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Honorarkonsule erzählen (III): Portugal - Gedichte im Sahara-Ofen

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Deutsche mögen ja gerne verbindliche Absprachen. Hier an der Algarve kann genau das aber zum Problem werden. Wenn ich beispielsweise mit einem Handwerker etwas ausmache, dann sagt der: Das bringe ich morgen vorbei. Dann kommt er aber morgen gar nicht – und hat nicht mal ein schlechtes Gewissen. Bei Dingen, die pressieren, kann ich das auch heute noch immer nicht so locker sehen. Etwa beim Internet, denn das brauche ich zum Arbeiten. Trotzdem rate ich: Man kann es insgesamt positiv betrachten. Es ist hier einfach ein Stück lockerer. Ich sage immer: Aufregen kostet nur die eigenen Nerven. Denn wenn man sich an dieses Laisser-faire gewöhnt, dann hat man es hier richtig schön. Ganz allgemein sind die Portugiesen freundliche, ruhige und höfliche Leute. Sie mögen es nur nicht gerne, wenn man sich im Bus oder an einer Warteschlange vordrängelt, aber sonst kann man sie nicht sehr leicht verärgern. Es leben hier an der Algarve mittlerweile sehr viele Deutsche: Neben einer halben Million Urlaubern pro Saison wohnen hier über 20 000 so genannte Residenten. Viele von ihnen arbeiten im Tourismusbereich. Es gibt von der deutschen und portugiesischen Handelskammer ein tolles Projekt: Derzeit lassen sich mehr als 100 Deutsche vor Ort in Hotels zum Koch oder Hotelfachwirt ausbilden. Den Unterricht an der Berufsschule organisiert die deutsche Handelskammer. Deutsche Studenten kommen dagegen kaum zu mir – es gibt nur eine staatliche Universität in Faro. Dort kann man allerdings wunderbar Meeresbiologie studieren, denn wir haben hier ein großes Natur- und Vogelschutzgebiet. Am meisten beschäftige ich mich hier aber mit Formularen wie etwa Reiseersatzausweisen. Informationen und Antworten auf die häufigsten Fragen kann man zum Beispiel auf meiner Internetseite www.honorarkonsul-faro.de lesen, die ich vor fünf Jahren eingerichtet habe. Geld gibt es bei mir aber nicht, eher Hilfe zur Selbsthilfe. Wir haben nämlich keine Fördermittel. Viele wissen das nicht, aber Honorarkonsul ist eine rein ehrenamtliche Tätigkeit. Ich selbst bin Unternehmer und kann mir die Zeit frei einteilen, sonst würde das ja gar nicht gehen. Trotzdem muss ich immer wieder hören: „Sie leben ja von den Steuergeldern“. Weil viele das glauben, gibt es dann auch ein entsprechendes Anspruchsdenken. Um das klarzustellen: Wir haben keinen Topf und müssen immer die Botschaft einschalten. Wer von mir einen Tipp hören will, dem rate ich: Man braucht eigentlich nur ein Stück weg von der Küste. Fünf, sechs, sieben Kilometer, das reicht. Da kommt man direkt in eine andere Welt, weg von dem üblichen Gewusel. Vor 20 Jahren haben sich gerade an die Westküste viele Aussteiger niedergelassen. Der Begriff Hippie fällt mir jetzt da ein. Die hat die unberührte Natur fasziniert, die es dort noch zu entdecken gibt. Portugal gehört natürlich schon lange zur EU und ist nicht mehr so exotisch, wie man vielleicht denkt. Wirklich gefährlich ist es hier nicht. Man sollte aber nicht leichtsinnig werden. Ich habe das ja alles schon erlebt: Die Leute steigen aus dem Verkehrsflieger, gehen gleich an den Strand zum Baden – und schwuppdiwupp ist die Tasche weg. Einfache Vorsichtsmaßnahmen muss man schon beachten. Ansonsten ist es hier einfach herrlich. Für Windsurfer ist der Atlantik bestens geeignet, das ist schon was anderes als das Mittelmeer. Im Winter ist der Wellengang am stärksten. Wir haben auch immer angenehmen Westwind – nur wenn wir Südströmung bekommen, also der Saharaofen bläst, dann wird es hier für Urlauber unangenehm heiß.

"Die letzte Bratwurst vor Amerika" Viele lustige Dinge erlebe ich in meinem Amt aber nicht. Die meisten Leute, die zu mir kommen, haben schließlich ein richtiges Problem. Einmal aber, da passierte etwas, was meine portugiesische Mitarbeiterin ziemlich verwirrt hat – und was im Nachhinein ziemlich komisch war. Da klingelte ein junger Mann mit schwarzem Hut an meinem Büro und als meine Mitarbeiterin aufmachte, sagte er ein Gedicht auf. Meine Mitarbeiterin kam aufgeregt zu mir und wusste überhaupt nicht, was da los ist. Als ich ihn mir dann angeschaut habe, wusste ich: Das ist ein deutscher Handwerksgeselle, der sich auf der Walz befindet. Und der braucht eben Stempel in seinem Wanderpass, den er dann seinem Meister vorlegen muss. Mittlerweile hatten wir nun schon ein paar Handwerksgesellen und jetzt haben wir uns daran gewöhnt. Interessant ist auch, dass sich gerade die jungen Portugiesen mittlerweile zunehmend im Geschäftsleben an europäische Gepflogenheiten halten. Das bedeutet natürlich für die Deutschen hier, dass man dann Termine schon einhalten muss. Wenn man aber privat um halb acht Uhr abends bei Freunden eingeladen ist, dann sollte man auch bei jungen Portugiesen nicht den Fehler machen und pünktlich kommen. Wenn man da nämlich termingenau vorbeischaut, ist noch nichts fertig und man bringt die Leute nur in Verlegenheit.

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