass keine Akademiker einreisen. Es sollten lediglich Menschen kommen, die gut und billig im industriellen Sektor arbeiten können - Gastarbeiter eben.
Niemand hat sich darum gekümmert, dass sie Analphabeten sind oder dass sie die Sprache nicht lernen. Es sind also Versäumnisse, die auch erst einmal von Seiten der Politik anerkannt werden müssen. Um diese sozialen Unterschiede jedoch längerfristig zu umgehen, bedarf es an essentiellen Maßnahmen im Bereich der Gleichberechtigung in Bildung:
Bildung ist der Schlüssel zum Eintritt in die Gesellschaft und Sprachkenntnisse sind entscheidend für den Schulerfolg.
Deutschland hat keine ökonomisch wertvollen Rohstoffe, Deutschlands Zukunft sind kluge Köpfe. Ein wichtiges Potential diesbezüglich stellen, gerade auch im Rahmen der Globalisierung, die bikulturellen Migrantenjugendlichen dar. Deshalb muss vor allem in der frühkindlichen und der schulischen Bildung und bei der Sprachvermittlung jede Menge verändert werden. Denn nur Maßnahmen, die auch die Ursache der Integrationsprobleme beheben, können erfolgreich sein.
Genau das erwartet man von dem Integrationsgipfel: Einen gezielten Plan zur Bekämpfung der Ursachen von Problemen, nicht von deren Auswirkungen.
Die Frage jedoch ist, ob all diese Erkenntnisse, Ergebnisse und Ziele des Gipfels wirklich ernst genommen und umgesetzt werden oder ob der Gipfel einfach ein Gipfel unter vielen ist und nur ein schönes Foto für die Presse liefern soll.
Viele türkische Vereine waren mit dieser Frage konfrontiert und haben ihre Teilnahme wegen der Verschärfung des Zuwanderungs- und Staatsangehörigkeitgesetzes abgesagt.
Sie sind der Meinung, dass sie am Gipfel nur die Rolle eines Statisten spielen, da all ihre Bemühungen gegen diese Verschärfung beim ersten Integrationsgipfel unbeachtet blieben.
Das neue Gesetz erschwert die Einbürgerung und Zuwanderung. Doch genau das Gegenteil war doch eines der Hauptziele des ersten Integrationsgipfels?! Eine Politik der offenen Arme wurde auch vom Jugendintegrationsgipfel im Mai verlangt! Auch die Grünen sowie Prälat Karl Jüsten vom Katholischen Büro beschweren sich.
Vielleicht wäre es als ein Zeichen der Politik „Wir reden mit statt über Migranten“ durchaus sinnvoll, sich diese Kritik anzuhören und nochmals über das Gesetz zu tagen?!
Ich persönlich kann als DeuKin nur eines dazu sagen: Eines meiner wichtigsten Anliegen ist es, irgendwann trotz meiner dunklen Haare in Deutschland als Deutsche akzeptiert zu werden. Genauso wie jeder, der in Frankreich lebt, sagen kann, dass er Franzose ist, und genau wie jeder, der in Amerika lebt, Amerikaner ist, möchte ich auch als Person, die in Deutschland geboren ist, die in Deutschland lebt, die die deutsche Bildung genossen hat, die perfekt Deutsch spricht und die einen deutschen Pass hat, als Deutsche anerkannt werden. Das Gesetz jedoch trennt mich von den übrigen Deutschen, statt mich mit ihnen zu verbinden.
Die Kritik ist also an einigen Stellen durchaus begründet, jedoch finde ich, dass das nicht dazu führen sollte, nicht am Integrationsgipfel teilzunehmen.
Denn nur durch Kommunikation und Dialog kann man Probleme beheben und die Zukunft Deutschlands gemeinsam gestalten.
Foto: deukischegeneration.de